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Mehr als Spiegel, Schulterblick und Blinker

Der Fahrlehrer wird Gefahrencoach für assistiertes und autonomes Fahren

Gerhard von Bressensdorf Vorsitzender, Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. Quelle: Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. Gerhard von Bressensdorf Vorsitzender Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände 19.01.2018
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Schon heute haben die Fahrschulen hierzulande "einen besonderen Schwerpunkt auf die Ausbildung von Fahrlehrern mit Fahrerassistenzsystemen gelegt", so der quasi oberste deutsche Fahrlehrer Gerhard von Bressensdorf, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. "In festgelegten Streckenabschnitten wird es schon bald möglich sein, dass der Fahrer von seiner Fahraufgabe entlastet wird. Fahrlehrer werden diese Entwicklung aktiv begleiten. Sie werden die Grenzen und die Gefahren, die darin liegen, vermitteln."







Die Fahrschul-Branche ist im Wandel. Erwarten Sie durch die nun gültigen Neuregelungen etwa zu Gemeinschaftsfahrschulen und Kooperationen eine stärkere Konzentration auf dem Markt?
Seit Jahren beobachten wir eine Konzentration zu größeren Fahrschuleinheiten. Sie wird durch die Neuregelungen nicht weiter verstärkt. Die Möglichkeiten, Gemeinschaftsfahrschulen und Kooperationen einzugehen, geben gerade kleineren und mittleren Fahrschulen die Möglichkeit, Spitzenzeiten leichter abfedern zu können, ohne in großen Fahrschulen aufgehen zu müssen.

Die Branche klagt über eklatanten Nachwuchsmangel. Wie bewerten Sie die Neuregelungen mit Blick darauf und wie müssten sich Rahmenbedingungen darüber hinaus ändern, um dem Nachwuchsmangel zu begegnen?
Der Nachwuchsmangel ist seit Jahren feststellbar. Jahrzehntelang hatten wir das Problem des Überangebots von Fahrlehrern im Fahrschulmarkt. Dieses Wissen ist tief verankert bei vielen Fahrschulen, denn es ging einher mit Existenzängsten und einer Minderauslastung von Fahrschulen.

Nun zeigt sich aber ganz deutlich, dass ein erheblicher Mangel an Fahrlehrern besteht. Fahrlehrer ist ein toller Beruf! Die Arbeitsbedingungen haben sich deutlich verbessert und der Berufsstand hat sich – sowohl in der Theorie als auch in der Praxis – sehr modern ausgerichtet. Das ist einfach noch zu wenig bekannt. Der Berufsstand wird mit groß angelegten Aufklärungskampagnen werben, um die Attraktivität des Berufes bekannt zu machen.

Manche haben auch die Sorge, Fahrlehrer könnten in einigen Jahren nicht mehr gebraucht werden. Dem muss ich deutlich widersprechen! Auf Jahrzehnte hinaus werden Fahrlehrer benötigt. Das Berufsbild und das Anforderungsprofil wird sich natürlich deutlich verändern – aber dadurch bei weitem nicht weniger attraktiv sein!

Wie könnten sich der Markt durch die demografischen Veränderungen hierzulande künftig verändern? (etwa Verschiebung von Erstausbildung zu Nachschulungen - sehen Sie ggf. Regelungsbedarf für verpflichtende Nachschulungen für ältere Führerscheinbesitzer?)
Hierzu muss zunächst festgehalten werden, dass die demokratische Entwicklung seit Jahren besser verläuft, als prognostiziert. Die Nachfrage nach Fahrschulleistungen hat nicht abgenommen, sondern stetig zugenommen. Seit Jahrzehnten waren die Fahrschulen nicht so gut ausgelastet wie zur Zeit. Dies hängt auch damit zusammen, dass gerade die Aufgabengebiete der Fahrlehrer noch größer, noch attraktiver und noch mehr ausgeweitet worden sind. Allein durch die europäisch geregelte Ausbildung und Weiterbildung der Berufskraftfahrer ist das Aufgabenfeld für Fahrlehrer ganz erheblich gewachsen. Ein Berufsstand kann sich glücklich schätzen, der Berufseinsteigern eine sichere Beschäftigungsgarantie auf Jahre hinaus geben kann und darüber berichten kann, dass sich die Einkommensverhältnisse für Fahrlehrer deutlich verbessert haben. Die Frage, inwieweit sich die Erstausbildung zu Nachschulungen verschieben wird, können wir gegenwärtig nicht beantworten. Nachschulungen im Bereich der beruflichen Ausbildung der Lkw- und Busfahrer steigen deutlich an und ein Mangel an Fahrern hält seit Jahren unvermindert an.

Fahrerassistenzsysteme und automatisiertes Fahren  – wie werden solche Entwicklungen mittel- oder langfristig das Berufsbild ändern?
Wir haben einen besonderen Schwerpunkt auf die Ausbildung von Fahrlehrern mit Fahrerassistenzsystemen gelegt. Fahrschüler, aber auch Führerscheininhaber sollen noch mehr mit den modernen Systemen vertraut gemacht werden und deren Arbeitsweisen und Leistungsgrenzen kennen- und sicher beherrschen lernen.

In festgelegten Streckenabschnitten wird es schon bald möglich sein, dass der Fahrer von seiner Fahraufgabe entlastet wird. Aber das autonome Fahren überall und für alle wird noch für lange Zeit eine Vision bleiben. Fahrlehrer werden diese Entwicklung aktiv begleiten. Sie werden die Grenzen und die Gefahren, die darin liegen, vermitteln. Nicht nur die richtige Bedienung, sondern vor allem die Gefahren, die an den Grenzen des assistieren Fahrens liegen, stellen einen ganz neuen Schwerpunkt dar.  

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