Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Spitzenforscher: Das Elektrofahrzeug wird der Standard werden

Warum bezahlbare Speichertechnologien noch das Manko sind

Prof. Dr. Dirk Uwe Sauer, Lehr- und Forschungsgebiet Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik, Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) und RWTH Aachen Quelle: Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Dirk Uwe Sauer ISEA - Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe 11.05.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"An der Technik der Batterie scheitert die Langstreckentauglichkeit nicht, es sind die Kosten der Batterie, die deren Größe und damit die Reichweite beschränkt". Das sagt einer von Deutschlands führenden Wissenschaftlern im Bereich der Speichertechnologien. Bis 2020 erwartet der Forscher bezahlbare Batterien für Mittelklassewagen mit einer Reichweite von rund 300 km.







Wie bewerten Sie die neue Kaufprämie der Bundesregierung für E-Autos?
Grundsätzlich ist eine staatliche Unterstützung für die Markteinführung notwendig. Anders lässt sich das „Henne-Ei-Problem“ aus hohen Preisen – geringe Absätze – hohe Preise - … nicht durchbrechen. Ich hätte das Geld aber eher genommen, um Fahrzeuge z. B. durch Autohäuser beschaffen zu lassen und diese dann für 2 bis 4 Wochen kostenfrei an potentielle Kunden zu verleihen. Das führt zu Verkäufen und gleichzeitig können viele Menschen Elektromobilität für sich im individuellen Umfeld erproben.

Ist die Forcierung der Elektromobilität sinnvoll oder wären alternative bzw. die Optimierung bestehender Antriebssysteme sinnvoller?
Die Elektromobilität ist die einzige Technologie, deren Markteinführung zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll ist. Die Energie- und damit auch die CO2-Reduktionseffizienz liegen bei Brennstoffzellenfahrzeugen mit Wasserstoff um etwa den Faktor 2,5 tiefer als bei batterie-elektrischen Fahrzeugen. Daher darf das Thema Brennstoffzellenfahrzeuge jetzt noch nicht im Sinne eines Markteinführungsprogramms gefördert werden. Solarmodule sind durch die Förderung der netzgekoppelten PV-Technik bereits ausreichend unterstützt. Fahrzeugintegrierte Solartechnik kann aber so oder so immer nur einen kleinen Teil der notwendigen Leistung beisteuern und daher ist das keine ersthafte Alternative.

Wie schätzen Sie die Akzeptanz und die Nutzungspotenziale der Elektromobilität grundsätzlich für den Individualverkehr ein? Wird das E-Auto künftig Normalität oder bleiben E-Autos teure Hightechfahrzeuge?
Das Elektrofahrzeug wird der Standard werden, wahrscheinlich schneller, als sich das viele in Deutschland heute noch vorstellen. Mit der heutigen Antriebstechnik lassen sich die Abgas- und CO2-Reduktionsvorgaben, die auch entsprechend der internationalen Verpflichtungen Deutschlands notwendig sind, schlicht nicht erreichen. Wer in der Zukunft Individualmobilität nutzen will, wird Elektrofahrzeuge nutzen müssen. Von daher stellt sich die Frage der Akzeptanz nur bedingt. Außerhalb Deutschlands sind die Entwicklungen und Pläne diesbzgl. teilweise schon erheblich weiter.

Welche Entwicklungen erhoffen Sie sich bei den Speichertechnologien, gibt es hier neue Ansätze, um das E-Auto langstreckentauglich zu machen?
An der Technik der Batterie scheitert die Langstreckentauglichkeit nicht, es sind die Kosten der Batterie, die deren Größe und damit die Reichweite beschränkt. Bei den Kosten sind in den letzten drei Jahren erhebliche Fortschritte erzielt worden, so dass 2020 eine Reichweite von rund 300 km auch in Mittelklassewagen erschwinglich erscheint. Größere Reichweiten können in der Oberklasse durch größere Batterien und für die Masse der Fahrzeuge durch Plug-in-Hybride erreicht werden. Die Kombination aus Batterie und Verbrennungsmotor – später dann ggf. ersetzt durch Brennstoffzellen – ermöglicht auch die großen Reichweiten, die tatsächlich aber nur den kleineren Teil der Gesamtfahrleistung ausmachen.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Rolf Bulander
Geschäftsführer
Robert Bosch GmbH

Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH, Vorsitzender des Bereiches Mobility Solutions
Produktion | Forschung

Bosch will bis 2020 Reichweite von ■ ■ ■

Warum der Batteriespezialist trotzdem nicht an ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Rolf Bulander
Geschäftsführer
Robert Bosch GmbH

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.