Nach einer aktuellen Studie hilft die Digitalisierung Frauen, den Karriereabstand zu Männern zu verringern. Wie kann dieser Prozess unterstützt werden?
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird verbessert durch neue Arbeitszeitmodelle, Arbeitsort und -zeit können flexibilisiert werden. Frauen und Männer werden viel eher in der Lage sein, Familie und Arbeit miteinander zu vereinbaren.
Das andere Berufswahlverhalten von Frauen, die sich nicht den gut bezahlten MINT- Berufen zuwenden, wird vermutlich bleiben. Hier gilt es schon früh - wie etwa mit dem Haus der kleinen Forscher im Kindergarten oder dem GirlsDay in der Schule - die Weichen zu stellen.
Die „Softskills“ von Frauen werden eventuell aber auch höher geschätzt, wenn das Internet als Informationsraum die Gesellschaft insgesamt durchdringt und vernetzt.
Deutschland liegt im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld, was Bildung und Aufstiegschancen von Frauen angeht. Was muss getan werden, um das zu ändern?
Während der Anteil von Frauen unter den Personen, die die Schule mit allgemeiner Hochschulreife verlassen mit 56 Prozent über dem der Männer liegt, so ist er mit 38,6 Prozent unter denen, die die Schule ohne einen Abschluss verlassen, deutlich geringer (Statistisches Bundesamt 2008). Weiterhin haben die Frauen mit 52,9 Prozent auch bei den Hochschulabschlüssen die Männer überholt (Statistisches Bundesamt 2008). Laut statistischer Angaben der Eurostat machten Männer 2008 sogar nur 46,2 Prozent aus. Damit haben die Frauen ausbildungsbezogen keinen Rückstand mehr gegenüber den Männern.
Bisher waren die Aufstiegschancen in vielen als weiblich konnotierten Berufen jedoch gering. Neue Berufsfelder werden sich entwickeln und müssen im Sinne der Frauen bewertet werden. Etwaige Auszeiten wg. Betreuungsaufgaben können Frauen dann nicht mehr vorgehalten werden, wenn der Arbeitsprozess vernetztes Arbeiten und einen ständigen Wissensaustausch erfordert. Expertenwissen ist in dem Sinne nicht mehr so gefragt.
Was macht Frauen besonders fit für die Digitalisierung?
Wenn die Bedeutung kommunikativer, sozialer und integrativer Kompetenzen im Rahmen der Digitalisierung wächst, sind das Eigenschaften, die vornehmlich Frauen zugeschrieben werden.
Trotz besserer Bedingungen erreichen nur wenige Frauen wirklich Top-Positionen. Woran liegt das?
Das liegt nach meiner Einschätzung an der noch immer herrschenden Anwesenheitskultur, fehlenden Rollenvorbildern und der berühmten „Gläsernen Decke". Auch nach Auszeiten wegen Care-Aufgaben kommt es oft zu einem Karriereknick. Aber alles in allem wird ein Quotengesetz hier helfen.
Was wird in Ihrem Haus für die Geschlechtergleichheit am Arbeitsplatz getan?
Der dritte Gleichstellungsbericht belegt, dass Frauen erstmalig die Mehrheit aller im unmittelbaren Landesdienst Beschäftigten stellen. Auch bestehen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Landesdienst gute Bedingungen. Ein gutes Zeichen ist auch, dass Teilzeittätigkeit keine Ausnahmeerscheinung mehr ist und junge Eltern, aber auch Beschäftigte mit Pflegeverantwortung, arbeits- beziehungsweise dienstrechtliche Alternativen zu einer vollständigen Beurlaubung vorfinden.