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Staatsferne durch Internetintendanz

Wie eine Netzplattform wachsen könnte

Prof. Dr. Leonhard Dobusch, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck Quelle: Dominik Landwehr Prof. Dr. Leonhard Dobusch Professor für Betriebswirtschaft Universität Innsbruck 29.11.2018
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Das Internet bräuchte auch Sicht von Prof. Dr. Leonhard Dobusch "öffentlich-rechtliche Alternativen zu primär profitgetriebenen Plattformen". Der Wirtschaftswissenschaftler gehört dem ZDF-Fernsehrat an. Seine Berufung erfolgte nach einer Nominierung durch das Land Berlin auf Vorschlag der Vereine Chaos Computer Club, D64 – Zentrum für Digitalen Fortschritt, eco – Verband der Internetwirtschaft und media.net berlinbrandenburg.







Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm regt ein europäisches (Video-)Netzwerk als Alternative zu den amerikanischen Platzhirschen an. Wie finden Sie den Vorstoß?
Nur weil eine Alternative europäisch ist, muss sie noch nicht notwendigerweise besser sein. Wenn es nur um weitere, kommerzielle Plattformen gehen soll, dann wären wahrscheinlich die ohnehin geplanten Vorschriften zu einer Mindestquote an europäischen Produktionen ausreichend um europäische Inhalte zu positionieren. Woran es hingegen fehlt, sind öffentlich-rechtliche Alternativen zu primär profitgetriebenen Plattformen. Eine echte öffentlich-rechtliche Plattform wäre etwas neues, das weder YouTube noch Netflix gleicht beziehungsweise gleichen kann. Wie genau so etwas aussieht, welche Algorithmen für so eine Plattform entwickelt werden sollen, dafür könnte es sich in der Tat lohnen, eine eigene und ausreichend dotierte Einrichtung zu schaffen.

An der Plattform sollen sich Öffentlich-rechtliche, Private und weitere Institutionen wie etwa Archive beteiligen – wie lassen sich die Interessen der verschiedenen Player auf einer Plattform verbinden?
Es ist nachvollziehbar, dass der ARD-Vorsitzender Wilhelm die Privaten Medienanbieter von Anfang an mit ins Boot holen und damit deren erwartbarer Kritik entgegentreten möchte. Dennoch bin ich skeptisch, ob der Aufbau einer öffentlich-rechtlichen Plattform, die ihre Existenzberechtigung ja gerade wegen der Differenz zu primär profit-orientierten Plattformen hat, gemeinsam mit primär profit-orientierten Anbietern gelingen kann. Umgekehrt sollte zuerst eine starke, öffentlich-rechtliche Plattform etabliert werden, die primär vom öffentlich-rechtlichen Auftrag getrieben ist, bevor dann über etwaige Kooperationen mit privaten Anbietern diskutiert wird.

Das Projekt soll mit öffentlichem Geld angeschoben, dann aber staatsfern betrieben werden – welches Modell halten Sie dafür für geeignet?
Als Mitglied des ZDF-Fernsehrats weiß ich, dass die bestehenden Gremien der Rundfunkaufsicht noch immer nicht staatsfern genug sind, aber durchaus einer eigenen Logik folgen. Wenn also mit öffentlichen Beitragsgeldern so eine Plattform finanziert werden soll, dann braucht es dafür auch neue Ideen für deren Aufsicht. In meinem Vorschlag einer "Internetintendanz" würde die Aufsicht einerseits durch gewählte Vertreter aller Rundfunk- und Fernsehräte erfolgen und andererseits durch zufällig ausgewählte Beitragszahlende, also quasi der Einführung von "Rundfunkschöffen. Das würde die Staatsferne der Aufsicht und, was mir noch wichtiger erscheint, die primäre Orientierung am öffentlich-rechtlichen Auftrag, stärken helfen.

Deutschland und Frankreich sollen zunächst die Motoren für die Plattform sein – wie finden Sie das?
Prinzipiell sollten digitale Plattformen möglichst grenzübreschreitend angelegt sein. Die Sprachbarrieren sind allerdings nicht zu unterschätzen. Ich würde deshalb dafür plädieren, zuerst einnmal im DACH-Raum, also mit Österreich und der Schweiz zu kooperieren, wenn es um Inhalte geht. Was die Infrastruktur und Software betrifft, wäre hingegen ein Open-Source-Ansatz wünschenswert, der dann Kooperationen mit allen möglichen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanbietern erlauben würde.

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