Der Verband privater Rundfunk und Telemedien (VPRT) will am 25. Juni dem Neustart des digitalen terrestrischen Rundfunks eine Absage erteilen. Das hatHans-Dieter Hillmoth, Vizepräsident des VPRT, in einem Zeitungsinterview angekündigt. Die ARD reagierte auf diese Ankündigung mit einer Pressemitteilung, in der dem VPRT unter anderem vorgeworfen wird, die Zukunft des Radios zu verzocken. Der VPRT antwortete prompt, die ARD-Anstalten würden das Geld der Gebührenzahler verzocken.
Seine besondere Brisanz gewinnt das angestrebte Votum des VPRT durch die ausstehende Entscheidung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF). Die KEF berät Mitte Juli über die Freigabe von 30 Millionen Euro zur Einführung von Digital Radio im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Einen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen will Hillmoth aber nicht sehen: „Die KEF ist ein unabhängiges Gremium. Deshalb stimmen wir nichts mit der KEF ab“, sagte er dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk.
Warum der VPRT gerade jetzt Stellung beziehen will, begründet Hillmoth damit, dass noch immer ein tragfähiges Geschäftsmodell für DAB+ fehle, eine Anschub-Förderung weiterhin nicht in Sicht sei und die jetzige wirtschaftliche Situation Investitionen in Lohnendes erfordere. Zudem würden andere Übertragungsverfahren wie Internet längst Endgeräte, Angebote und Standards bieten, die mehr können als DAB-Endgeräte.
Dagegen sieht Michael Richter, Vorstandsvorsitzender der Initiative Marketing Digital Radio (IMDR), im Internet einen ergänzenden Kanal, aber keinen Hauptübertragungsweg. „Zur gleichzeitigen Ansprache von Hunderttausenden Menschen ist und bleibt die digitale Terrestrik unschlagbar. Die Verbindung von Mobilfunk, Internet und Digital Radio ermöglicht nonlineare, zeitsouveräne, individualisierbare und rückkanalfähige Radioinhalte.“ Zudem werde es Internetradio über Mobilfunk nie deutschlandweit flächendeckend geben, weil nur in Ballungsräumen leistungsfähige UMTS-Mobilfunknetze bestehen und der Hörer diesen Radioempfang bezahlt.
Auch Felix Kovac, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) betont: „Das Internet ist nicht der zukünftige digitale Übertragungsweg für Radio“. Wolle man damit die Flächendeckung auch für den portablen und mobilen Empfang sicherstellen, koste die Verbreitung soviel Geld, dass im Vergleich dazu die Investitionen in die digitale terrestrische Infrastruktur gering seien.
Zudem muss Hillmoth eingestehen, dass der VPRT anders votieren würde, wenn für die privaten Sender die Finanzierung von DAB+ – zum Beispiel per Digitalisierungsfonds – zumindest teilweise gesichert wäre: „Ja. Das gehörte immer zu unserem Forderungskatalog für einen ‚Big Bang‘.“ Zum Umfang eines Digitalisierungsfonds äußert Hillmoth: „Die zusätzlichen technischen Übertragungskosten für mehrere Jahre sollten für die Sender wegfallen. Wir haben nie über unsere Programmkosten geredet, die sind die Sender sicher bereit selber zu übernehmen.“
Ein solcher Digitalisierungsfonds könnte aus Versteigerungserlösen der Mobilfunkfrequenzen gespeist werden, schlägt Michael Richtervor. „Der Rundfunk musste Entwicklungsspielraum an den Mobilfunk abgeben. Gelder aus der Versteigerung würden nun im Gegenzug – zum Beispiel über die Länder oder Landesmedienanstalten – die zusätzlichen technischen Übertragungskosten der privaten Sender ersetzen."