Noch ist das Arbeiten am PC oder Laptop in vielen ländlichen Regionen ein arges Geduldsspiel. Um die Lücke zu schließen, sind bisher nur die Telekom, Vodafone und demnächst O2 dabei, schnelles Internet mit der neuen Mobilfunktechnik LTE800 aufs flache Land zu bringen. Doch jetzt droht den Mobilfunkern Konkurrenz von einem längst aus dem Rennen geglaubten Mitbewerber, dem Satelliten. Gebuhlt wird nach aktuellen Zahlen um rund 770.000 deutsche Haushalte ohne Zugang zu einem Breitbandanschluss mit mindestens 1 Mbit/s. Weitere bis zu vier Millionen Haushalte müssen sich mit 2 Mbit/s begnügen.
Der neue Konkurrent aus dem All will mit dem Neustart des Breitbanddienstes Tooway am 31. Mai dafür sorgen, dass die Technik „Internet via Satellit für den Endverbraucher endlich erwachsen wird“, so Udo Neukirchen, Direktor Vertrieb und Marketing Tooway Deutschland. Denn bisher erreichte die von Eutelsat seit 2007 angebotene erste Generation im Download lediglich 3,6 Mbit/s und im Upload 384 kbit/s. „Nun bewegen wir uns mit 10 Mbit/s down und 4 Mbit/s up in Dimensionen herkömmlicher DSL-Dienste“, so Neukirchen.
Dabei ist Tooway ein stationäres System und bietet sogar echtes Triple Play via Satellit. Das heißt, mit den Signalen aus dem All kann der Nutzer neben schnellem Internet auch telefonieren und digitale TV-Programme in SD-, HD- und bald sogar in 3D-Qualität empfangen. Doch nicht nur für den Endverbraucher will Tooway attraktive Lösungen anbieten. Sondern auch für Geschäftsleute und Institutionen abseits der Großstadträume plant das Unternehmen professionelle Lösungen mit bis zu 50 Mbit/s im Download und bis zu 20 Mbit/s im Upload.
Gegenüber dem Mitbewerber um das schnelle Internet auf dem Land, LTE800, sieht sich der Satelliten-Dienstleister dabei klar im Vorteil. „Das gilt sowohl für die wirtschaftliche Effizienz als auch für die Leistungsstärke“, so Neukirchen. „Denn in den bereits ausgebauten Gebieten macht sich eine gewisse Ernüchterung und Enttäuschung seitens der Politik und der Betroffenen breit. Neukirchen sieht den Grund darin, „das in der Realität je nach Standort nur maximal 1 bis 3 Mbit/s seitens der Anbieter garantiert – und in den Hauptzeiten bei weitem nicht einmal erreicht werden“.
Zusätzlich könnte bald auch politisches Ungemach mit den Nachbarländern drohen, denn entlang der bundesdeutschen Grenzen müssen sich die LTE-Anbieter zumeist noch mit ihren Nachbarn einigen. Gelingt dies nicht, fällt ansonsten ein rund 25 Kilometer breiter Streifen entlang der Grenze für die LTE-Versorgung komplett aus. „In diesen sogenannten weißen Flecken oder nicht ausgebauten Gebieten wären aktuell mindestens 200.000 Haushalte betroffen“, so Neukirchen. Solche Probleme kennt man bei Tooway nicht. „Denn wir arbeiten seit jeher grenzüberschreitend und ohne Einschränkungen“.
Ein Pluspunkt für das Internet aus dem All könnte aber tatsächlich sein, dass LTE800 als ein digitaler Störenfried für Drahtlosmikrofone, Funkstrecken oder für das digital-terrestrische Fernsehen DVB-T gilt. Da Tooway im Ka-Frequenzband arbeitet, können die Verantwortlichen Störungen über die Satellitenausstrahlung gänzlich ausschließen. Und selbst die Bundesregierung habe das Potential der Technik ‚Internet via Satellit‘ zum wirtschaftlich sinnvollen Überbrücken der Breitbandlücken erkannt und erst kürzlich in einer großen Anfrage im Bundestag bestätigt. An eine Übergangslösung denkt Neukirchen dabei nicht, „denn ein flächendeckender Glasfaser-Ausbau kostet mindestens 120 bis 140 Milliarden Euro und ist wohl angesichts leerer Kassen absolut unrealistisch“.