Während die Bilder von der Fußball-WM aus Südafrika gestochen scharf zu den HDTV-Zuschauern gelangen, kommen die Besitzer hochwertiger Audiosysteme noch nicht ganz auf ihre Kosten.
Ärgerlich ist etwa ein Programmton mit störenden Sprüngen zwischen Stereo und 5.1-Mehrkanalton. Oder es entsteht ein unangenehmer Effekt, wenn Kommentar, OFF-Sprecher oder Moderation nicht durchgehend im Center-Lautsprecher übertragen werden.
Von Einschränkungen der Audioqualität betroffen, sind in Deutschland besonders die knapp sechs Millionen Nutzer von 5.1-Mehrkanal-Anlagen. Nach Aussage der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) stieg die Zahl der neu verkauften Anlagen von 609.000 im Jahre 2008 auf 701.000 im vergangenen Jahr. Und die gfu rechnet mit einer weiteren Steigerung der jährlichen Verkaufszahlen. Grund hierfür sei das wachsende Qualitätsbewusstsein der Kunden, die zum perfekten HDTV-Bild auch einen entsprechend perfekten Ton möchten.
Natürlich dürfe es innerhalb des Dolby-Formates auch Zuspielbeiträge in Stereo geben, die gegenüber dem akustischen Großereignis bewusst reduziert wirken sollen, hält Dr. Andreas Bereczky, Produktionsdirektor des ZDF, etwaiger Kritik entgegen. Allerdings räumt er ein: „Der Stereoton wird über spezielle Tools aus der Dolby-Mischung ‚downgemixt‘, was gewisse qualitative Kompromisse nötig macht.“ Verbesserungspotential sieht er eher bei Mischverfahren, Mikrofonierung sowie dem Einsatz spezieller Audioprozessoren. Eine ARD/ZDF-Arbeitsgruppe entwickelt deshalb seit der Fußball-WM 2006 einheitliche technische Verfahren, Konzepte und Qualitätsstandards für Dolby Digital 5.1-Übertragungen. „Dabei geht es um Themen wie Mischästhetik, den Umgang mit Center und Subbasskanal, Panoramaverteilung, Upmix/Downmix-Verfahren und Spurenbelegungen“, erläutert Bereczky.
Auch die bei RTL live übertragenen Spiele der Fußball-WM werden bereits mit Mehrkanalton gesendet. André Prahl, verantwortlich für die Programmverbreitung der Mediengruppe RTL Deutschland, bestätigt: „Auf dem Centerkanal wird der Kommentar inklusive der restlichen, nicht trennbaren Umgebungsgeräuschkulisse übertragen, was aus unserer Sicht für den Gesamthöreindruck bei Dolby Digital 5.1 ausreichend ist.“ Für zukünftige mediale Großereignisse kündigt er an: „Wir werden auch weiterhin darauf achten, die Qualität der Übertragung bei solchen Events im Rahmen der wirtschaftlich sinnvollen Möglichkeiten optimal zu gestalten. Über gegebenenfalls optimierte Abmischungen der einzelnen Tonspuren wird dann im Einzelfall entschieden.“ Was technisch möglich wäre, um die Atmosphäre auf dem Spielfeld einzufangen, zeigen die Forschungsergebnisse des Instituts für Rundfunktechnik (IRT). Dort wird untersucht, wie die Tonmischung bei Fußball-Übertragungen durch ballspezifische Geräusche bereichert werden kann, um den Fernsehzuschauer noch stärker ins Spielgeschehen einzubeziehen. „In der schnellen und automatischen Nachführung von Richtmikrofonen haben wir eine Lösung gefunden“, erklärt Wolfgang Graf, Geschäftsfeldleiter Auftragsforschung am IRT. Aus der anfänglichen Idee ist inzwischen ein Prototyp entwickelt worden. Erste Tests haben bereits erfolgreich in der Münchner Allianz-Arena und im Berliner Olympiastadion während eines Länderspiels stattgefunden.