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Adblocking macht Qualitätsjournalismus kaputt

Warum und wie sich die Zeitungsverlage jetzt wehren wollen

Christian Röpke, Geschäftsführer ZEIT ONLINE GmbH Quelle: www.jakobboerner.com Christian Röpke Geschäftsführer ZEIT ONLINE GmbH 05.11.2015
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Die meisten Zeitungsmacher sind nicht gut auf Adblocker zu sprechen. Für das renommierte Wochenblatt DIE ZEIT ist das Maß jetzt sogar voll. "Adblocking macht den Qualitätsjournalismus kaputt", so Christian Röpke, Geschäftsführer ZEIT ONLINE GmbH. Alternativvorschläge für die Werbe- und Inhalteblocker hat der Topjournalist genug.







Sind Adblocker ein zukunftsweisendes Geschäftsmodell oder Wegelagerei?
Wir haben ein Problem in der Industrie und wir müssen uns jetzt vor allem der Kritik der User an den Werbeformen und dem vielfältigen Tracking stellen. Aber Adblocker in der jetzigen Form bestrafen alle, auch diejenigen, die eine friendly advertising policy haben oder sich darum bemühen. In seiner jetzigen Ausprägung gefährdet Adblocking eine wesentliche Säule zur Finanzierung von Qualitätsjournalismus. Und wenn Publisher dafür bezahlen sollen, dass ihre Werbung auf eine Whitelist aufgenommen wird, handelt es sich um einen nach unserer Sicht wettbewerbswidrigen Vorgang.

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) schlägt Alarm gegen die Adblocker, weil sich ihre Verbreitung ständig erhöht und damit die Einnahmechancen von Vermarktern und Publishern gemindert werden. Nachvollziehbar?
Es ist gut, dass der BVDW den Ernst der Lage so klar benennt. Insgesamt wird das Thema aus vielen Richtungen – auch international – derzeit mit einem großen Fokus begleitet und als echtes Problem erkannt. Wir könnten z.B. auf der Homepage von ZEIT ONLINE unseren Festpreis direkt um 25 Prozent erhöhen, wenn uns alle Page Impressions als Ad Impressions zur Vermarktung zur Verfügung stünden. Der uns dadurch entgangene Umsatz ist signifikant.

Den Betreibern von Adblockern wird vorgeworfen, die Kommunikation den Nutzern zu erschweren, indem bestimmte Inhalte geblockt werden. Entsteht hier eine einseitige Marktmacht, die den Verlagen schadet?
Ein entscheidendes Problem, das Sie ansprechen, ist in der Tat, dass Adblocker nicht „nur“ die Werbung blockieren, sondern auch in unsere Kommunikation mit denjenigen Usern eingreifen, die einen aktivierten Adblocker haben. Das verstehen wir als direkten Eingriff in unsere redaktionelle Hoheit und unsere Produktintegrität.

Sollte auch die Politik aufgrund der negativen wirtschaftlichen Auswirkungen eingreifen und ein Verbot für Adblocker aussprechen?
Man sollte sicherlich nicht immer als erstes nach der Politik rufen. Wir haben auch eigene Hausaufgaben zu erledigen und müssen das Ökosystem für Online-Werbung optimieren. Dass allerdings unser Dialog mit den Usern unterbunden wird, dass unsere Produktintegrität derart verletzt wird, geht gar nicht. Wie sollen wir sonst für Verständnis bei unseren Usern werben, dass nur durch die Refinanzierung unserer redaktionellen Leistung ein vielfältiges Angebot bestehen kann? Hier würde ich mir Unterstützung wünschen.

Was fordern Sie von den Betreibern von Adblock-Modellen und gibt es ggf. intelligente Alternativen zum Adblocking mit ähnlicher Aufmerksamkeitsstärke?
Ich würde mir einen Ansatz von Adblockern wünschen, die nicht so generell funktionieren und das ganze Internet „abschalten". Die Nutzer sollten selbst entscheiden können, ob sie die Werbung auf ZEIT ONLINE stört oder nicht. Warum nicht ein gezieltes Blacklisting statt dem aktuell sehr schädlichen Ansatz, bei dem so viel Kollateralschaden entsteht?

 

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