Die Landesmedienanstalten sehen den vorgezogenen Umstieg von DVB-T auf das neue DVB-T2 im Jahr 2016 skeptisch aber auch als Chance. Wie Martin Deitenbeck, Geschäftsführer der Sächsischen Landesmedienanstalt (SLM), dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk sagte, könnte nach seiner Einschätzung ein auf 2016 vorgezogener Start vor allem für die ARD problematisch sein. Denn die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) müsse zunächst die für die Umstellung erforderlichen Investitionsmittel bewilligen, jedoch beginne die neue Beitragsperiode der KEF erst im Jahr 2017. Zudem zeigte sich Deitenbeck im Fachinformationsdienst zweifelnd, dass bereits 2016 bezahlbare Empfangsgeräte am Markt sind, die den neuen Videokompressionsstandard HEVC verarbeiten können. „Zudem müsste“, so Deitenbeck weiter, „um den Zeitplan 2016 zu halten, bereits Ende diesen Jahres ein entsprechender Beschluss innerhalb der Ministerpräsidentenkonferenz getroffen werden und die Bundesnetzagentur (BNetzA) sich bereit erklären, die für die Simulcastphase erforderlichen Kapazitäten zur Verfügung zu stellen“. Trotzdem könne nach Einschätzung Deitenbecks eine frühe Umsetzung ab 2016 durchaus gelingen, wenn alle Beteiligten jetzt zügig mitspielen.
"Der neue Zeitplan ist zwar ambitioniert, hat aber auch für ein Beschleunigen der Aktivitäten gesorgt", so Deitenbeck abschließend.
Fest entschlossen, mit DVB-T2 ab 2016 zu starten, zeigt sich die Bundesregierung. Wie ein Sprecher des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk sagte, erwarte die Bundesregierung, dass bereits ab Mitte 2016 DVB-T2-Endgeräte in erschwinglichen Preisklassen am Markt angeboten werden. Als Starttermin ist laut BMVI die Fußball-EM 2016 „ein sehr gut geeigneter Zeitpunkt für die Markteinführung“.
Auch die ARD ist bereit, DVB-T2 schneller als ursprünglich geplant, einzuführen. So will die ARD bereits ab Mitte 2019 und nicht wie ursprünglich vorgesehen Ende 2020 mit der Umstellung auf DVB-T2 fertig sein und dann die freiwerdenden DVB-T-Frequenzen für die mobile Datenübertragung dem Bund zur Verfügung stellen. „Mit dem neuen Zeitplan für den Umstieg auf DVB-T2 kommen wir den Plänen der Bundesregierung gern entgegen. Gleichzeitig ist ein geordneter und nutzerfreundlicher Umstieg auf DVB-T2 möglich und dies nicht nur in den Ballungsräumen, sondern auch für Zuschauerinnen und Zuschauer in der Fläche", sagte der ARD-Vorsitzende und NDR Intendant Lutz Marmor. Zudem zeigte sich Marmor zuversichtlich, eine Lösung zu finden, die den Umstieg auf DVB-T2 ermöglicht und gleichzeitig einen zügigen Breitbandausbau des Internets fördert. Vor diesem Hintergrund steht die ARD auch einem auf einige Ballungsräume beschränkten DVB-T2-Start Mitte 2016 aufgeschlossen gegenüber.
Auslöser für die forcierte Einführung von DVB-T2 in Deutschland ist die jüngste Breitbandinitiative der Bundesregierung mit dem Ziel einer flächendeckenden Internetversorgung in Deutschland bis 2018. So will die Bundesregierung mit dem Umstieg von DVB-T auf DVB-T2 heute vom Fernsehen genutzte Frequenzen des 700-MHz-Bandes dauerhaft dem Mobilfunk zur Verfügung stellen.