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Interview

Warum der Medientreffpunkt Mitteldeutschland keine Pause braucht

Führungsgremium wehrt sich gegen Medienkritik und kündigt Innovationen an

Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt und Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Medientreffpunkt Mitteldeutschland Quelle: TLM Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 12.05.2015

Was wird aus dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland (MTM), Deutschlands drittgrößtem Medienkongress? Im Interview mit dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk weist Jochen Fasco, aktueller Vorsitzender des MTM, Kritik zurück, wonach der Kongress in der Bedeutungslosigkeit versinke. Zugleich kündigt er bereits für das nächste Jahr eine Weiterentwicklung an.







Warum braucht Deutschland den Medientreffpunkt Mitteldeutschland und welche Rolle spielt der MTM im Vergleich zu anderen Veranstaltungen etwa in München?

Massenmedien haben in Deutschland einen demokratiefördernden Auftrag. Dies wird insbesondere beim Rundfunk deutlich, wenn man von dessen dienender Funktion spricht. Um diese Funktion erfüllen zu können, bedarf es entsprechender Rahmenbedingungen, die im Zeitalter einer digitalen und sich rasant fortentwickelnden Medienwelt ständig neu ausbalanciert werden müssen.

Die Medienbranche erhält durch den Medientreffpunkt Mitteldeutschland, MTM, die Gelegenheit, sich komprimiert und persönlich über aktuelle Tendenzen der Medienregulierung und -entwicklung zu informieren und auszutauschen.

Medienregulierung ist vornehmlich Ländersache. Durch das enge Zusammenwirken von Mitwirkenden aus drei Ländern unter der Schirmherrschaft der drei Ministerpräsidenten wird deutlich, dass hier insbesondere Entscheider und maßgebliche Akteure zusammenkommen.

Von den aus ganz Deutschland nach Leipzig gekommenen Teilnehmern der traditionellen „Großen Runde“ wurde in diesem Jahr gefordert, einen flexibleren Regulierungsrahmen zu schaffen, damit die Medien in Deutschland weiterhin ihre demokratiefördernde Funktion wahrnehmen können.

Darüber hinaus dient der MTM auch der Darstellung des Medienstandorts Deutschland in einer globalen Medienwelt. Da der Fokus hier natürlich auch auf Mitteldeutschland fällt, freue ich mich über die diesjährigen Präsentationen der Innovationen aus der Region und denke da zum Beispiel an die Forschung der FH Erfurt im Bereich Augmented Reality. Mit der Veranstaltung werden somit konkrete gesellschaftspolitische Ziele verfolgt. Ich gehe davon aus, dass auch die Veranstalter anderer Medienkongresse ihre Tagungen im Sinne des Gemeinwohls sehen. So fügen sich die einzelnen Veranstaltungen zu einer Gesamtheit zusammen.

Der MTM hatte immer den Anspruch, ganz oben in der 1. Liga der deutschen Medienkongresse mitspielen zu wollen, wie kann das mit einem Bruchteil des Budgets der Wettbewerber in München und Köln funktionieren?

Aufgrund der gesellschaftspolitischen Zielsetzung entzieht sich die Betrachtung einem wirtschaftlichen Wettbewerbsdenken. Im Übrigen basiert der Erfolg des MTM auf vielen Einzelpunkten, zum Beispiel auf der Zusammensetzung des ihn veranstaltenden Vereins, in dem sich insbesondere die Landesmedienanstalten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie der Mitteldeutsche Rundfunk, private Rundfunkveranstalter Mitteldeutschlands, Kabelnetzbetreiber und die Stadt Leipzig engagieren. Ein ebenso wichtiger Parameter für eine erfolgreiche Veranstaltung sind aber auch die Unterstützung vor Ort und die Tatsache, dass in den Ländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen viele kleinere und größere Medienstandorte existieren, deren Kraft und Innovationsansatz sich auch beim MTM zeigen.

Müsste man mit einem schmaleren Budget nicht auch die Ansprüche etwas zurückschrauben? Statt nationaler Ausstrahlung, zurück zur regionalen Identität? Statt Wanderzirkus, wieder den mitteldeutschen - vor allem kleineren Medienunternehmen eine Plattform geben?

Der MTM 2015 hat den Spagat zwischen bundesweitem Anspruch und regionaler Verankerung meines Erachtens sehr gut hinbekommen. Ich erlaube mir, hier beispielhaft auf die Diskussionsrunden zur Qualität im Lokalfernsehen, zur Digitalisierung im Kabel oder zur Gremienbesetzung öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten, die Ausführungen zur Frage, wie man mit Blogs Geld verdienen kann, und die Einbindung der mitteldeutschen Hochschulen zu verweisen. So bietet der MTM immer wieder eine Plattform sowohl für national oder international relevante Themen, die eine Anknüpfung an die Region erlauben, als auch für regional relevante Themen, die eine nationale oder internationale Anknüpfung erlauben.

In jüngster Vergangenheit hatte es auch im Ausrichterkreis mahnende Stimmen gegeben, die eine Pause vorgeschlagen haben, um den Kongress in dieser Zeit strategisch, inhaltlich aber auch organisatorisch neu auszurichten. Wäre das nicht eine Chance für einen Neuanfang?

Der MTM wird 2019 zum zwanzigsten Mal ausgerichtet werden und kann schon heute auf eine lange Tradition zurückblicken. Natürlich denken wir bereits jetzt über seine Weiterentwicklung nach. Hierfür wird ein knappes Jahr der Vorbereitung bis zum nächsten MTM vom 2. bis 4. Mai 2016 ausreichen. Im Übrigen sehe ich vor dem Hintergrund der bereits beschriebenen gemeinwohlorientierten Ausrichtung des MTM statt einer Pause die zielorientierte Begleitung der rasanten Entwicklung in der Medienwelt mit ihren vielfältigen Fragen, Problemen und Lösungsansätzen.

Was sind Ihre Vorstellungen von einem Erfolgskonzept für einen künftigen Medienkongress in Mitteldeutschland?

Mit dem MTM waren wir bisher immer in der Lage, schnell aktuelle Entwicklungen aufzugreifen und den Teilnehmenden die Möglichkeit zu geben, sich hierüber zu informieren und auszutauschen. Dies ist gängige Praxis innerhalb des breit gefächerten Mitgliederkreises des Veranstaltungsvereins des Medientreffpunkt Mitteldeutschland und wird beibehalten.

 

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