Immer mehr Landwirtschaftsbetriebe setzen auf digitale Anwendungen und KI. Wie steht die Landwirtschaft in Ihrem Bundesland aus Ihrer Sicht in der digitalen Transformation da?
Die Landwirtschaft in Brandenburg ist hochtechnisiert und arbeitet teils mit modernsten Geräten. Das reicht von innovativen, wassersparenden Bewässerungsformen über präzisierte Kalkungsmethoden bis zu intelligenten Melksystemen. Dazu sorgen geförderte und wissenschaftlich begleitete Projekte, wie EIP-AGRI oder die Ställe der Zukunft, dafür, dass die Erkenntnisse im Hinblick auf verbesserte und effiziente Produktionsabläufe oder Klimaanpassungsmaßnahmen schnell in die Praxis überführt werden. Brandenburg verfügt außerdem über eine auch deutschlandweit herausragende Agrarforschungslandschaft, in deren Projekten stets eng mit den Betrieben und praxisnah geforscht und gearbeitet wird. Und auch im Förderwesen verabschiedet man sich immer mehr vom Papier: Die umfangreichen Agraranträge werden digital gestellt und mit Foto-Apps werden die für die Förderfähigkeit notwendigen Nachweise digital übermittelt.
Nicht zuletzt bieten sich online für Betriebe die Möglichkeiten, sich, ihre Produkte und den Berufsstand zu präsentieren. Dadurch werden Landwirtinnen und Landwirte sogar zu Influencern für eine bestimmte Klientel und es eröffnen sich neue Vermarktungswege.
Insbesondere bei Klima- und Wettervorhersagen sind digitale und KI-Anwendungen im Einsatz. Wie können digitale Lösungen bei der Anpassung an den Klima-Wandel helfen?
Im trockenen Brandenburg ist die Wasserverfügbarkeit das A und O für die Landwirtschaft. Die Trockenjahre 2018 bis 2020 und auch die letzten Jahre haben die Betriebe häufig vor große Probleme gestellt. Deshalb setzen viele Betriebe beispielsweise auf intelligente und wassersparende Bewässerungsformen, um einerseits die Ernten zu sichern und andererseits sparsam mit der Ressource Wasser umzugehen. Man darf dabei auch nicht vergessen, dass die Grundlagen und die wissenschaftlichen Prognosen ebenfalls häufig auf KI-Modellen basieren. Sie liefern die Informationen für die Landwirtschaft, um sich besser an die Auswirkungen der Klimaveränderungen anzupassen. Wenn beispielsweise die Attributionsforschung des Deutschen Wetterdienstes davon ausgeht, dass es künftig immer häufiger zu Extremwetterereignissen kommen wird, dann führt das dazu, dass sich die Agrarforschung und die Betriebe mit diesen Extremwettereignissen auseinandersetzen müssen. Die Frostschäden im Obstanbau in diesem April sind hier ein Beispiel. Es wird erwartet, dass diese Frühjahrsfröste vermehrt eintreten können. Deshalb setzen Obstanbaubetriebe entsprechend auf Frostschutzberegnung.
Vor allem in Sachen Nachhaltigkeit sehen viele Landwirte große Potenziale in digitalen Lösungen. Welchen Beitrag kann die Digitalisierung in diesem Bereich leisten?
Nachhaltig bedeutet, sorgsam mit den Ressourcen umzugehen. Das Beispiel Wasser habe ich bereits genannt. Aber auch Böden und die Biodiversität spielen hier eine große Rolle. Dafür gibt es ebenfalls bereits technische Möglichkeiten – zum Beispiel automatisierte Roboter zur mechanischen Unkrautentfernung oder der effiziente und gezielte Einsatz von Düngemittel. Ein Forschungsprojekt aus Brandenburg, das sich mit präzisier Kalkung befasst, hat erst in diesem Jahr bei den EIP-AGRI-Awards den 1. Preis in der Kategorie Digitalisierung erhalten. Ich hoffe sehr, dass diese Projekte Schule machen.
Als größtes Hemmnis sehen die Betriebe die hohen Investitionskosten. Wie unterstützt Ihr Haus die Betriebe in Ihrem Bundesland in der digitalen Transformation?
Über die Richtlinie zur Förderung einzelbetrieblicher Investitionen fördern wir unter anderem die Anschaffung von wassersparender Technik, unterschiedliche Maßnahmen zur Modernisierung oder auch Computertechnik. Über das EU-Programm EIP-AGRI werden zudem Projekte gefördert zum Austausch von Wissenschaft und Praxis. Ziel ist es, neue oder verbesserte Produktionsverfahren im Hinblick auf Effizienz und Ertrag, aber auch Klimaanpassung und Umweltschutz zu entwickeln. Auch aus dem Zukunftsinvestitionsfonds des Landes Brandenburg werden hier Projekte gefördert. Die von uns ebenfalls unterstützten Forschungsinstitute, wie die Lehr- und Versuchanstalt für Tierzucht und Tierhaltung (LVAT), die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik (LVGA) oder das Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaft (FIB) sind zudem gute Ansprechpartner für die Betriebe zu unterschiedlichsten Themen. Eine enge Zusammenarbeit gibt es auch mit dem ZALF in Müncheberg oder dem Leibniz-Institut für Agrarforschung und Bioökonomie.