Die Gedankenspiele sorgten für Rauschen im Blätterwald: Thüringer Politiker dachten über eine Trennung vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) und einen Anschluss an den Hessischen Rundfunk (hr) nach. Grund: Die MDR-Standorte sind aus Thüringer Sicht ausgesprochen ungerecht verteilt. Nach der MDR-Ankündigung, Thüringen solle ein Medienkompetenzzentrum erhalten, diskutiert die Politik.
André Blechschmidt, Parlamentarischer Geschäftsführer und Medienpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag spricht von einem „Geburtsfehler“ des MDR-Staatsvertrages und will zunächst abwarten, ob das neue Medienkompetenzzentrum diesen behebt. „Ob diese geplante Ansiedlung ausreichend ist, hängt letztendlich von Überlegungen zur Größe, Aufgabenstellung, Inhalt sowie Nachhaltigkeit und Perspektive dieser Einrichtung ab.“ Die Ansiedlung dürfe nicht nur eine Alibifunktion erfüllen, sondern wichtig sei die „damit verbundene Wertschöpfung in Thüringen durch Thüringer Medienunternehmen deutlich zu erhöhen“.
Auch Gerold Wucherpfennig (CDU) verweist darauf, dass Thüringen bezogen auf das MDR-Gesamtpersonal nur einen Anteil von sechs Prozent habe. Das Medienkompetenzzentrum könne die Unausgewogenheit der MDR-Standortverteilung nicht ausgleichen. „Die Ansiedlung weiterer Verwaltungs- bzw. Produktionsbereiche in Thüringen ist somit erforderlich.“
Gleichwohl bekennen sich die Politiker zum MDR. Für Blechschmidt sind Aussagen und Hinwendungen zum hr „von theoretischer Art und Weise“. Und Wucherpfennig betont: „Die CDU hat diese Option zu keinem Zeitpunkt in die politische Debatte eingebracht und hält diese Überlegung für unseren Freistaat Thüringen auch nicht für sinnvoll und zielführend.“
Auch hochranginge Politiker in den Partnerländern wollen eine solche Diskussion nicht führen. „Ich meine aber, dass Thüringen beim MDR aus mehreren Gründen gut aufgehoben ist“, sagt Dr. Fritz Jaeckel, Sächsischer Staatsminister und Chef der Staatskanzlei. „Nach menschlichem Ermessen müsste dieses Thema eigentlich so schnell aus den Medien verschwinden wie, es hineingekommen ist.“