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Interview26.08.2024

Über Apps, Robotik und Sensorik für Landwirte

Wie Thüringen die digitale Transformation der Landwirtschaft fördert

Susanna Karawanskij - Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, Freistaat Thüringen Quelle: TMIL/Daniel Santana Susanna Karawanskij Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft Landesregierung Thüringen
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Dipl.- Journ. Thomas Barthel
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"Aus Umfragen wissen wir, dass die Hälfte der Thüringer Agrarbetriebe Prognosemodelle für den Pflanzenbau anwendet, etwa 40 Prozent der Betriebe nutzt digitale Schlagkarteien, Fahrzeuge mit Lenksystemen und Satellitenbilder zur Ertragszonierung" berichtet die Thüringer Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij (Die Linke). Bei der Tierhaltung gibt es noch Luft nach oben. Ihr Haus bietet eine ganze Reihe von Förderprogrammen an - und sie hofft auf weitere Möglichkeiten.





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Immer mehr Landwirtschaftsbetriebe setzen auf digitale Anwendungen und KI. Wie steht die Landwirtschaft in Ihrem Bundesland aus Ihrer Sicht in der digitalen Transformation da?
Die Thüringer Landwirtschaft hat ihren Schwerpunkt mit 605.000 ha Ackerland in der Pflanzen-produktion. Zudem sind die Betriebe sehr groß strukturiert. 70 Prozent der Fläche werden von 180 Betrieben bewirtschaftet, die eine Größe bis 5000 Hektar haben. Die Betriebe benötigen digitale Hilfe, um Bewirtschaftungsmethoden, Tierhaltung, Personal- und Maschineneinsatz sinnvoll und effektiv zu koordinieren. Aus Umfragen wissen wir, dass die Hälfte der Thüringer Agrarbetriebe Prognosemodelle für den Pflanzenbau anwendet, etwa 40 Prozent der Betriebe nutzt digitale Schlagkarteien, Fahrzeuge mit Lenksystemen und Satellitenbilder zur Ertragszonierung. In der Tierhaltung werden hingegen nur in etwa 20 Prozent der Betriebe digitale Herdenmanagement-programme eingesetzt und Stallrobotik sogar in nur 10 Prozent der befragten Betriebe. Mit den neuen GAP-Anforderungen gab es mit dem Satellitenmonitoring und der georeferenzierten Antragstellung einen Digitalisierungsschub. Wir haben dafür die FAN-App eingeführt, die auch zwei
KIs mitliefert, die Wild- und Kulturpflanzen erkennen können. Nach einer etwas schwierigen Gewöhnungsphase bei den Landwirten und intensivem Techniksupport durch unser Landesamt hat sich die FAN-App in der Antragsstellung mittlerweile etabliert.

Insbesondere bei Klima- und Wettervorhersagen sind digitale und KI-Anwendungen im Einsatz. Wie können digitale Lösungen bei der Anpassung an den Klima-Wandel helfen?
Das Wetter ist im Pflanzenbau ein wesentlicher Produktionsfaktor. Je früher das Wetter bestimmbar ist, desto eher kann die Bewirtschaftung daran angepasst werden. Das ist unter anderem relevant für die Bewässerung, Heuwerbung oder die Ernte, die technisch sehr aufwendig sind und geplant werden müssen. Auch der Erfolg von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln ist oft wetterabhängig, so dass Ressourcen effizienter und schonender eingesetzt werden können, wenn die Wetterlagen bekannt sind. Am problematischsten sind Extremwetterereignisse, die sich in den letzten Jahren häufen und dabei besonders schwer und lokal ausfielen. Wenn hier die Prognosen genauer und zuverlässiger werden, können vorbeugende Bewirtschaftungsentscheidungen getroffen werden, um Verschlämmung und Erosion zu verhindern.

Vor allem in Sachen Nachhaltigkeit sehen viele Landwirte große Potenziale in digitalen Lösungen. Welchen Beitrag kann die Digitalisierung in diesem Bereich leisten?
Das Potenzial ist insbesondere bei Technologien groß, die Betriebsstoffe wie Diesel, Dünger, Pflanzenschutzmittel einsparen. Da gibt es mittlerweile viele Angebote wie Teilflächenbearbeitung, Betriebsdatenauswertung, Nutzung von Sensoren an Maschinen und vieles mehr. Zudem sind Technologien sinnvoll, die das Tierwohl fördern. Ich denke da an Sensoren zum Aktivitäts- und Krankheitsmonitoring, Stallrobotik oder automatisierte Ställe und Stalleinrichtungen. Ich finde es toll, dass immer mehr Agrarbetriebe Drohnen einsetzen, die mit Wärmebildkameras und Mustererkennung Wildtiere vor der Mahd schützen.

Als größtes Hemmnis sehen die Betriebe die hohen Investitionskosten. Wie unterstützt Ihr Haus die Betriebe in Ihrem Bundesland in der digitalen Transformation?
Auf unserem Antrags- und Informationsportal PORTIA bündeln wir digitale Anwendungen, die im betrieblichen Alltag relevant sind. Dazu gehört auch eine kleine Schlagkarteianwendung, die v.a. kleinere Betriebe für ihre Bewirtschaftungsdokumentationen kostenlos nutzen können. Wir fördern seit einiger Zeit erfolgreich innovative Projekte wie IT-gestütztes selektives Trockenstellen von Milchkühen, zur Detektion von Drainagen, zur Verwaltung landwirtschaftlicher Entwässerungsanlagen und KI basierte Unkrauterkennung. Zudem fördern wir die Weiterbildung von Beschäftigten in der Landwirtschaft und die Beratung von Agrarbetrieben im Bereich Digitalisierung. Wir haben ein weiteres Förderprogramm, mit dem wir Investitionen von Unternehmen in digitale Technik wie Steuerung und Überwachung von Bewässerungssystemen, Lüftungsanlagen, Melktechnik, Tiergesundheitssysteme, Roboter zur automatischen Fütterung und Reinigung von Stallböden unterstützen können. Leider bleibt die Technik in der Außenwirtschaft wie Hackroboter oder sensorgestützte Unkrautregulierung durch den Förderausschluss in der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe GAK nur sehr eingeschränkt förderfähig. Ich hoffe, dass hier ab 2025 wieder mehr Technikförderung zum Beispiel für den verlustarmen Einsatz von flüssigem Wirtschaftsdünger beim Pflanzenschutz möglich wird. Da mir die Regionalvermarktung sehr am Herzen liegt, begrüße ich sehr, dass sich Direktvermarkter künftig Online-Vermarktungsportale fördern lassen können.

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