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Sachsen will flächendeckendes Breitband-Internet bis 2018

Minister Dulig über den Weg des Freistaats in die digitale Zukunft

Martin Dulig, Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und stellvertretender Ministerpräsident des Freistaates Sachsen Quelle: SMWA Martin Dulig Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Staatsregierung Sachsen 20.09.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Zunächst sind wir dabei, die für die Digitalisierung notwendige Infrastruktur zu schaffen", sagt der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig mit Blick auf die Herausforderungen der Zukunft. Doch zugleich will der Freistaat den fundamentalen Umbruch auf allen Gebieten begleiten.







Die Digitalisierung verändert die Prozesse in der Industrie. Wie unterstützen Sie die Unternehmen in Ihrem Bundesland auf diesem Weg?
Damit unsere Unternehmen noch wettbewerbsfähiger werden, unterstützen wir sie von Seiten der Sächsischen Staatsregierung auf mehreren Ebenen. Zunächst sind wir dabei, die für die Digitalisierung notwendige Infrastruktur zu schaffen. Dazu gehört in erster Linie der Breitbandausbau. Bis 2018 – so unser Ziel – sollen flächendeckend Breitbandanschlüsse mit 50 Mbit/s, bis 2025 flächendeckend Breitbandanschlüsse mit mindestens 100 Mbit/s verfügbar sein. Eine wichtige Maßnahme ist daher das NGA-Breitband-Förderprogramm „Digitale Offensive Sachsen“ – kurz: DiOS. Im Rahmen dieser Offensive bereiten wir ergänzend zu den bereits bestehenden Förderungen für den Breitbandausbau in Kommunen - im Augenblick speziell für KMU - eine Förderrichtlinie vor. Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung sollen bis 2021 gezielt dafür genutzt werden, Unternehmen in unterversorgten Gebieten mit Breitbandanschlüssen zu versorgen. Hier sehen wir ebenfalls die Kommunen in der Pflicht, die digitale Infrastruktur als Voraussetzung für die Digitalisierung der Wirtschaft zu schaffen.

Weiterhin wollen wir zusammen mit dem Bund, den Kammern, Gewerkschaften und Arbeitgebervertretern bei Workshops und geplanten Digitalisierungskonferenzen die Akzeptanz und die Sensibilität der Unternehmerinnen und Unternehmer für dieses Thema zu stärken, damit Sie Ihre Skepsis überwinden und die Digitalisierung als Chance für ihre Zukunft begreifen.

Zu guter Letzt unterstützen wir beispielsweise durch die jüngst verabschiedete GRW-Richtlinie Unternehmen auch finanziell, die gezielt in Ihre Digitalisierung investieren. Allein mit dieser Richtlinie stellen wir gemeinsam mit dem Bund jährlich 200 Millionen Euro zu Verfügung.

Die Digitalisierung gibt den Prozessen in der Logistik einen Schub. Vor welchen Herausforderungen steht Ihr Bundesland mit den zunehmenden Verkehrsströmen?
Wir stehen in diesem Bereich vor gewaltigen Veränderungen. Die negativen Auswirkungen des Verkehrs auf Umwelt und Klima stehen angesichts des weiter wachsenden Verkehrs zunehmend im Fokus. So wird etwa allein der Güterverkehr bis 2025 um sieben Prozent zunehmen. Die Güterverkehrsleistung steigt sogar um 30 Prozent. Darum wollen wir dafür sorgen, dass mehr Güter über die Schiene transportiert werden. Die langfristig geplante Neubaustrecke Dresden-Prag ist dafür ein gutes Beispiel mit dem zusätzlichen Nutzen,  damit das Elbtal und dessen lärmgeplagte Bewohner zu  entlasten.

Mithilfe moderner Technologien müssen außerdem die Energieeffizienz von Fahrzeugen und Fahrzeugflotten sowie logistische Prozesse im Hinblick auf die Reduzierung des Transportbedarfes verbessert werden. Im Erzgebirge verkehrt deswegen mit dem EcoTrain bereits ein Hybridzug. Auch viele Busse in den sächsischen Städten fahren bereits mit Hybrid-Antrieb, die Zahl der E-Tankstellen steigt kontinuierlich.

Die bisher meist separat betrachteten Verkehrsgebiete Ballungsraum, Fernverkehrsstraße und ländlicher Raum sollen mittels Verkehrstelematik noch stärker – auch grenzübergreifend – vernetzt werden. Dazu sollen u. a. Informationen zwischen den Fahrzeugen und der Infrastruktur ausgetauscht sowie diese Informationen für energieoptimale Steuerung von Einzelfahrzeugen und ganzen Fahrzeugflotten genutzt werden, um den Verkehr sicherer und flüssiger zu machen. Ein Schlüsselpunkt könnte dabei das automatisierte Fahren werden. Mit den Fraunhofer-Instituten, der TU Dresden oder auch der hier ansässigen IAV GmbH ist Sachsen in diesem Bereich führend. Gemeinsam mit unseren Partnern planen wir in diesem Bereich eine Teststrecke in der Dresdner Innenstadt einzurichten, um unter realen Bedingungen diese neuen Technologien ausprobieren zu können. Unlängst wurde Dresden vom Bundesverkehrsministerium zu  einer von sechs Modellstädten in diesem Bereich ernannt.

Komplexere Technologien benötigen exzellente Fachkräfte. Wie investieren Sie in Bildung und Ausbildung?
Die Arbeitswelt von heute, die Anforderungen und die Aufgabenfelder im Beruf, verändern sich mit der zunehmenden Digitalisierung grundlegend. Das bringt Herausforderungen mit sich, die durch Investitionen in die Bildung von jungen Menschen genauso wie in die von älteren Arbeitnehmern zu meistern sind. Ja, die Digitalisierung wird Jobs kosten. Nach Untersuchungen der Boston Consulting Group alleine 610.000 in der deutschen Industrie. Die gute Nachricht ist aber: Gleichzeitig entstehen in der Industrie 960.000 neue Arbeitsplätze infolge der Digitalisierung. Diese Arbeitsplätze werden sich von den heutigen massiv unterscheiden. Natürlich passen dann aktuelle Berufsbilder nicht mehr zu den Anforderungen, die in Zukunft an die Arbeitskräfte gestellt werden. Berufsbilder müssen darum überarbeitet und angepasst werden. Eine Schlüsselrolle nimmt generell das Programmieren ein. Ich stelle mir vor, dass diese Fähigkeit ganz anders in den Schulalltag integriert und wie eine zweite Fremdsprache gelehrt wird. All dies wird natürlich nicht schlagartig von heute auf morgen geschehen – aber wir müssen dafür gerüstet sein und heute beginnen, die richtigen Weichen zu stellen.

Schon jetzt stellen wir jährlich über das Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz (AFBG) zusammen mit dem Bund fast 16 Millionen Euro für Arbeitnehmer bereit, die sich qualifizieren und weiterbilden. Dazu zählt unter anderem auch der von uns in Sachsen eingeführte Meisterbonus, der an Handwerks,- Industrie- und Fachmeister ausgezahlt wird. Weitere 6,4 Millionen Euro aus Sachsen und vom Bund fließen in die  Überbetrieblichen Berufsbildungsstätten (ÜBS).

Ein Blick in die Zukunft: Wie wird „Smart Industry“ Ihr Bundesland in den nächsten Jahren verändern?
Wir haben in Sachsen den bedeutendste Mikroelektronikstandort Europas und verfügen damit über Schlüsselkompetenzen im Bereich der Hardware. Auch die sächsische Software-Wirtschaft wächst weit überdurchschnittlich. Davon und insbesondere von den hier ansässigen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen wird die sächsische Industrie künftig in besonderer Weise profitieren. Neben diesem herausragenden wissenschaftlich-technischen Umfeld wird die enge Vernetzung mit der Kreativwirtschaft gerade für die klassischen Industriebranchen wie die Automobilindustrie und den Maschinenbau große Potenziale eröffnen. Unsere zumeist kleinen und mittelständischen Unternehmen werden dank vernetzter Technik, qualifizierten Personals und leistungsfähiger Logistik in der Lage sein, flexibel auf unterschiedlichste Auftragslagen zu reagieren und hochspezifische, individualisierte Leistungen und Produkte auf dem Weltmarkt anzubieten. Die sächsische Industrie hat damit beste Voraussetzungen, um im sich dynamisch entwickelnden internationalen Wettbewerb zu bestehen.

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