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Interview

„Für Lokalradiomacher ist es sehr schwierig, sich auf DAB+ einzustimmen“

Interview mit Willi Schreiner, 1. Vorsitzender Verband Bayerischer Lokalrundfunk (VBL)

Willi Schreiner, 1. Vorsitzender des VBL Quelle: DRD Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 30.07.2014

Herr Schreiner, wie bewerten Sie die Funkanalyse im Hinblick auf Digitalradio?

Schreiner: Es zeigt sich, was andere Untersuchungen auch dokumentieren, dass im Süden insgesamt sehr viele DAB+ Geräte verkauft werden, auch wenn der Anstieg im Vergleich zum Vorjahr etwas geringer ist. Es darf durchaus gefragt werden, was einzelne Sender an Marketing- und Promotionleistungen für Digitalradio getätigt haben. Bei manchem UKW-Programm bekommt man nicht einmal mit, dass es auch über Digitalradio zu hören ist.

Stimmt die Entwicklung im Vergleich zu den Vorjahren positiv oder sind die Wachstumsraten zu niedrig?

Für die Befürworter von Digitalradio sind die positiven Wachstumsraten natürlich zu niedrig. Das ist aber auch nachvollziehbar, denn kaum eine bayerische Radiostation wirbt in ihrem UKW-Programm, dass sie auch via DAB+, meist mit größerer technischer Reichweite, zu empfangenen ist. In der Schweiz dagegen promoten die lokalen Radiostationen ihre DAB+ Ausstrahlung und gewinnen so auch zusätzliche Hörer. Für mich unverständlich, dass dies bei uns nicht selbstverständlich ist, obwohl man nur gewinnen könnte.

Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang DAB+ heute für die lokalen Radiomacher in Bayern?

Insgesamt ist DAB+ nur ein Thema in den Gebieten, in denen auch DAB+ Programme regional verbreitet werden. Deshalb ist es für Lokalradiomacher sehr schwierig, sich auf DAB+ einzustimmen, außerdem verändert Digitalradio die lokale Radiolandschaft: Aus dem Lokalradio wird ein Regionalradio. Dort, wo heute beispielsweise vier unterschiedliche Lokalradios regional zu hören sind, wären bei einem regionalen DAB-Multiplex dann alle Sender in dieser Region zu hören oder sie bilden gemeinsam ein neues Regionalradio, da der regionale Multiplex die vier bisherigen UKW-Sendegebiete umfasst.  Dies erfordert ein Umdenken, ähnlich war es in den USA, als die Mittelwelle mit UKW ergänzt wurde.

Welche Entwicklung erwarten Sie für DAB+ bis zur nächsten Funkanalyse?

Die DAB+ Entwicklung wird nicht durch regionale DAB+ Sender entschieden werden. Entscheidend ist nächstes Jahr, wie sich die ARD zu den Fragen der KEF äußern wird und welche Marketing- und Promotionleistungen von den öffentlich-rechtlichen Sendern und den großen privaten Sendern getätigt werden. Auch die Politik hat noch Entscheidendes zu leisten. Stichwort: "Smart Radio-Chip" oder wie der Aufbau der digitalen terrestrischen Infrastruktur für private Sender finanziell für eine bestimmte Zeit gefördert wird. Wenn diese Förderung nicht kommt, werden sich Lokalsender DAB+ nicht leisten können, vor allem wenn ein jahrelanger Simulcastbetrieb von DAB+ und UKW finanziert werden muss.  Die Politik muss sich ihrer Verantwortung bewusst sein, denn es gilt Infrastruktur aufzubauen.

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