Menue-Button
Interview

„Stellschrauben justieren, um Digital Radio zum Erfolg zu verhelfen“

Was die Politik tun kann, um die Radiodigitalisierung zu fördern

Dr. Johannes Beermann, Chef der Sächsischen Staatskanzlei Quelle: Sächsische Staatskanzlei 31.01.2011

Meinungsbarometer: Herr Dr. Beermann, die Verträge zum nationalen Digital Radio liegen vor. Wird sich die Politik jetzt zurücklehnen und die Kräfte des Marktes walten lassen?

Johannes Beermann: Nein, sich zurücklehnen und der Entwicklung tatenlos zusehen, das wird die Politik sicher nicht tun. Im Gegenteil: Die Politik wird die Entwicklung aufmerksam verfolgen und falls nötig Stellschrauben justieren, um dem Digital Radio zum Erfolg zu verhelfen. Schließlich braucht es für eine positive Entwicklung von Digital Radio weitere Multiplexe mit landesweiten, regionalen und lokalen Programmangeboten. Die Politik ist aber aktuell nicht der Hauptakteur. Wir haben die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Digitalumstellung und die neuen bundesweiten Programmangebote geschaffen, die Ministerpräsidenten haben die Übertragungskapazitäten vergeben. Jetzt ist es an den Anbietern, den Sendernetzbetreibern und an der Endgeräteindustrie, die Hörfunkdigitalisierung umzusetzen.

Sie sagen, für den Neustart gebe es jetzt bessere Rahmenbedingungen als Ende der neunziger Jahre. Welche sind das?

Der Rahmen hat sich sichtbar verbessert: Es gibt heute mehr Übertragungskapazitäten, deutlich mehr Programmangebote und Zusatzdienste. Auch können deutlich höhere Leistungen für die In-House-Versorgung abgestrahlt werden. Es sind mehr, bessere und preiswertere Endgeräte auf dem Markt und nicht zuletzt wird auch die Verbreitung für die Veranstalter billiger. Dazu kommt, dass zumindest bei uns in Sachsen keine UKW-Frequenzen mehr vergeben werden können, so dass neu auf den Markt strebende Veranstalter nur noch die Möglichkeit der digitalen Verbreitung nutzen können. Oder aus Sicht der Nutzer: Wer neuartige Angebote nutzen möchte, muss digitales Radio hören.

Welche Möglichkeiten sollte die Politik nutzen, um die Radiodigitalisierung zu unterstützen: Wie stehen Sie zur Idee eines Digitalisierungsfonds – gespeist aus Versteigerungserlösen der Digitalen Dividende?

Zur Idee Digitalisierungsfonds: Aus Gründen der Staatsferne des Rundfunks sind die Möglichkeiten der Politik sehr begrenzt, hier sind vor allem die Landesmedienanstalten gefragt. Das Modell Digitalisierungsfonds, wie es zum Beispiel in Österreich praktiziert wird, wurde auch hier des Öfteren diskutiert, scheiterte aber meist an der Frage, wer den Topf „befüllt“. Die ins Spiel gebrachte Speisung des Fonds aus den Versteigerungserlösen der Frequenzen der Digitalen Dividende klingt verlockend, aber über die Verwendung dieser Gelder entscheidet der Bund. Wenn man sich die mühevollen Bund-Länder-Gespräche über die Kostenerstattung für die Räumung der Digitale-Dividende-Frequenzen durch Rundfunkveranstalter und Drahtlos-Mikrofon-Betreiber vor Augen führt – bei denen es um einen Bruchteil der Versteigerungserlöse geht – scheint das allerdings wenig realistisch zu sein.

Im Zusammenhang mit der Novellierung des TKG hat Bundeswirtschaftsminister Brüderle angekündigt, die Frage geeigneter Normen für Digitalradios ausklammern zu wollen. Geräte müssten demnach lediglich W-LAN-Internetempfang ermöglichen. Wie ist dazu der Standpunkt der Länder?

Die Rundfunkreferenten der Länder haben in ihrer Stellungnahme zum ersten TKG-Entwurf nachdrücklich die darin verankerte Pflicht begrüßt, dass ab 2015 jedes neue Hörfunkgerät eine digitale Empfangseinheit haben muss. Aus Sicht des Rundfunks ist eine derartige Regelung für den Erfolg des Digital Radio essentiell. Wir werden das auch in weiteren Gesprächen mit dem Bund deutlich machen. Wegen der begrenzten Bandbreite und der Problematik beim mobilen Empfang beim Web-Radio halten wir eine Beschränkung auf die Internet-Empfangsmöglichkeit derzeit für die Durchsetzung der Hörfunkdigitalisierung nicht für zielführend.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ DIESE FACHDEBATTEN KÖNNTEN SIE AUCH INTERESSIEREN

Uwe Rempe

INITIATOR
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info

Dipl.- Journ. Thomas Barthel

INITIATOR
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info

Simone Ulrich

INITIATORIN
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.