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Klassik.TV springt in öffentlich-rechtliche Fernsehlücke

Wie das Onlinefernsehen zum Netflix der Branche werden will und warum es dafür neue Werke braucht

Christian Schaaf, Gründer und Geschäftsführer von Klassik.TV Quelle: Klassik.TV media broadcast GmbH Christian Schaaf Geschäftsführer Klassik.TV 22.06.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Klassik.TV soll die neue Adresse für Konzert, Oper und Ballett im Internet werden. Geht es nach dem Gründer und Geschäftsführer der Onlineplattform, Christian Schaaf, soll Klassik.TV eine Art Netflix für die Klassikbranche werden mit der auch die öffentlich-rechtliche Fernsehlücke geschlossen werden soll. Im Interview auf Meinungsbarometer.info erklärt der erfahrene Macher, wie er mit seinem Klassik-Internetkanal echten "media-buzz" generieren will.







Neue Online-Plattformen, wie Klassik.TV, Idagio, die Digitale Konzerthalle oder niusic wollen die Klassikberichterstattung revolutionieren und neue Medien und Klassik zusammenzubringen. Warum braucht die Klassik neue junge Darstellungsformen?
Der Ansatz ist weniger eine Revolution, als eine Evolution. Es ist eindeutig so, dass sich die Klassik scheibchenweise aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen verabschiedet. Gehörte bis in die 90er-Jahre das Sonntagskonzert noch zur Normalität, sind Klassik-Ansetzungen heute – abgesehen von Neujahrskonzert und speziellen Festival-Highlights – die große Ausnahme oder finden in Sparten-Sendern statt. Klassik.TV nutzt diese Nische, die sich durch die fortschreitende Medienkonvergenz und die zunehmende Internet-Affinität auch älterer Zielgruppen immer mehr ausweitet. Unser spezieller Ansatz ist dabei, einerseits eine Art netflix für Konzert, Oper und Ballett zu sein und gleichzeitig durch aktuelle Interviews und Hintergrundberichte einen „media-buzz“ zu generieren. Dabei helfen uns auch weitreichende Medienkooperationen u. a. mit Spiegel Online, opernweit, tanz und music-heute.de.

Wie gut passen, die als konservativ geltende Klassik und innovative Darstellungsformen zusammen? Sind die Zeiten der Klassik-Hochglanzberichterstattung vorbei?
Was heißt schon konservativ. In der Klassik tummeln sich alle, von den André-Rieu-Fans bis hin zu den Liebhabern von Ligeti, Wolfgang Rihm oder Jörg Widmann. Unser Ansatz ist, so viel wie möglich anzubieten und mit den Füssen abstimmen zu lassen. Hier hat das Internet-Angebot den unschlagbaren Vorteil, kein lineares Programm zu sein, sondern den Zuschauer zum Programmdirektor machen zu können. Das ist zwar neu, aber weder innovativ, noch konservativ im gesellschaftspolitischen Sinne, sondern einfach individuell. Wir glauben, dass wenn es einen Trend in den Medien gibt, es die zunehmende Selbstbestimmung des Zuschauers ist. Das schließt Klassik-Hochglanzberichterstattung (was immer das auch ist) nicht nur nicht aus, sondern erzeugt sogar neue Synergie-Allianzen. Wir arbeiten erfolgreich mit mehreren Magazinen zusammen.

Welche Zielgruppen wollen Sie mit Klassik.TV ansprechen, auch Neueinsteiger?
Wir wollen alle Klassik-Begeisterten erreichen. Das Gros unserer Zuschauer ist im Moment 55+ Jahre alt, mit einer auffälligen, absolut aber knapp halb so großen Häufung auch um die 35 Jahre. Projektabhängig (z. B. Berichte über Jugendorchester, Klassik.XL) erreichen wir auch die ganz junge Zielgruppe. Wir geben uns große Mühe, einen niederschwelligen Einstieg zu bieten (z. B. „Opern kurz und bündig“). Auch dabei hilft das Internet als Medium, weil man völlig unverbindlich ausprobieren kann und, anders als im Konzertsaal, jederzeit gehen kann. Ganz alleine können Klassik.TV und andere Webangebote aber sicherlich nicht die Musiksozialisation kommender Generationen leisten. Aber wir tragen gerne und aus Überzeugung dazu bei.

Wie bewerten Sie grundsätzlich die Zukunft der Klassik?
Da ist zunächst einmal die Frage, was man unter Klassik versteht. Als Kunstform auf Bühnen und in Konzertsälen sehen wir zumindest in den Metropolen für die Klassik im Moment überhaupt kein Problem. Die Zuschauerzahlen steigen und das Interesse ist ungebrochen. Was die Tonträger-Industrie angeht, ist das anders. Aber die Probleme resultieren hier auch aus Versäumnissen und Irrwegen der Vergangenheit. Was wir brauchen, sind neue Werke, die das Publikum, und zwar ein große Teile davon, faszinieren. Symphonischer Klang und ausgebildete Stimmen sind unvergleichliche und einzigartige Instrumente. Höchste Zeit also, dass wir sie wieder so nutzen, dass sie nicht nur unseren Intellekt, sondern auch unsere Herzen und Gemüter erreichen.

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