Deutschlands Digitalradio-Vorreiter Bayern hat mit den Ergebnissen der „Funkanalyse Bayern 2014“ für politischen Unmut gesorgt. Kritische Töne kommen vor allem aus dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie. Wie ein Sprecher des Ministeriums dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk sagte, ist der Prozentsatz von 8,6 Prozent der bayerischen Haushalte, die ein DAB+ Empfangsgerät besitzen und nutzen, unbefriedigend, auch wenn sich der Anteil damit um knapp 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht hat. In diesem Zusammenhang fordert die bayerische Landespolitik die Digitalradio- Protagonisten auf, die Anstrengungen zu intensivieren, um die Akzeptanz beim Hörer und damit die Nachfrage und Verbreitung zu erhöhen, „wenn DAB+ zu dem digitalen Radiostandard in Deutschland und Europa werden soll“. Nach Aussagen des Ministeriums wird daher im Herbst eine maßgebliche Veranstaltung zum Thema Digitalradio in der bayerischen Vertretung in Brüssel stattfinden, an der auch der BR-Intendant Ulrich Wilhelm teilnehmen wird. Wie der Sprecher des Bayerischen Staatsministeriums betont, „wird das Medium Radio in der heutigen Form keine Zukunft haben, wenn wir nicht die Digitalisierung der Radioverbreitung schaffen“.
Nach Ansicht des Präsidenten der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) Siegfried Schneider bedeuten die aktuellen Zahlen aus Bayern noch keinesfalls den Durchbruch für DAB+ im Freistaat. Wie Schneider dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk weiter sagte, zeige aber die Tatsache, dass deutlich mehr als 300.000 Hörer täglich in Bayern ein Digitalradio- Programm einschalten und dass mittlerweile rund 10 Prozent der Bevölkerung (ab 14 Jahre) über die Möglichkeit verfügen, ein Digitalradio-Gerät zu Hause oder im Auto zu nutzen, dass die Entwicklung von Digitalradio in Bayern im bundesweiten Vergleich sehr gut verläuft. So lag die DAB+ Ausstattungsquote in Bayern 2012 noch bei 7,7 Prozent.
Mit Blick auf das lokale Radio in Bayern betonte Willi Schreiner, 1. Vorsitzender vom Verband Bayerischer Lokalrundfunk (VBL), dass DAB+ derzeit nur ein Thema in den Gebieten ist, in denen auch DAB+ Programme regional verbreitet werden. Deshalb ist es nach Aussagen Schreiners im Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk derzeitig für Lokalradiomacher sehr schwierig, sich auf DAB+ einzustimmen. Zudem verändert nach Aussagen Schreiners Digitalradio die lokale Radiolandschaft, was ein Umdenken der Protagonisten erfordert. „Aus dem Lokalradio wird zunehmend ein Regionalradio: Dort, wo heute beispielsweise vier unterschiedliche Lokalradios regional zu hören sind, wären bei einem regionalen DAB+ Multiplex dann alle Sender in dieser Region zu hören oder sie bilden gemeinsam ein neues Regionalradio.“ Für die künftige DAB+ Entwicklung seien aber nach Ansicht Schreiners die regionalen DAB+ Sender nicht entscheidend. Vielmehr wird die Zukunft von Digitalradio auch in Bayern davon beeinflusst, wie sich im nächsten Jahr die ARD zu den Fragen der KEF äußern wird und welche Marketing- und Promotionleistungen von den öffentlich-rechtlichen Sendern und den großen privaten Sendern getätigt werden. Aber auch die Politik hat nach Ansicht des VBL-Vorsitzenden noch Entscheidendes zu leisten: beispielsweise wie der Aufbau der digitalen terrestrischen Infrastruktur für private Sender finanziell für eine bestimmte Zeit z. Bsp. für 10 Jahre gefördert wird.
Die Funkanalyse Bayern wird seit 1989 jährlich im Auftrag der Bayerische Landeszentrale für neue Medien BLM und der privaten Rundfunkanbieter in Bayern durchgeführt. Repräsentative Daten zur Hörfunknutzung wurden für die aktuelle Auflage 2014 insgesamt von mehr als 22.900 Personen ab 10 Jahren, sowie zur Fernsehnutzung von weiteren mehr als 12.900 Personen ab 14 Jahren erhoben. Vorgestellt wurde die aktuelle „Funkanalyse Bayern 2014“, die auch eine Vielzahl von Daten zum Digitalradio in Bayern erhält, Anfang Juli auf den Lokalrundfunktagen Nürnberg.