Für Florian Fritsche, Geschäftsführer von Derutec, einem Gemeinschaftsunternehmen von RTL Radio Deutschland und REGIOCAST, gibt es in Deutschland bislang keinen Wettbewerb beim Netzbetrieb. Fritsche beklagt die Abhängigkeit von monopolistischen Strukturen, die einen Wettbewerb verhindern würden. Fehlender Wettbewerb führe zu einer Verzögerung bei der Digitalisierung der Übertragungswege, warnt Fritsche. Klaus Michels von der Bundesnetzagentur hält Änderungen im Telekommunikationsgesetz für möglich, damit Programmveranstalter im UKW-Bereich ihre Netzbetreiber künftig frei wählen können. Vorstellbar sei auch, dieses Verfahren dann in die digitale Welt zu übertragen.
Der Vorsitzende der Geschäftsführung von MEDIA BROADCAST, Helmut Egenbauer,beteuerte mehrfach, kein Problem mit mehr Wettbewerb zu haben. Er kündigte für diekommenden Wochen Gespräche an, um Anforderungen der Kunden aufzunehmen. Konkrete Preise wollte er noch nicht nennen ließ aber durchblicken, dass die Kosten für die Verbreitung eines bundesweiten Digitalradio- Programmes, anders als von vielen befürchtet, im unteren einstelligen Millionenbereich liegen. Weniger entgegenkommend zeigte sich die Deutsche Funkturm, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom, die über 20.000 Funkstandorte in Deutschland betreibt. So wollte sich Geschäftsführer Rudolf Pospischil nicht auf Sonderkonditionen für Rundfunkdienste einlassen.
Die ARD will mit ihrem eigenen Netz in die digitale Welt starten. Helwin Lesch, Hauptabteilungsleiter für Programmdistribution beim Bayerischen Rundfunk lud die privaten Anbieter ein, Standorte gemeinsam zu nutzen. Aufgrund der Wettbewerbssituation müsse dies aber zu Marktpreisen geschehen. Mit Blick auf das noch nicht veröffentlichte Strategiepapier der ARD zur Zukunft des digitalen Radios warnte Lesch allerdings vor zu großen Hoffnungen. „Ein Masterplan für die Digitalisierung des Hörfunks ist nicht zu erwarten“, so Lesch.
Um Wettbewerb zu ermöglichen, forderte Hans-Dieter Hillmoth, Vizepräsident desVerbands Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), das ARD-Radiosendernetz zu privatisieren und mit den Erlösen den Neustart für DAB+ zu finanzieren. „ Dann wären wirklich Standorte und Frequenzen verfügbar.“
Matthias Ramsauer, Vizedirektor des BAKOM, erläuterte wie in der Schweiz der Netzbetrieb für DAB+ organisiert und finanziert wird. Geregelt wurde dies in einer Vereinbarung zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Rundfunk. So wurde 2008 mit der SwissMediaCast ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet und mit 620.000 Euro Startkapital ausgerüstet. Die öffentlichrechtliche SRG hält 17 Prozent der Anteile, den Rest teilen sich 22 private Veranstalter. Die SRG trägt das finanzielle Risiko.