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ARD zögert bei Erweiterung der Radiodisplays

Zunächst soll Hörerverhalten und Geräteentwicklung abgewartet werden

Nathalie Wappler, Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission Quelle: MDR/Hagen Wolf Nathalie Wappler Vorsitzende ARD-Hörfunkkommission 10.11.2016
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Für die ARD ist das Potential von Displays in Radios noch nicht ausgeschöpft. Nach Einschätzuntg von Nathalie Wappler, Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission und neue Programmdirektorin des MDR, habe die visuelle Begleitung der Radioprogramme schon immer einen hohen Stellenwert. Allerdings soll erst das Hörerverhalten weiter beobachtet werden und wie sich der Geräteimarkt entwickelt. "Letztlich sollten wir bei allen Chancen und der Euphorie über visuelle Begleitmöglichkeiten von Radioprogrammen nicht vergessen, wo der Kernnutzen von Radio liegt, seine Stärken sind und was das Netz und andere Quellen einfach besser können", so Wappler.







Welche Bedeutung haben die Radiodisplays für Ihr Programm?
Die visuelle Begleitung ihrer Radioprogramme hat für die ARD und Deutschlandradio nicht erst seit heute einen hohen Stellenwert. Wir nutzen die Displays für vielfältige Informationen, bedienen aber auch die emotionale Ebene, z. B. mit CD-Covern und Live-Bildern aus den Sendestudios mit Moderatoren und Gästen.
Einfache monochrome Displays gehören zum Standard eines herkömmlichen UKW-Radios. Moderne Digitalradios mit DAB+ bieten größere und farbige Bildschirme, egal ob bei stationären Geräten oder im Auto.
Das Potential von Displays in Radios ist noch nicht ausgeschöpft. Wir beobachten genau, wie sich die Hörer verhalten, was sie erwarten und welche Angebote der Gerätemarkt unterbreitet und welche Angebote wir daraus entwickeln müssen.

Welche Inhalte verbreiten Sie dort?
Alle Hörfunkprogramme der ARD bieten ein Basisangebot auf den Displays. Mit dem RDS-Radiotext bei UKW oder mit dem Dynamic Label bei DAB+ werden zumeist Titel und Interpret der laufenden Musik angezeigt.
Beim Digitalradio DAB+ eröffnet die Slideshow den Hörern und den Radiomachern eine neue Dimension. CD-Cover, vertiefende Angaben zu laufenden Sendungen, Nachrichten-Schlagzeilen, Wettergrafiken, Verkehrsinfos und Tipps zu Events – all das entspricht den heutigen Erwartungen des Publikums und die ARD-Radioprogramme bieten diesen Service.
Noch mehr kann die kategorisierte Slideshow bei DAB+. Zu den Slides können Internetlinks mit übertragen werden, so dass das Massenmedium Radio mit dem individuellen Download über das Internet zusammengeführt werden kann.

Was wäre künftig denkbar, vielleicht eine Art Pinterest?
Denkbar ist sehr viel, zumal die Radiomacher bei der Auslotung der technischen und programmlichen Möglichkeiten von Digitalradio DAB+ sich noch in einem frühen Stadium befinden. Der hybride Ansatz der ARD, vor allem die digitalen Verbreitungsmöglichkeiten ergänzend zu kombinieren, lässt Raum zum Experimentieren.
Bei allen Chancen und der Euphorie über visuelle Begleitmöglichkeiten von Radioprogrammen sollten wir nicht vergessen, wo der Kernnutzen von Radio liegt, seine Stärken sind und was das Netz und andere Quellen einfach besser können.
Viele Radiogeräte, die DAB+ in bester Qualität empfangen, werden in einem Preissegment gekauft, in dem größere und farbige Displays die Ausnahme sind.
Radio ist ein erfolgreiches, beliebtes und stabiles „Nebenbei-Medium“, von dem die Hörer vor allem Informationen, Emotionen, Unterhaltung und Begleitung erwarten. Die ARD-Programme und von DLR bieten beides - Neues in visualisierter Form und bestes Radio, das auch ohne große Bilder seine Hörer erreicht.

Welche Rolle spielen die modernen Car-Infotainment-Systeme in Ihren Überlegungen in Bezug auf die Ausspielung audiovisueller Inhalte? Bspw. Podcast-Inhalte, Geodaten für Parkleitsysteme, Livestreaming, etc.
Wir müssen überall dort sein, wo die Hörer und Nutzer sind. Insofern ist das Auto ein besonders wichtiger Ort für Radio, wo es im übertragenen Sinne oft die Position des Beifahrers übernimmt. Besonders die schnell erfassbaren Slides sind für die Rezeption im Fahrzeug geeignet.

Wir arbeiten daran, auch Audiofiles über DAB+ via Car-Entertainment-Systeme zu übertragen (Filecasting). Beiträge, die von einem breiten Publikum nachgefragt werden wie Nachrichten, Comedy, Sport-Newsflash usw. können unabhängig vom mobilen Internet über den Broadcastweg empfangen und im Autoradio on-demand wiedergegeben werden.

Besonders Verkehrsinformationen sind für uns ein wichtiges Produkt, das sehr geschätzt und nachgefragt wird.
Die ARD wird mit dem neuen digitalen Verkehrsservice über Digitalradio DAB+ (TPEG) deutlich mehr und differenziertere Informationen zum Verkehrsgeschehen, zu Staulängen, Verzögerungszeiten, Parkplatzsituationen und den enorm sicherheitsrelevanten Angaben zu exakten Stauenden bieten können.

Dort sein, wo die Hörer sind - wie gut ist das klassische Radio künftig im Kampf um mobile Relevanz aufgestellt?
Die Radioprogramme der ARD und von DLR sind traditionell in ihrer mobilen Verbreitung gut aufgestellt und wir werden diese Position ausbauen. Wir sind auf allen relevanten Verbreitungswegen und Geräten vertreten. Dazu gehören das innovative Digitalradio DAB+, UKW und das Internet.
Radio wird überall dort besonders genutzt, wo Menschen ihre Augen primär für etwas Anderes benötigen. Beim Autofahren, bei der Arbeit am PC, im Haushalt, als informatives und unterhaltendes Medium und manchmal auch als tröstender Begleiter.
Mobile Relevanz heißt auch Verlässlichkeit in allen Situationen. Mit dem Radio und besonders DAB+ steht dem Hörfunk ein äußerst stabiler Verbreitungsweg zur Verfügung. Wenn IP-Netze in Katastrophen- und Krisenlagen zusammenbrechen oder der Mobilfunk überlastet ist, kann Radio seine Hörer weiter zuverlässig erreichen.

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