Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) wollen die Übertragung von breitbandigem Internet über DVB-TFrequenzen testen. Laut einer Studie der EU-Kommission besteht in über 40% der ländlichen Gebiete in Deutschland kein Zugang zu schnellem Internet über DSL. Die mabb will in einem Feldversuch in der Region Wittstock die technischen und wirtschaftlichen Bedingungen der Nutzung von Rundfunkfrequenzen für die Internetübertragung untersuchen. „Das breitbandige Internetwird für den Rundfunk immer wichtiger.
Über die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Anstalten und die Film-Portale privater Veranstalter können Rundfunksendungen zu der vom Nutzer gewünschten Zeit empfangen werden“, begründet Uwe Haaß, Technikreferent bei der mabb, die Notwendigkeit des Pilotprojektes. Das zunächst auf ein Jahr angelegte Projekt soll am 1.Juli starten. Weniger konkret sind die Pläne in Baden-Württemberg. Zeit und Ort des Feldversuchesstehen hier noch nicht fest. LFK-Sprecher Axel Dürr warnt zudem vor überzogenen Erwartungen: „Wer glaubt, mit den geplanten Pilotprojekten ist der Stein der Weisen gefunden, der irrt. Es gilt vor allem erst einmal technisch zu testen, ob das Internet tatsächlich auch da ankommt, wo es ankommen soll.“
DVB-T-Frequenzen verfügen über günstige Ausbreitungseigenschaften und könnten sich daher gut für die Übertragung von breitbandigem Internet in ländlichen Gebieten eignen. Es gelte jedoch, so mabb-Technikreferent Haaß, Erfahrungen der gegenseitigen Beeinflussung von Rundfunkausstrahlung und Internetzugang im selben Frequenzband zu sammeln.
Genutzt werden sollen für die Pilotprojekte brachliegende Frequenzen der privaten TVAnbieter. Diese zeigen sich alles andere als begeistert. Annette Kümmel, Direktorin Medienpolitik bei der ProSiebenSat.1 Media AG, verweist auf bereits verfügbare Lösungen der Internetversorgung im ländlichen Raum wie beispielsweise den satellitengestützten Internet-Breitbanddienst von ASTRA und den WiMAX-Standard. „Ich sehe also weder die Notwendigkeit noch den Mehrwert, der die Verschwendung von terrestrischen Übertragungskapazitäten für ein ‚more of the same‘ rechtfertigen würde“, so Kümmel. Auch bei den Öffentlich-Rechtlichen ist man skeptisch: „Aus Sicht der ARD werden sämtliche DVB-TFrequenzen in Deutschland mittel- bis langfristig für DVB-T der öffentlich rechtlichen und privaten Anbieter benötigt“, konstatiert ARD-Sprecher Peter Meyer. Insbesondere der tendenziell zunehmende Datenratenbedarf spreche gegen eine Nutzung von TV-Frequenzen für Breitbandzugänge.
In Bezug auf einen Regelbetrieb zeigt man sich bei den Medienanstalten ohnehin vorsichtig. Uwe Haaß: „Erst wenn die entscheidenden Fragen zu einem störungsfreien Betrieb beantwortet sind und die Randparameter einer Nutzung feststehen, können die weitergehenden Fragen zur Wirtschaftlichkeit und zum zukünftigen Verfahren einer Frequenzzuweisung beantwortet werden.“