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Interview

Zweiter bundesweiter Multiplex muss zeitnah kommen

Neuer LPR-Chef will Akzente bei Digitalradio und DVB-T2 setzen

Joachim Becker, ab 01.01.2014 neuer Direktor der Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien – LPR Hessen Quelle: LPR Hessen 29.11.2013

Meinungsbarometer: Herr Becker, Sie werden ab dem 1. Januar 2014 Ihre Tätigkeit als neuer Direktor der LPR Hessen aufnehmen und folgen damit Prof. Wolfgang Thaenert. Wird es in der Priorisierung der Aufgabenfelder Ihrer Landesmedienanstalt eine Verschiebung oder gar eine neue Ausrichtung geben?

Becker: Mit meiner Wahl zum Direktor hat die Versammlung der LPR Hessen sicher auch ein gutes Stück Kontinuität verbunden. Die langjährige, stets geschätzte Arbeit von Prof. Thaenert fortsetzen zu können, ist für mich Verpfl ichtung und Ansporn zugleich. Allerdings treten zu den herkömmlichen allseits bekannten Kern- und Förderaufgaben der LPR Hessen zahlreiche neue durch die technische und inhaltliche Konvergenz der Medien begründete Fragestellungen hinzu. Mit dem Versuch, Antworten auf diese Fragen zu finden, verschieben sich zwar nicht die gesetzlich übertragenen Aufgaben. Eine durch die Digitalisierung hervorgerufene neue Akzentsetzung ist aber schon aktuell unverkennbar und wird sich zukünftig weiter verstärken, weil sie alle Tätigkeitsfelder durchdringen wird.

Welchen Stellenwert wird die Digitalisierung des Rundfunks in Ihrer Arbeit ab Januar 2014 einnehmen?

Die Digitalisierung von Hörfunk und Fernsehen beschäftigt die LPR Hessen – wie andere Landesmedienanstalten auch – schon geraume Zeit. Neu und erfreulich ist, dass beim digitalen Radio in Hessen seit einigen Monaten ein spürbarer Aufschwung zu verzeichnen ist. Über den bundesweiten und die empfangbaren regionalen Multiplexe sind in Hessen je nach Region weit über 30 öffentlich-rechtliche und private Radioprogramme zu hören. Damit nimmt Hessen einen Spitzenplatz im bundesweiten Vergleich ein. Der Ausbau von Digitalradio steht daher in den kommenden zwei Jahren auf der Agenda der LPR Hessen ganz oben. Dies gilt gleichermaßen auch für das terrestrische Fernsehen. Die sog. DVB-T-Lizenzen für die privaten TV-Veranstalter laufen Ende 2014 aus. Hier wird es in erster Linie darum gehen, Anreize zu schaffen, um mittelfristig einen Übergang zu DVB-T2 zu ermöglichen. Das bedeutet aber zugleich, dass das dafür notwendige Frequenzspektrum dem Rundfunk nicht entzogen wird.

Was unternimmt die LPR Hessen, um speziell die Entwicklung von Digitalradio in Ihrem Bundesland zu fördern?

Die weitere Entwicklung von Digitalradio hängt ganz wesentlich von attraktiven Angeboten, vom weiteren Ausbau des Sendernetzes, von der Endgerätesituation und in diesem Zusammenhang auch von entsprechenden Marketingaktivitäten ab. Diese Aktivitäten können, soweit es den privaten Rundfunk betrifft, am Besten in der Hessen Digital Radio GmbH gebündelt werden. Die LPR Hessen ist seit vielen Jahren Mitgesellschafter der HDR und trägt so – auch über personelle Unterstützung – zur Förderung bei. Die HDR wiederum kooperiert mit den privaten Veranstaltern, dem Hessischen Rundfunk und anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. So hat es erst im Herbst 2013 im gesamten Rhein-Main-Gebiet eine groß angelegte Marketingkampagne aus unterschiedlichsten Werbeformen gegeben. Die LPR Hessen selbst fördert darüber hinaus den Ausbau und den Betrieb der Sendeanlagen moderat.

Wie schätzen Sie das Engagement für Digitalradio Ihrer lizenzierten Programmveranstalter ein und was würden Sie sich von den Programmanbietern wünschen?

Die in Hessen lizenzierten Hörfunkveranstalter sind überdurchschnittlich engagiert, denn alle strahlen ihre Programme auch über DAB+ aus. Allein vier Programme sind ausschließlich für die Verbreitung über DAB+ lizenziert. Dies allein verdient angesichts der noch schwierigen Marktlage Anerkennung. Ich verbinde jedenfalls mit diesem Engagement die Hoffnung, dass die privaten Anbieter auch über den Zeitraum 2014/2015 hinaus dem terrestrischen Digitalradio als Übertragungsweg der Zukunft treu bleiben und gemeinsam mit den öffentlich-rechtlichen Angeboten einen möglichst langfristigen Sendebetrieb sicherstellen. Die analoge Verbreitung wäre dann – wie schon beim Fernsehen – ein Auslaufmodell.

Welche Maßnahmen sind Ihrer Meinung nach auf bundesweiter Ebene wünschenswert, um die Entwicklung des Digitalradio-Marktes weiter in Schwung zu halten?

Bundesweit brauchen wir in erster Linie weitere attraktive Premium-Inhalte – etwa aus dem Bereich Sport, Kultur, aber auch aus dem Segment Info und Talk. Insoweit sollte man neuen Geschäfts- und Erlösmodellen sowie konvergenten Nutzungsformen bestehend aus Broadcast-Angeboten mit online-gestützten Ergänzungen gegenüber aufgeschlossen sein. Dazu bedarf es zeitnah eines zweiten bundesweiten Multiplexes und gemeinsamer
Anstrengungen aller Marktbeteiligten einschließlich der Landesmedienanstalten. Ich denke, hierzu wird die Gemeinschaft der Landesmedienanstalten auch Positionen formulieren.

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