Noch bevor die Bewerber zum nationalen Digital Radio durch die Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) bestätigt sind, konkretisieren Antragsteller ihre Kritik an den Vertragskonditionen des Netzbetreibers Media Broadcast.
So gibt es nach Einschätzung von Christophe Montague, CEO International Operations der Radio NRJ GmbH, noch „unbekannte Größen, die eine seriöse Kalkulation für eine Umsetzung ziemlich erschweren. Das System klappt dann nicht, wenn einer der Beteiligten sein Investment refinanzieren möchte und die anderen Beteiligten unter anderem dadurch extrem weit von einer Refinanzierung weggetrieben werden.“
Auf den Vorwurf, die Kosten zu hoch zu kalkulieren (2,6 Millionen Euro für vier Jahre Sendenetzbetrieb), entgegnet Egon Kraus, Leiter Hörfunk bei Media Broadcast: „Für einen Programmplatz mit 56 CU (Capacity Units) und einer Reichweite von 38 Millionen indoor erreichten Einwohnern, beziehungsweise 51 Millionen mobil erreichten Einwohnern sind die von uns angesetzten 484.000 Euro ein fairer jährlicher Preis.“ Nur Bewerber, die vier Jahre nach Beginn des Sendebetriebs ein Sonderkündigungsrecht nutzen wollen, müssten auch die 1,5 Jahresmieten Abstandszahlung (726.000 Euro) einkalkulieren.
Als einen Hauptkritikpunkt nennt Montague: „Wir verstehen nicht, dass es keinen fixen Preis pro Programm gibt“. Auf dieser Basis seien weder die normalen Gebühren, noch das Ausstiegsszenario akzeptabel. „Wir hoffen, dass durch eine Beschäftigung mit den Vorbehalten die bisherige ideologische Debatte beendet wird und endlich eine zielführende und ergebnisorientierte Diskussion beginnt“, so Montague.
Dass ein Ausstieg aus dem Vertrag erst nach 5,5 Jahren möglich ist, begründet Egon Kraus wiederum mit der „substanziellen Investition in eine Netzinfrastruktur, deren Amortisation auf einen längeren Zeitraum angelegt ist.“
Boris Lochthofen, Leiter Politik & Medien der Regiocast GmbH & Co. KG, ergänzt, es sei zu prüfen, ob die Ausbauszenarien, die Media Broadcast ihren Berechnungen zu Grunde gelegt habe, tatsächlich die bestmöglichen Startvoraussetzungen für alle Beteiligten beschreiben: „Hier werden wir noch intensiv zu sprechen haben, um einen gemeinsamen Erfolg sicherzustellen.“
Die Kritik, ein zu optimistisches Verbreitungsszenario von DAB+ fähigen Radioempfängern zu unterstellen, will Egon Kraus so nicht stehen lassen. Bereits kleine Märkte wie Dänemark, Schweiz und Australien würden zeigen, „dass sich die Endgeräte gut verkaufen, wenn der Inhalte-Mix und die Marktkommunikation stimmen.“ DAB+ Empfänger seien in allen Marktsegmenten preiswert und ausgereift verfügbar. „Wir können uns auf gute und neue Programminhalte konzentrieren, die von einer gemeinsamen und starken Kommunikationskampagne begleitet werden müssen“, so Kraus. Zu weiteren Details der Vertragsinhalte und der laufenden Verhandlungen wollte er derzeit keine Aussage machen. Erst nach der Prüfung der neun Bewerber durch die ZAK (frühestens am 20.4.) werde Media Broadcast die Vertragskonditionen verhandeln.
Diese wolle Regiocast „der guten Ordnung halber“ auch nicht öffentlich, sondern mit Media Broadcast diskutieren, verspricht Lochthofen. Vorher planen die Bewerber jedoch, ihre Kräfte zu bündeln, um einheitlich gegenüber dem Netzbetreiber aufzutreten: „Die Regiocast präferiert ganz klar den Austausch unter den Bewerbern und wird entsprechende Gespräche führen.“