Menue-Button
Interview

Neustart für Digital Radio: Bereits bis Jahresende Fortschritte möglich

Interview mit dem Bayerischen Staatsminister Eberhard Sinner

Staatsminister Eberhard Sinner Quelle: Bayerische Staatskanzlei Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 27.10.2008

Herr Staatsminister Sinner, wenn es um die Leistungserhöhung im Digital Radio geht, gilt Bayern als Vorreiter. Welches Potenzial sehen Sie darin?

Sinner: Ein digitalisiertes Radio hat zahlreiche Vorteile: Neben der besseren Klangqualität sind es vor allem die multimedialen Zusatzangebote und der Gewinn an Übertragungskapazität, die eine Überführung des analogen Rundfunks in die digitale Welt dringlich machen. Was im digitalen  terrestrischen Fernsehen bis 2010 möglich scheint, muss im Hörfunk für 2015 unser Ziel sein. Mit der Steigerung der Kapazitäten im Radio haben neue Anbieter eine Chance, es eröffnet sich auch die Möglichkeit einer Deregulierung des Zulassungsrechts. Von dem Mehr an Wettbewerb erhoffe ich mir auch ein Mehr an wirtschaftlichem Ertrag.

Der bessere Indoor-Empfang ist einer der Vorteile. Andere Regionen in Deutschland sollen nachziehen. Inwieweit ist eine flächendeckende Leistungserhöhung realistisch?

Eine ausreichende Versorgung im Haus ist A und O eines Radioempfangs. Wir sind von UKW gewohnt, vom Speicher bis zum Keller die Programme empfangen zu können. Für Bayern war die Leistungserhöhung besonders wichtig, da wir auf den leistungsbegrenzten Kanal 12D angewiesen sind. Andere Regionen in Deutschland sind besser versorgt. Entscheidend für die Zukunft ist aber, dass mit der Europäischen Frequenzkonferenz 2006 endlich die Grundlagen für eine Digitalisierung aller analoger Frequenzen geschaffen wurde. Damit haben wir eine Verdreifachung der leistungsfähigen Sendegebiete. Als Nächstes muss eine konzertierte Aktion zur Planung der bundesweiten, landesweiten und regionalen Bedarfe folgen.

Welchen Schwung kann dies für den angepeilten Neustart 2009/2010 für das digitale Radio geben? Wie realistisch halten Sie einen bundesweit gemeinsamen Neustart?

Neue Frequenzen geben einen ganz wesentlichen Impuls für die Attraktivität des digitalen Radios. Viele Kritikpunkte, die bisher manche Länder zögerlich machten, gehören damit der Vergangenheit an. Angesichts der neuen Möglichkeiten kann ich mir nicht vorstellen, dass einzelne Länder weiterhin die Modernisierung des Radios verzögern. Derzeit laufen Gespräche mit den öffentlich-rechtlichen und den privaten Sendern. Es sollte gelingen, zum Jahresende erste Fortschritte zu erzielen.

Für den Erfolg von Digital Radio entscheidend sind aber auch Programminhalte und Empfangsgeräte. Inwieweit kann und muss die Politik darauf Einfluss üben?

Für neue Inhalte soll nicht die Politik, dafür soll der Wettbewerb sorgen. Wo neue Kapazitäten vorhanden sind, können Anbieter und Sender, die bisher in der Region nicht vertreten waren, übertragen werden. Dies gilt auch für den öffentlich-rechtlichen Hörfunk. Im Fernsehen ist es uns z. B. selbstverständlich, dass wir auch dritte Programme aus den Nachbarländern erhalten. Warum soll das nicht auch mit Hörfunkprogrammen der Fall sein? Der wichtigere Faktor ist in meinen Augen aber, dass die Empfangsgeräte in großer Zahl und zu günstigen Preisen verfügbar sind. Jeder Bürger hat mehrere Empfangsgeräte zu Hause. Um das neue Digital Radio zu nutzen, braucht es eine niedrige finanzielle Eintrittsschwelle.

UKW ist europaweit ein grenzüberschreitendes System, welche Kriterien muss ein digitales Nachfolgesystem erfüllen?

Jedes grenzüberschreitende System erfordert einheitliche Gerätestandards. Erfreulicherweise ist dies für die DAB-Familie inzwischen europaweit gelungen. In einigen europäischen Ländern ist DAB schon eingeführt, in Großbritannien läuft DAB sogar sehr gut. Von dirigistischen Maßnahmen der EU-Kommission halte ich wenig. Der Markt ist viel besser in der Lage, schnell eine Entwicklung voranzutreiben. Das hat man bei verschiedenen Technologien in der Vergangenheit auch erleben können. Es müssen überzeugende Geschäftsideen und Geschäftsmodelle sein, keine bürokratischen Vorgaben. Die EU kann allenfalls Gesprächsrunden moderieren, um die Mitgliedstaaten, die Veranstalter und die international operierenden Technikproduzenten zusammenzubringen.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ DIESE FACHDEBATTEN KÖNNTEN SIE AUCH INTERESSIEREN

Uwe Rempe

INITIATOR
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info

Dipl.- Journ. Thomas Barthel

INITIATOR
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info

Simone Ulrich

INITIATORIN
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.