Die Digitalisierung verändert die Prozesse in der Industrie. Wie unterstützen Sie die Unternehmen in Ihrem Bundesland auf diesem Weg?
Im Beirat Bayern Digital diskutiert die Politik gemeinsam mit Vertretern von Wissenschaft und Wirtschaft die Herausforderungen der Digitalisierung. Auf meine Initiative hin ist seit kurzem auch ein Vertreter des Mittelstands dabei. Das ist mir besonders wichtig, da gerade die mittelständischen Unternehmen das Rückgrat der bayerischen Wirtschaft bilden, die Chancen und Risiken der Digitalisierung aber noch nicht im nötigen Umfang anpacken. Wichtigster Ausfluss der Diskussionen ist die Digitalisierungsstrategie der bayerischen Staatsregierung. Entscheidende Bestandteile dieser Strategie sind das Zentrum Digitalisierung. Bayern (ZD.B) und der Aufbau von digitalen Gründerzentren in allen Bezirken Bayerns. Angedacht ist auch ein sogenannter Digitalisierungsbonus um KMU bürokratiearm bei Innovationen zu unterstützen. Hier warten wir allerdings seit einem Jahr auf die Realisierung. Zu erwähnen ist auch das bayerische Breitbandförderprogramm.
Die Digitalisierung gibt den Prozessen in der Logistik einen Schub. Vor welchen Herausforderungen steht Ihr Bundesland mit den zunehmenden Verkehrsströmen?
Bayern ist herausgefordert durch die immer größeren Verkehrsströme auf den Straßen. Hier gilt es zur Bewältigung zweigleisig zu verfahren: Zum einen muss die Verkehrsinfrastruktur angepasst werden durch einen zielstrebigen Ausbau der wichtigsten Verbindungsstraßen. Bayern hat deshalb sehr viele Projekte für den neuen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) angemeldet. Die meisten werden im BVWP auch berücksichtigt, allerdings hätten wir uns mehr gewünscht. Zum anderen müssen mehr Güter von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Wichtige Projekte sind hier die Elektrifizierung der Strecke Hof-Regensburg und der Brennerzulauf. Die geplante Schließung von Güterverladestationen durch die DB Cargo ist hier völlig kontraproduktiv.
Komplexere Technologien benötigen exzellente Fachkräfte. Wie investieren Sie in Bildung und Ausbildung?
Hier handelt Bayern meines Erachtens noch zu zögerlich. Wir brauchen eine gute digitale Ausstattung aller Lehreinrichtungen, verbindlichen Informatikunterricht in allen Schulformen, ein Überdenken möglicher neuer Ausbildungs- und Studiengänge durch die Verbindung von Ingenieurs- und Datenverarbeitungswissen und zielgerichtete Weiterbildungsangebote für die Menschen, deren Arbeitsplätze durch die zunehmende Digitalisierung bedroht sind. Lehrer müssen durch geeignete Fortbildungsmaßnahmen fit gemacht werden für die digitale Zukunft. Die Unternehmen sind gefordert gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern hier zielführende Konzepte zu entwickeln.
Ein Blick in die Zukunft: Wie wird „Smart Industry“ Ihr Bundesland in den nächsten Jahren verändern?
Bayern wird als Wirtschaftsstandort gestärkt werden, da die bayerischen Unternehmen im Bundesvergleich bereits gut auf dem Digitalisierungsweg unterwegs sind. Arbeitnehmer haben die Chance Familie und Beruf besser zu vereinbaren durch die Entkoppelung eines großen Teils der Arbeit von Raum und Zeit. Verluste von Arbeitsplätzen im Bereich einfacher Tätigkeiten, die automatisiert werden, müssen ausgeglichen werden durch anspruchsvollere Tätigkeiten, besetzt mit dann gut fortgebildeten Arbeitnehmern. Insgesamt ist die Digitalisierung eine riesige Chance für Wirtschaftswachstum und Lebensqualität, die es beherzt zu ergreifen gilt.