Millionen Klicks bei Youtube, Consumer-Cams für jedermann – welche Bedeutung haben 360-Grad-Inhalte heute und künftig für die Tourismus-Branche?
360-Grad-Inhalte sind in der Tourismusbranche sicherlich einer der großen Trends derzeit, wobei sie aber noch weit davon entfernt sind, zum Standard zu gehören. Ich denke aber, dass ein enormes Potenzial in solchen Anwendungen liegt, denn sie erlauben ein wahres Eintauchen in andere Umgebungen und entwickeln damit eine deutlich größere Kraft als beispielsweise normale Fotos. Wir von Tourismus NRW haben bereits vor zwei Jahren auf 360-Grad-Panoramen gesetzt und unsere fünf Unesco-Welterbestätten im Land shooten lassen. Über unsere Internetseite kann man sich dadurch schon vor dem Besuch im Kölner Dom, der Zeche Zollverein oder auch im Schloss Augustusburg umsehen – und das in einer enormen Detailschärfe! Das zeigen wir beispielsweise auch auf Messen und stoßen damit auf sehr positive Resonanz.
Auch einige Hotels oder Veranstaltungsorte setzen schon auf die neuen Techniken, sodass sich der Gast vorab genau anschauen kann, was ihn erwartet. Das steigert die Authentizität und die Transparenz. Ein weiteres schönes Beispiel ist die Krupp-Ausstellung auf Zollverein, die inzwischen zwar beendet ist, virtuell aber noch mal nacherlebt werden kann. Ich denke, in den kommenden Jahren werden noch viele andere dem Beispiel der Vorreiter folgen – nicht zuletzt dank der günstiger und auch immer besser werdenden Technik.
Welche digitalen Ausspielwege (Internet, Apps, soziale Netzwerke etc.) nutzen Sie darüber hinaus im Tourismus-Marketing?
Unser Dreh- und Angelpunkt in der digitalen Kommunikation ist unsere eigene Website, die wir in den vergangenen Jahren stark ausgebaut haben. Neben eigenen Inhalten finden sich hier beispielsweise Bloggerberichte oder eine Social Wall, auf der man live sehen kann, was gerade in den sozialen Netzwerken über Dein NRW gepostet wird. Durch diesen User generated Content haben wir eine wahre Fundgrube an tollen, authentischen Bildern und lassen unsere Fans für uns sprechen.
Daneben sind wir natürlich auch selbst in sozialen Netzwerken aktiv, unter anderem in Facebook, Twitter, Instagram und Pinterest. Aber wir nutzen auch unbekanntere Wege wie Storify, wo man Live-Content aus den sozialen Netzwerken bündeln und als Geschichten nacherzählen kann. Und ganz klassisch setzen wir auch weiterhin auf Newsletter, weil dies immer noch eine gute Möglichkeit ist, Kunden zu erreichen und sie auf unsere Internetseite zu bringen.
Welche technologischen Trends erwarten Sie in den nächsten Jahren in Ihrer Branche?
Ich gehe davon aus, dass sich Virtual und Augmented Reality durchsetzen werden, denn der Erlebniswert ist groß – ebenso wie die Einsatzmöglichkeiten. Außerdem wird mobiler Content noch stärker an Bedeutung gewinnen, weil einfach immer mehr Menschen unterwegs Informationen abrufen und sie dabei den gleichen Komfort erwarten, den sie vom Schreibtisch-Computer kennen.
Auch Chatbots werden sicherlich verstärkt in unser Leben Einzug halten und die Kommunikation damit noch weiter beschleunigen. Überhaupt wird sich unsere Kommunikation immer selbstverständlicher zu einer Echtzeitkommunikation entwickeln. Möglich macht das neben den inzwischen schon klassischen sozialen Netzwerken unter anderem Livestreaming wie es beispielsweise über Facebook oder Periscope möglich ist.
Und weil wir bei all den Angeboten immer weniger Zeit haben, uns eingehend mit einem Thema zu beschäftigen, wird auch sogenannter Snack Content, also sehr kurze Informationseinheiten beispielsweise in Foto oder Mini-Filmchen, an Bedeutung zulegen. Dabei muss es innerhalb weniger Sekunden gelingen, die Aufmerksamkeit zu gewinnen und seine wichtigste Botschaft loszuwerden.



