Experten befürchten, dass es durch Location-based Games zu einer Zunahme von Verkehrsunfällen kommt. Was raten Sie Verkehrsteilnehmern?
Klar, Location-based Games sind neu, spannend und wecken den Jagd- und Sammeltrieb. Im Straßenverkehr haben sie aber nichts zu suchen. In erster Linie ist hier an die Eigenverantwortung und Selbstdisziplin zu appellieren. Die Teilnahme am Straßenverkehr verpflichtet grundsätzlich immer zu Achtsamkeit - egal ob als Fußgänger, Zweiradfahrer- oder Autofahrer. Unachtsamkeit und Ablenkung kann unter Umständen gravierende Folgen haben. Zwar ist uns bisher noch nicht bekannt, dass ein Spieler in Deutschland auf Grund eines solchen Spiels im Straßenverkehr zu Tode gekommen ist – auszuschließen ist das jedoch nicht und früher oder später wird es wahrscheinlich passieren. Denn Ablenkung im Verkehr ist schon heute ein oftmals unterschätztes Problem – und zwar nicht nur am Steuer. Immer wieder laufen Fußgänger vor eine Straßenbahn, weil sie aufs Handy statt auf den Verkehr achten. Zwar sollte klar sein, dass wegen einem Spiel niemand abrupt stehenbleiben oder mehrere Male durch einen Kreisverkehr fahren sollte. Doch der gesunde Menschenverstand setzt beim Spielen oftmals aus. Eltern sollten deshalb mit ihren Kindern über mögliche Risiken und Gefahren sprechen.
Bei Location-based Games werden die Spieler an für sie unbekannte Örtlichkeiten geführt. Wie lässt sich sicherstellen, dass (insbesondere junge Nutzer) nicht in Gefahr geraten?
Sicherstellen kann man das nicht. Es gibt nur verschiedenen Möglichkeiten, die Gefahren zu minimieren. Eltern sollten zum Beispiel klare Spielregeln definieren: Dann dürfen zum Beispiel nur Plätze aufgesucht werden, die vertrauenserweckend sind oder Orte an denen sich bereits andere Leute befinden. Der Akku des Handys sollte im Auge behalten werden. Zur Sicherheit können Eltern eine Powerbank mitgeben, die nur in Gefahrensituation genutzt werden darf.
Kinder oder Jugendliche sollten nicht alleine losziehen, sondern zum Beispiel nur in einer Gruppe und mit verantwortungsbewussten älteren Kindern oder Jugendlichen. Ganz klar ist auch, früher oder später wird es zu gefährlichen Situationen kommen. Hier steht der Hersteller in der Pflicht und muss gefährliche Orte aus dem Spiel entfernen.
Die Hype-App Pokemon Go hat eine USK-Empfehlung ab 6 Jahre. Wie sollten die jungen Nutzer auf das Spiel und etwaige Gefahren vorbereitet werden?
Zwar hat das Spiel eine Empfehlung ab sechs Jahren, trotzdem empfehlen wir Eltern, ihre Kinder zu begleiten, wenn diese unter 12 Jahre alt sind. Eltern und Kinder sollten außerdem grundsätzlich gemeinsam über das Spiel und die Spielinhalte sprechen. Dadurch kann das Kind mögliche Zusammenhänge selbstständig erkennen und für Gefahren sensibilisiert werden. Eltern wiederum können sich ein Bild von ihrem Kind machen. Anhand der individuellen Einschätzung über die Verkehrskompetenz und Eigenverantwortung des Kindes sollten Eltern ihr Kinder über mögliche Gefahren aufklären, gemeinsam vorab Plätze besuchen und direkt vor Ort über das Gefahrenpotential sprechen. Dabei ist auch zu beachten, dass Eltern den körperlichen und geistigen Entwicklungsstand ihres Kindes im Blick haben. Das Sehfeld eines Kindes ist noch nicht so entwickelt, wie das eines Jugendlichen oder Erwachsenen. Auch können Kinder gefährliche Situationen nicht immer richtig einschätzen. Schlussendlich ist das eine Sache des Vertrauens und Einschätzens.
Angesichts der Gefahren rund um den aktuellen Trend – braucht es neue gesetzliche Regulierungen?
Für neue Gesetze braucht es immer jemanden, der dafür sorgt, dass diese auch eingehalten werden. Sonst sind sie das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Das ist – insbesondere bei Smartphones – jedoch ein enormer Aufwand. Außerdem gibt es, gerade was den Verkehr angeht, genug Gesetze. Hier sei beispielsweise nur auf den ersten Paragraphen der Straßenverkehrsordnung hingewiesen, danach ist jeder Verkehrsteilnehmer zur Vorsicht und Rücksichtnahme angehalten. Andere Verkehrsteilnehmer sollen außerdem weder gefährdet noch geschädigt werden. Mit dem Handyverbot gibt es daneben eine klare Regelung, was Smartphones und Spiele-Apps angeht – am Steuer ist es dem Fahrer schlicht untersagt, das Handy in die Hand zu nehmen. Im Verkehrsrecht braucht es aus unserer Sicht daher keine neuen Regeln.