Die zunehmende Digitalisierung fordert den lokalen Rundfunk heraus, eröffnet ihm aber auch vielfältige Chancen. So lautet das Ergebnis des Workshops „Neue Welten, neue Produkte, neue Geschäftsmodelle – Noch genügend Platz für den lokalen Rundfunk?“ bei den diesjährigen Lokalrundfunktagen in Nürnberg.
Das prominent besetzte Podium unter Leitung von Dr. Markus Söder, bayerischer Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, warb vor allem dafür, der zunehmenden Konkurrenz aus dem Internet durch eine Rückbesinnung auf eigene Stärken zu begegnen. „Denn das Interesse an Lokalität und Regionalität ist ungebremst hoch”, so Söder. Doch gerade „die Lokalsender auf dem Land haben es in den letzten Jahren auch aufgrund der zunehmenden Konkurrenz besonders schwer“, so Willi Schreiner vom Verband Bayerischer Lokalrundfunk. Denn oft seien die finanziellen Bedingungen schwierig und zusätzlich „verlieren allgemeine Geschmacksmuster an Bedeutung“. Hoffnung setzen die Verantwortlichen vor allem auf neue Akzente durch den Generationswechsel beim Lokalradio. „Akzeptieren müssen wir“, so Karlheinz Hörhammer von Antenne Bayern, „dass sich die Anzahl der Hörer auf immer mehr Sender verteilt“. Genauso sei das mit dem vorhandenen Geld. So erwartet der Radiomacher bei den Werbeumsätzen in naher Zukunft keinen nennenswerten Anstieg. Doch dass Antenne Bayern in den letzten Jahren an Reichweite verloren hat, dafür sucht Hörhammer die Gründe nicht nur beim Internet und bei den privaten Spartenprogrammen, wie Galaxy. Vielmehr gingen auch die öffentlich-rechtlichen Programme, „mit ihrem gebührenfinanzierten inhaltlichen und personellen Knowhow auf Expansionskurs“ und machten den privaten lokalen Veranstaltern „das Leben schwer“. Einen Ausweg sehen die Verantwortlichen bei Antenne Bayern darin, zukünftig auf neue Distributionswege im Internet und im terrestrischen Digitalradio zu setzen. Auch der Geschäftsführer der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), Martin Gebrande, sieht ein hohes Gefährdungspotential der Lokalfunklandschaft durch die Expansionsbestrebungen der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. „Es ist für die Lokalen entscheidend, dass der BR Luft zum Leben lässt und sich aus den lokalen Märkten heraushält“, so Gebrande. Einen Ausweg aus dieser unbequemen Lage sieht etwa Alexander Stöckl, Geschäftsführer von Sat.1 Bayern, nur darin, der zunehmenden Konkurrenz „durch Rückbesinnung auf eigene Stärken“ zu begegnen. So müssten gerade die lokalen Rundfunkanbieter ihre „publizistische und demokratische Grundverantwortung annehmen“, so Stöckl. „Denn die Angreifer unseres Systems können wir tatsächlich nicht regulieren“, weiß Gebrande. Schließlich „müssen wir aufpassen, dass uns die Strukturen mit zu vielen Programmen im Digitalbereich nicht auseinanderlaufen und sich die Anbieter nicht in einem Haifischbecken wiederfinden“.