Die Digitalisierung verändert die Prozesse in der Industrie. Wie unterstützen Sie die Unternehmen in Ihrem Bundesland auf diesem Weg?
Zur Unterstützung der Digitalisierung in der Wirtschaft haben wir vor kurzem das Aktionsprogramm Wirtschaft 4.0 vorgelegt. Darin greifen wir vom Netzausbau, der Förderung von innovativen Projekten bis hin zur Forschungsförderung und der Rolle der Arbeitnehmer die für uns relevanten Themen der Digitalisierung auf. Insgesamt stehen dafür mehr als 100 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren zur Verfügung. Wir wollen so die geeigneten Rahmenbedingungen dafür schaffen, Thüringen zu einem der innovativsten und zukunftsfähigsten Standorte beim Thema Wirtschaft 4.0 zu entwickeln.
Die Digitalisierung gibt den Prozessen in der Logistik einen Schub. Vor welchen Herausforderungen steht Ihr Bundesland mit den zunehmenden Verkehrsströmen?
Mit zunehmender Verkehrsdichte wachsen die Sorgen über die Auswirkungen des städtischen Gütertransportes auf die Umwelt. Nachhaltige und effiziente Transportkonzepte sind daher dringend notwendig – die Digitalisierung kann dazu einen wesentlichen Beitrag leisten.
So sollen etwa intelligente Mobilitätsmanagementsysteme nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch Kosten optimieren. Das vom BMWi geförderte Projekt SMART CITY LOGISTIK erprobt beispielsweise derzeit die intelligente Integration von Elektromobilität in die innerstädtische Logistik im Stadtgebiet von Erfurt.
Komplexere Technologien benötigen exzellente Fachkräfte. Wie investieren Sie in Bildung und Ausbildung?
Wir haben vor kurzem eine neue Thüringer Allianz für Berufsbildung und Fachkräfteentwicklung ins Leben gerufen; dort steht das Thema ganz oben auf der Agenda. Digitale Themen müssen zudem fester Bestandteil der dualen Berufsausbildung werden. Dazu gehört auch, dass wir die Lehrpläne und Ausstattung der Bildungseinrichtungen entsprechend anpassen. So unterstützen wir derzeit beispielsweise eine Studie zu den Auswirkungen der Digitalisierung im Handwerk. Als Wirtschaftsministerium sind wir außerdem für die überbetrieblichen Ausbildungsstätten in Thüringen zuständig und fördern hier gezielt die Ausstattung mit der erforderlichen Technik. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Stärkung des strikt praxisbezogenen dualen Studiums. Dazu haben wir die bisherige Berufsakademie zur Dualen Hochschule Gera-Eisenach weiterentwickelt.
Ein Blick in die Zukunft: Wie wird „Smart Industry“ Ihr Bundesland in den nächsten Jahren verändern?
Die Digitalisierung treibt die Vernetzung entlang der Wertschöpfungsketten voran. Das ist vor allem gut für unsere kleinteilige Wirtschaft, die sich flexibel und projektbezogen zu Plattformen zusammenschließen und so aus dem vermeintlichen Größennachteil einen Vorteil machen kann. Meine Vision lautet, dass wir im Industrieland Thüringen im Rahmen „intelligenter Fabriken“ Produkte hocheffizient und zugleich zugeschnitten auf individuelle Kundenwünsche produzieren und damit die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen nachhaltig steigern. Ich bin überzeugt: Für das produzierende Gewerbe, aber letztlich für die gesamte Wirtschaft – also auch das Handwerk, Handel, Dienstleistungen und nicht zuletzt Tourismus – bringt die „vierte industrielle Revolution“ Vorteile hinsichtlich Effizienz, Produktivität und Kundenorientierung mit sich.