Die Landwirtschaft erfüllt eine der wichtigsten Aufgaben: Sie produziert die Nahrungsmittel, die wir zum Leben brauchen. Zugleich arbeiten die Landwirte in und mit der Natur. Sie bewirtschaften ihre Felder und Wiesen. Das muss nachhaltig geschehen. Der schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen ist das Gebot der Stunde. Schließlich geht es darum, das landwirtschaftliche Handwerk und den Beruf des Betriebsleiters in der Gesellschaft zu verankern. Anerkennung und ein gutes Einkommen sind essenziell, um das Berufsbild für diese und auch für die nächste Generation attraktiv zu gestalten.
Die Digitalisierung in der Landwirtschaft hilft, diesen Dreiklang von wirtschaftlichem Erfolg, nachhaltigem Umgang mit der Natur und gesellschaftlicher Integration und Anerkennung zu meistern. Dabei muss die Digitalisierung Landwirten Arbeit abnehmen oder diese spürbar erleichtern, sie muss eine intelligente Vernetzung der einzelnen Teilbereiche und -aktivitäten des Betriebs herbeiführen, sie muss helfen, das Image zu verbessern und darf dabei die Landwirte technologisch nicht abhängen!
BILDERGALERIE
Den gesamten Betrieb und alle Daten im Blick
Der Landwirt benötigt ein präzises Bild seines Betriebes. Er verwaltet seine bewirtschafteten Flächen und plant die produktionsfördernden Maßnahmen für jede einzelne davon genau. Das Ausbringen von Saatgut, die Nutzung von Düngemitteln, die Planung der Fahrspuren sowie Anfahrtswegen, die Koordination von externen Arbeitskräften, der Einsatz landwirtschaftlicher Maschinen und die Planung der notwendigen Transport- und Lagerkapazitäten: Die Leitung eines landwirtschaftlichen Betriebs ist vielseitig und komplex.
Die Digitalisierung ist in diesem Kontext zu einem wichtigen Helfer im Alltag geworden. Alle Daten im Blick! Mit dem Geobox-Viewer des digitalen Agrarportals erhalten Landwirte georeferenzierte Antworten zu Themen rund um die Landentwicklung und den landwirtschaftlichen Anbau. Die hierfür entwickelte Webanwendung vereint Liegenschaftskarten, Luftbilder und topographische Karten mit Fachdaten, wie z. B. zu Erosions- oder Spätfrostgefährdung sowie dynamischen Wetterdaten. Der Landwirt lädt seine eigenen Betriebsdaten, wie etwa die Grenzen seiner Schläge, hinzu und erhält augenblicklich eine Datengrundlage für seinen Betrieb und dessen Bewirtschaftung. Diese Lösung ist intuitiv bedienbar und integriert sich leicht in die Betriebsabläufe des Landwirts. So gewinnt der Landwirt Zeit für andere, wichtige Aufgaben, bei denen sein Gespür und seine Erfahrung stärker gefragt sind.
Mobile Apps im Einsatz bei der Grünlandmahd
Ein weiterer Anwendungsfall für den Einsatz digitaler Technologien in der Landwirtschaft ist die Grünlandmahd. Arten- und Umweltschutz sind hier stets einzuhalten. Verträge mit Naturschutzbehörden sind bindend. Hierin ist genau geregelt, welche Schonflächen stehen gelassen und welche Wiese gemäht werden darf. In welche Reihenfolge mähe ich? Wo muss ich etwas liegen lassen? Welcher Fahrer mäht, schwadert oder fährt die Fuhre in welcher Reihenfolge weg?
Mobile Apps wie ArcGIS Field Maps helfen dabei, diese Zusammenhänge intuitiv darzustellen und miteinander zu verknüpfen. Der Fahrer des Mähwerks kann buchstäblich die Live-Karte auf dem Handy mitführen. Verschnitten mit der Anzeige seiner eigenen Position wird ihm erheblich dabei geholfen, an den richtigen Stellen zu mähen und die vereinbarten Schutzgebiete in der täglichen Praxis einzuhalten.
Präzise Prognosen durch digitale Werkzeuge
Umwelt- und Klimaschutz beschäftigen die Landwirtschaft zusehends. Der Kostendruck steigt. Ein Beispiel dafür ist die grünlandbasierte Milcherzeugung in deutschen Mittelgebirgsregionen. Die Milch ist ein hochwertiges Lebensmittel, dessen umweltfreundliche Landbewirtschaftung zum Erhalt wichtiger Ökosysteme beiträgt. Schließlich steigen auch der Erholungswert und die Attraktivität der Region. Um diese wertvolle Bewirtschaftung zukunftsfähig zu gestalten, sind die Landwirte auf Hilfsmittel angewiesen. Besonders interessiert sind sie an einer digitalen Lösung, die ihnen präzise die Erntemenge vorhersagt. Auch für die Vorratshaltung und Futterplanung ist es wichtig, frühzeitig datenbasierte Kaufentscheidungen treffen zu können. Hinzu kommen Beiträge zum Umweltschutz und zur effizienten Betriebsführung, die heutzutage ganz oben auf der Anforderungsliste stehen.
Digitale Werkzeuge ermöglichen diese präzise Ertragsprognose. Sie werden digital erstellt und zeigen detailliert, wie viel Gras der Landwirt in welchem Teil der Fläche zu welchem Schnittzeitpunkt ernten kann.
Die politische Grundlage für die digitale Landwirtschaft
Die EU-Politik fördert bedeutsam das nachhaltige Wirtschaften in der Landwirtschaft. Fördergelder werden ausgezahlt und helfen den Landwirten, die oft kostenintensiven Maßnahmen zum Erhalt der Natur umzusetzen. Dank den EU-Agrarfördermitteln ist zwar der erste Schritt bereits getan, der damit einhergehende Kontrollprozess benötigt jedoch Zeit- und Personal-Ressourcen, sowohl auf Seiten der Landwirte als auch der Agrarverwaltungen.
Apps schaffen die notwendige Transparenz und helfen beiden Seiten: der Agrarverwaltung und dem Landwirt. Auf einen Blick sieht der Landwirt in der App, welche Punkte für seine Anträge noch zu klären sind und ob Dokumente oder Fotonachweise gefordert werden. Zudem hilft die App bei der Orientierung im Feld. Eine Kartenkomponente stellt Straßendaten und Orthofotos sowie die Auftragsflächen zu den einzelnen Aufträgen vor. Dank der hochgenauen, georeferenzierten Fotoerfassung der App zusammen mit einer manipulationssicheren Standortbestimmung der Galileo-Dienste wird dem Landwirt ein schneller, medienbruchfreier Austausch der geforderten Nachweise garantiert.
Der Digitale Betriebszwilling
Geografische Informationssysteme (kurz GIS) spielen zunehmend eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung digitaler Hilfsmittel für Landwirte. Sie ermöglichen es, alle relevanten Daten für den landwirtschaftlichen Betrieb in einem System abzubilden. Dies schließt offene Daten (Open Data) genauso ein wie die Möglichkeit, betriebseigene Daten einzusetzen. Das mühsame Hin- und Herkopieren von Daten entfällt. Zudem erlauben moderne GIS-Systeme das mobile Arbeiten im Feld und ermöglichen das Anbinden weiterer Systeme über intelligente Schnittstellen (APIs). Das Führen der Ackerschläge und die Verwaltung von Pacht- und Eigentumsverträgen wird bedeutend vereinfacht. Schließlich fördern sie das Arbeiten im Team und ermöglichen das zentrale Planen von Arbeitsschritten.
Landwirt Andreas Dörr setzt in seinem Betrieb modernste Agrartechnik ein und engagiert sich aktiv in der Wissensvermittlung über die digitale Landwirtschaft, besonders gegenüber der Jugend und in der Politik. Als Mitglied des Kompetenz-Netzwerks Digitale Landwirtschaft Bayern (KNeDL), einem Netzwerk der Bayern Innovativ GmbH, knüpfte er wertvolle Kontakte, darunter zur Software-Firma Esri. Diese Vernetzung führte zur Entwicklung des digitalen Zwillings seines landwirtschaftlichen Betriebs in Ostheim vor der Rhön, der auf Esri Technologie basiert. Für sein Engagement wurde Andreas Dörr 2023 mit dem zweiten Platz beim Bayerischen Digitalpreis, B.Digital, ausgezeichnet.
Das moderne ArcGIS-System von Esri übernimmt eine Schlüsselrolle in der Digitalisierung der Landwirtschaft. Daten aus unterschiedlichen Quellen, wie z. B. Open Data Portalen verschiedener Bundesländer, werden zusammengeführt und aus einer Hand bereitgestellt. Das System bietet einfach zu bedienende Apps und Funktionalitäten wie Office-Produkte, die dem Landwirt helfen, mit bekannten und leicht verständlichen Funktionen innovative Aktionen auf seinem Grund und Boden auszuführen.
KI im Einsatz
Zunehmend helfen außerdem Assistenten der künstlichen Intelligenz (KI) in landwirtschaftlichen Betrieben. Der Landwirt tippt ein, was er sucht und umsetzen möchte. Die KI hilft bei der Suche und schlägt Möglichkeiten zur Umsetzung vor. Der Landwirt profitiert. Die moderne ArcGIS Technologie überwindet die bestehenden Schwierigkeiten mit den Daten und bisherigen Software-Anwendungen und hilft dem Landwirt effektiv in seiner alltäglichen Praxis. Die landwirtschaftliche Produktion wird so unterstützt, Aspekte der Nachhaltigkeit können effektiv berücksichtigt werden und nicht zuletzt spielt die Technologie eine immer wichtiger werdende Rolle in der Öffentlichkeitsarbeit. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Die dreidimensionale Darstellung eines Betriebs hilft zudem, die Nachbarn und Anwohnenden für die Belange des landwirtschaftlichen Betriebs zu gewinnen, sie einzubeziehen und den Beruf des Landwirts „digital“ zukunftsfähig zu machen.
Weiterführende Links:
- Interview mit dem Träger des Bayerischen Digitalpreises 2023 Andreas Dörr: Die Landwirtschaft wird 3D
- GIS im Einsatz bei Doerr-Agrar: Smart Farming: Landwirtschaft wird 3D bei Doerr-Agrar
- Flächenmanagement mit Location Intelligence: GIS in der Land- und Forstwirtschaft
- Sustainable Operations: Mit GIS nachhaltige Initiativen beschleunigen und Effizienz steigern
- Fachbeitrag zu den Möglichkeiten der Digitalisierung bei der naturnahen Grünlandbewirtschaftung: Das Gras wachsen sehen: mit Geoinformationen gelingt es
- Alle Daten im Blick beim DLR: Der GeoBox Viewer
- Drohnen und GIS-Software im Einsatz: Drainagen nach Jahren mit Drohnendaten und ArcGIS wiederfinden
- Genaue Ertragsschätzung: Bessere Ertragsvorhersage für Weizen, Raps und Gerste mit Radardaten
- Eine smarte App erleichtert die EU-Agrarförderung: So digitalisieren Landwirte Ihre Auftrags-Workflows