Mehrere Plattformen senken angesichts der Corona-Krise die Qualität ihrer Video-Streams. Wie verfahren ARD-Mediatheken in dieser Frage?
Wir haben auch wahrgenommen, dass kommerzielle Streaminganbieter die Qualitätsstufen ihrer Video-Streams bereits reduziert haben oder dies beabsichtigen. Im Vergleich zu diesen Angeboten werden die Angebote der ARD Mediatheken mit deutlich geringeren Datenraten angeboten – beispielsweise läuft das Video Streaming adaptiv mit nur maximal 4 Mbit/s für die höchste Qualitätsstufe in der ARD. Die Datenraten kommerzieller Dienste liegen nach wie vor deutlich darüber. Eine Reduzierung der Qualität ist daher bei der ARD derzeit nicht geplant. Wir beobachten jedoch die weitere Entwicklung sorgfältig und werden reagieren, sollten veränderte Rahmenbedingungen dies erfordern.
In den Medien wird darüber spekuliert, ob Engpässe in der digitalen Infrastruktur sogar zur temporären Abschaltung einzelner Dienste führen könnten. Wie bewerten Sie das?
Trotz der spürbaren Steigerung des Datenverkehrs stößt der zentrale Internet-Knoten DE-CIX in Frankfurt nach Aussage des Betreibers nicht an seine Kapazitätsgrenze. Ein Nadelöhr könnten aber eher ungenügend ausgebaute Netze an den Wohnorten („Letzte Meile") werden. Insofern wird es eher zu lokalen als zu bundesweiten Engpässen kommen. Ob es vor diesem Hintergrund zur Abschaltung einzelner Dienste kommen wird, können wir nicht einschätzen.
Die Streaming-Plattformen gelten als Traffic-Treiber im Internet – inwiefern könnten niedrigere Datenraten auch nach der aktuellen Krisensituation zu einer nachhaltigeren Digitalwirtschaft beitragen?
In der Tat sind Video-Dienste sehr datenintensiv - dies trifft insbesondere für Streaming-Angebote mit hoher Bildqualität (UHD) zu. Zur aktuellen Entlastung der Internetinfrastruktur hat die ARD daher empfohlen, in dieser Krisensituation für den Empfang ihrer Liveprogramme sowohl beim Fernsehen als auch beim Radio die verlässlichen linearen Empfangswege über DVB-T2, Satellit, Kabel und UKW/DAB+ zu nutzen. Dort gibt es beste technische Qualität ohne Kapazitätsprobleme und ohne Belastung der Internet-Infrastruktur.
Welche Maßnahmen sollten andererseits aus Ihrer Sicht nach der aktuellen Krise die digitale Infrastruktur belastungsfester machen?
Die Engpässe treten primär beim Zugang der Haushalte zum Internet auf („Letzte Meile") - sowohl beim Zugang in der Fläche über DSL, Breitbandkabel und Mobilfunk. Beim Ausbau der Zugangsnetze müsste Deutschland weiter sein und den viel genannten Breitbandausbau auch in der Fläche stärker voranbringen.
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