Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Plan für Medienpolitisches Schiedsgericht steht

Wie Sachsen für mehr Tempo bei der Herstellung von Rechtssicherheit sorgen will

Dr. Fritz Jaeckel (CDU), Staatsminister und Chef der Sächsischen Staatskanzlei Quelle: Sächsische Staatskanzlei/Lars Neumann Dr. Fritz Jaeckel Staatsminister, Chef der Sächsischen Staatskanzlei Staatsregierung Sachsen 08.06.2015
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Medien, Politik und Regulierer ringen derzeit heftig um die Medienwelt der Zukunft. Alte Denkmuster helfen angesichts der globalen und konvergenten Medienwelt nicht mehr. Deshalb bringt Sachsen jetzt ein nationales Schiedsgericht auf den Plan. Was dort entschieden werden soll, erklärt der Initiator der Idee, Dr. Fritz Jaeckel (CDU), Staatsminister und Chef der Sächsischen Staatskanzlei.







Medien, Politik und Regulierer ringen derzeit heftig um die Medienwelt der Zukunft. Daher haben Sie die Idee eines nationalen medienpolitischen Schiedsgerichts ins Spiel gebracht. Was steckt hinter Ihrer Idee?
Die Medien befinden sich mehr denn je in einem ständigen Wandlungsprozess. Dieser führt zu einem extrem hohen Innovationsdruck mit entsprechend kurzen Produktzyklen. Viel häufiger als früher sind Medienunternehmer gezwungen, im Verhältnis zu ihren Wettbewerbern die Tätigkeitsfelder neu abzugrenzen. Um Planungssicherheit zu erhalten, wird dabei oft die Hilfe der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Anspruch genommen. Der juristische „Produktzyklus“ liegt aber hier oft bei mehreren Jahren bis zum Erlass eines rechtskräftigen Urteils. Das bedeutet aber in der schnelllebigen Medienwelt für viele Ideen das vorzeitige Aus. Wir brauchen deshalb mehr Tempo bei der Herstellung von Rechtssicherheit.

Welche Fragen und Themen sollen dort ggf. erörtert und geschlichtet werden?
Aus meiner Sicht sind es vor allem Fragen der Positionierung der Medienunternehmen im Wettbewerb untereinander. Beispiel: Der Rechtsstreit zur „Tagesschau-App“ zog sich über Jahre hin, bis am Ende der Bundesgerichtshof entschied, die Angelegenheit zur weiteren Beweiserhebung an die Tatsacheninstanz zurückzuverweisen. Der BDZV rechnet jetzt mit weiteren 4 Jahren Verfahrensdauer.

Obwohl es hierbei um Abgrenzung der Terrains im Markt ging, sollte ein Medienschiedsgericht nicht von vornherein auf bestimmte Themenfelder begrenzt sein. Wie wir alle wissen, ist der Erfindungsreichtum der Realität unübertroffen. Wichtig ist, dass wir flexible Regeln für die Inanspruchnahme der Entscheidungskompetenz eines solchen Spruchkörpers haben: Die Parteien müssen die Möglichkeit haben, durch eine im Einzelfall getroffene Schiedsvereinbarung jederzeit auf den Sachverstand des Medienschiedsgerichts zugreifen zu können.

In welchem juristischen Gesamtgefüge sehen Sie das geplante nationale Schiedsgericht?
Unsere Zivilprozessordung enthält detaillierte Regelungen für die Arbeit von Schiedsgerichten. Diese sind über Schnittstellenregelungen auch in das System der ordentlichen Gerichtsbarkeit eingebunden. Natürlich kann ein Schiedsgericht kein eigenes Recht schaffen; es ist an die einschlägigen Normen des Bundes- oder Landesrechts gebunden. Das bedeutet, dass Fragen wie beispielsweise die einer Neuregelung des ordnungsrechtlichen Rahmens für die privaten Sendeunternehmen oder der Werberegelungen für öffentlich-rechtliche Sendeanstalten dem Gesetzgeber vorbehalten bleiben.

Wen schlagen Sie als Kopf des Schiedsgerichts vor und wo sollte das Gremium seinen Sitz haben?
Kopf des Medienschiedsgerichts sollte eine Persönlichkeit sein, die sowohl über eine exzellente juristische Qualifikation als auch – und das halte ich ebenfalls für unabdingbar – über medienwirtschaftlichen Sachverstand und Sozialkompetenz verfügt. Als Sitz des Medienschiedsgerichts kann ich mir gut Leipzig vorstellen. Leipzig hat eine lange Tradition als Medienstadt und beherbergt mit dem Bundesverwaltungsgericht und dem V. Strafsenat des Bundesgerichtshofes oberste Gerichte des Bundes. Andererseits tagt ein solches Gericht nicht permanent.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Gerd Bauer
Direktor
Landesmedienanstalt Saarland

Dr. Gerd Bauer, Direktor der Landesmedienanstalt Saarland und Vertreter der Landesmedienanstalten im Digitalradio-Board des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur
DVB-T 2 | Mediatheken

Hemmt das nationale Schiedsgericht die ■ ■ ■

Warum die neue Institution nicht schneller für ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Dr. Gerd Bauer
Direktor
Landesmedienanstalt Saarland

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Martin Deitenbeck
Geschäftsführer
Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)

Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der SLM
Web-TV | Mediatheken

Medienregulierung wird neu gedacht

Warum die Medienanstalten beim künftigen ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Martin Deitenbeck
Geschäftsführer
Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.