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VfL-Wolfsburg-Geschäftsführer erwartet höhere Einnahmen durch Entmonopolisierung

Wie die Bundesliga wettbewerbsfähig bleibt

Thomas Röttgermann, Geschäftsführer VfL Wolfsburg Quelle: VfL Wolfsburg Thomas Röttgermann Geschäftsführer VfL Wolfsburg 10.03.2016
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Eine "No Single Buyer Rule" könnte zu einer besseren Marktsituation für die Fußball-Vereine führen und auch für die Fans Vorteile haben, meint Thomas Röttgermann, Geschäftsführer des VfL Wolfsburg. Es gelte aber auch, "den Bundesliga-Fußball quantitativ und qualitativ hinreichend auch im Free-TV zu präsentieren."







Für die neue Vergabe der Fußball-TV-Rechte soll nach Medienberichten eine „No Single Buyer Rule“ gelten, nach der nicht mehr ein Anbieter alle Spiele zeigen darf. Was versprechen Sie sich davon?
In anderen Märkten, wie etwa in England, haben Ligen mit der "No Single Buyer Rule" sehr gute Erfahrungen gemacht, weil diese Regelung Monopolstellungen von Ausschreibungsteilnehmern verhindert, auch weil zu den Zeitpunkten der Rechteausschreibungen im Idealfall mehrere Teilnehmer bereits erprobte Formate und nicht nur - als Rookie im Markt - Produktideen vorstellen. Das kurzfristige Funktionieren der "No Single Buyer Rule" setzt allerdings voraus, dass es mehrere potentielle Anbieter gibt, die sich auch ernsthaft mit der Entwicklung attraktiver Formate und der Abgabe entsprechender Angebote beschäftigen. Ist dies der Fall, wird das Anwenden dieser Regel für eine - aus Sicht der Vereine - attraktive Wettbewerbssituation und in letzter Konsequenz auch zu höheren Angeboten führen.

Mehrere Anbieter bedeuten für den Fan, er muss mehrere Pakete buchen, um alle Spiele live sehen zu können. Ist das zumutbar?
Das Beispiel in England zeigt, dass dies durchaus zumutbar ist und auch akzeptiert wird. Zumal eine Mehrschichtigkeit des Angebots an den Fan diesem auch die Möglichkeit bietet, sehr individuell "sein Paket" zu identifizieren und entsprechend zu buchen. Beileibe nicht jeder Fußball-Fan ist immer bereit oder willens die komplette Bundesliga Jahr für Jahr zu buchen. Insgesamt sehe ich für den Fan in letzter Konsequenz mehr Vor- als Nachteile.

Im Gespräch sind auch neue Modelle für die Verwertung im Free-TV. Wie viel Fußball sollte optimalerweise wann im Free-TV zu sehen sein?
Wir tun gut daran, den Bundesliga-Fußball quantitativ und qualitativ hinreichend auch im Free-TV zu präsentieren. Es muß also möglich sein, die Unterhaltungs- und Informationsgrundbedürfnisse auch im Free-TV zu befriedigen. Live-Übertragungen gehören allerdings aus meiner Sicht nicht zu diesem Grundbedürfnis. Die Attraktivität des Fußballs, aus dem alle Beteiligten - Zuschauer, Vereine, Medien, Sponsoren, auch Spieler - Nutzen ziehen, steht und fällt mit der Präsenz der Spiele und Vereine in Wort und Bild. Ist der Fußball nicht tagtäglich in der ganzen Bandbreite seiner Attraktivität präsent, verliert er mittelfristig seinen überragenden Status. Das darf niemand wollen.

Viele Vereine blicken auf die riesigen TV-Rechte-Summen in England. Wie hoch müsste der der Gesamtwert der TV-Pakete sein, damit der deutsche Fußball nicht abgehängt wird?
Es macht keinen Sinn, immerzu nur den Vergleich mit England zu ziehen. Zum einen ist die dortige Medienlandschaft nicht vergleichbar mit der in Deutschland; zum anderen ist der englische Fußball dem kontinentaleuropäischen Fußball, was die Konsequenz und Qualität der nationalen und internationalen Medienvermarktung betrifft, Jahre - wenn nicht Jahrzehnte - voraus. Übrigens auch was die Präsenz der Vereine im Ausland - dem größten Potential der Medienvermarktung - betrifft. Wir müssen Schritt für Schritt den Wettbewerbsvorteil Englands kreativ und konsequent aufholen. Das wird dauern und nicht in absehbarer Zeit komplett gelingen. Bis dahin müssen die deutschen Vereine die weiteren Erlöspotentiale jenseits der Medienvermarktung konsequent ausbauen: Strategische Partnerschaften, Spieltagserlöse, Merchandising und besonders das Internationale Sponsoring. Gleichwohl sollten wir zuversichtlich sein, dass die anstehende zentrale Vermarktungsperiode aus der Medienrechtevermarktung für die Erste Bundesliga einen Betrag spürbar jenseits der 1 Mrd. € pro Jahr ergeben sollte.

Nach Medienberichten werden auch verschiedene neue Verteilungsmechanismen zwischen den Vereinen in erster und zweiter Bundesliga diskutiert. Wie sollte das Geld aus Ihrer Sicht verteilt werden?
Mit dem bisherigen Verteilungsschlüssel innerhalb der Ersten Liga sind wir absolut zufrieden, ganz einfachweil er sich bewährt hat und es keinerlei Anlass gibt, hieran herumzuwerkeln und Bewertungskategorien einzuführen, die immer wieder neue Gerechtigkeitsdiskussionen auslösen. Keiner der bislang öffentlich diskutierten Ansätze bietet eindeutig gerechte Kriterien für die Verteilung. Das für mich nachhaltigste Kriterium, das auch keine Interpretationsspielräume bietet, ist der Erfolg. Warum sollte sich daran etwas ändern? Und es ist wohl auch kaum zu leugnen, dass die meisten Ideen pro domo entwickelt wurden. Was die Zweite Bundesliga betrifft, sollten wir uns bei der Diskussion der Verteilungsquote an dem Marktwert der Zweiten Bundesliga im Verhältnis zur Ersten Liga, aber auch im Verhältnis zu den anderen europäischen Ligen leiten lassen.

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