Immer mehr Landwirtschaftsbetriebe setzen auf digitale Anwendungen und KI. Wie steht die Landwirtschaft in Ihrem Bundesland aus Ihrer Sicht in der digitalen Transformation da?
Ein wesentlicher Schwerpunkt der bayerischen Agrarpolitik ist die digitale Transformation in der Landwirtschaft. Diese muss dabei so gestaltet werden, dass auch Landwirtinnen und Landwirte in Bayern, mit ihren im Bundesvergleich kleineren Betriebsgrößen, die Vorteile von digitalen Technologien nutzen können. Klar ist aber auch, Digitalisierung ist kein Selbstzweck und auch die Risiken, wie etwa bei Datenschutz und Datensicherheit müssen mitgedacht werden.
Um hier in Bayern dabei die richtigen Weichen zu stellen, hat die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) die Entwicklung von 2020 auf 2022 im Detail mithilfe einer Umfrage analysiert. Das Ergebnis zeigt eindrücklich, dass die Digitalisierung der bayerischen Landwirtschaft immer stärker voranschreitet. Unsere Betriebe sind sehr offen für die vielen digitalen Einsatzmöglichkeiten. Der Grund liegt auf der Hand, sie sehen darin eine effektive Arbeitsentlastung, Digitalisierung bringt mehr Tierwohl, sie hilft wirtschaftlicher mit ihren Betriebsmitteln umzugehen und kommt damit nicht zuletzt auch der Umwelt zugute.
Bayern unterstützt seine Landwirte deshalb mit gezielten Maßnahmen. Das Digitalisierungszentrum der LfL in Ruhstorf an der Rott ist inzwischen zu einer richtigen Farm der Zukunft geworden, auf der mithilfe von Feldrobotern an den Pflanzenbausystemen der Zukunft geforscht wird. Beim Projekt DigiMilch am Standort Grub dreht sich wiederum alles um die sinnvolle Vernetzung und den Datenfluss in der Milchviehhaltung. In beiden Projekten arbeiten unsere Einrichtungen eng mit beteiligten Landwirten zusammen. Zur Stärkung des Agrarstandortes Bayern habe ich schon 2021 ein offenes „Kompetenznetzwerk Digitale Landwirtschaft Bayern (KNeDL)“ gestartet. Indem wir relevante bayerische Akteure aus Landwirtschaft, Wirtschaft, Verbänden und Wissenschaft miteinander vernetzen, sollen angepasste digitale Lösungen schneller als bisher in den Einsatz auf den Betrieben kommen. So machen wir die digitalen Möglichkeiten in der Landwirtschaft sowohl im Agrarsektor als auch in anderen Wirtschafts- und Wissenschaftsbereichen greifbar.
Und nicht zuletzt möchte ich unser Aushängeschild, das Bayerische Sonderprogramm Landwirtschaft Digital (BaySL Digital) hervorheben. Damit unterstützen wir ganz gezielt Pionierbetriebe bei der Investition in ausgewählte digitale Technik, um ebenfalls die Innovationen schneller „in die Fläche“ zu bringen. Für insgesamt mehr als 1800 Vorhaben wurden seit Programmstart im Jahr 2019 Zuschüsse in Höhe von rund 7,7 Millionen Euro ausgereicht. Mit mehr als 90 bewilligten Anträgen von Landwirten sind wir führend im täglichen Praxiseinsatz von Feldrobotern. Mir ist keine Region in Europa bekannt, in der mehr Feldroboter im Einsatz wären.
Insbesondere bei Klima- und Wettervorhersagen sind digitale und KI-Anwendungen im Einsatz. Wie können digitale Lösungen bei der Anpassung an den Klima-Wandel helfen?
Ein sehr gutes Beispiel liefert der Forstbereich mit seinem sogenannten Standortinformationssystem. Hier wurde ein digitales Tool entwickelt, das wissenschaftlich fundierte Aussagen zum Anbaurisiko von derzeit über 30 Baumarten liefert. Dabei wird auch die prognostizierte Klimaänderung in der Zukunft, ganz speziell für den jeweiligen Standort berücksichtigt. Dieses ist ein wichtiges Hilfsmittel unserer Försterinnen und Förster, wenn Waldbesitzer vor Ort zum notwendigen Waldumbau mit Blick auf den Klimawandel beraten werden.
Aber auch im Bereich Landwirtschaft werden etwa Forschungsprojekte zur automatischen Erkennung und mechanischen Regulierung von Bei- und Unkräutern gefördert.
Vor allem in Sachen Nachhaltigkeit sehen viele Landwirte große Potenziale in digitalen Lösungen. Welchen Beitrag kann die Digitalisierung in diesem Bereich leisten?
Die Digitalisierung bietet enorme Potenziale für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Durch den Einsatz von Präzisionstechnologien können die Betriebe Düngemittel und Pflanzenschutzmittel gezielter und sparsamer einsetzen. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern senkt auch die Betriebsmittelkosten. Und im Bereich der Tierhaltung können digitale Lösungen zu einer artgerechteren, tierwohlgerechteren und effizienteren Betreuung beitragen.
Als größtes Hemmnis sehen die Betriebe die hohen Investitionskosten. Wie unterstützt Ihr Haus die Betriebe in Ihrem Bundesland in der digitalen Transformation?
Die Bayerische Staatsregierung ist sich der hohen Investitionskosten bewusst, die mit der digitalen Transformation einhergehen. Es ist uns ein großes Anliegen, dass sich sinnvolle Innovationen schnell im landwirtschaftlichen Praxiseinsatz verbreiten und alle Betriebe, auch kleinere, die Chancen moderner Landtechnik nutzen können. Genau aus diesem Grund bietet der Freistaateine Reihe von Förderprogrammen an, um Landwirte bei der Anschaffung und dem Einsatz digitaler Technologien zu unterstützen. Allen voran ist hier das eingangs bereits erwähnte BaySL Digital zu nennen, das bereits seit 2019 ganz gezielt Investitionen in moderne, nachhaltige und digitale Technologien mit bis zu 40 Prozent der Investitionskosten unterstützt. In der Tierhaltung dient die geförderte Digitaltechnik zum Beispiel zur Früherkennung von Krankheiten. Auf den Feldern verbessert die digitale Sensorik die zielgenaue Ausbringung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. So können sogenannte „Spot-Spray“-Geräte punktgenau arbeiten und exakt zwischen Nutzpflanzen und Unkräutern unterscheiden. Auch der schonende Umgang mit Ressourcen steht im Fokus: Zuletzt haben wir das Förderprogramm BaySL Digital um digitale Vorhaben zur Effizienzsteigerung der Bewässerung im Freilandanbau ergänzt. Denn auch der sorgsame und sparsame Umgang mit unserer lebensnotwendigen Ressource Wasser ist mit Blick auf den voranschreitenden Klimawandel ein elementarer Punkt.