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Digitalisierung als große Chance für die Klassik

Warum die Klassikbranche für neue Geschäftsmodelle wach sein und bleiben muss und welche Ideen der BR jetzt schon hat

Oswald Beaujean, Leiter des Programmbereichs BR-KLASSIK Quelle: Bayerischer Rundfunk / Ralf Wilschewski Oswald Beaujean Leiter des Programmbereichs BR-KLASSIK Bayerischer Rundfunk 22.06.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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"Die Klassik wird immer wieder und gerne totgesagt, aber tatsächlich ist das Interesse an klassischer Musik ungebrochen." Das sagt einer der renommiertesten deutschen Klassikjournalisten, Oswald Beaujean. Der Leiter des Programmbereichs BR-KLASSIK freut sich aktuell über steigende Umsätze seines Labels BR-Klassik. Trotzdem müsse die Branche für neue Geschäftsmodelle wach sein und bleiben.  Die Digitalisierung könnte sich als große Chance erweisen.







Wie steht es um die Zukunft der Klassik und des Klassik-Musikmarktes?
Die Klassik wird immer wieder und gerne totgesagt, aber tatsächlich ist das Interesse an klassischer Musik ungebrochen. Die Quoten der Hörfunk-Kulturprogramme mit hohem Klassikanteil sind seit Jahren stabil, die von BR-KLASSIK, einem reinen Klassikprogramm, nicht weniger. Die Zahl der Klassikkonzerte, die auch ihr Publikum finden, geht sicher nicht zurück, die Nutzung von Klassik im Internet nimmt zu. Das ist nicht selbstverständlich, denn der Musikunterricht an den Schulen ist gewiss nicht intensiver geworden in den letzten Jahrzehnten. Aber die Klassikszene kümmert sich in einem Maße um ein jüngeres Publikum, wie das noch nie der Fall war. Der Klassik-Musikmarkt hat sich verlagert und wird sich weiter verlagern. Aber es gibt nach wie vor Modelle, wie sich mit Klassik Geld verdienen lässt, mag auch die CD dabei eine schwindende Rolle spielen. Auch die steigenden Umsätze des Labels BR-Klassik zeugen für uns von einer ungebrochenen Nachfrage nach klassischer Musik.

Wie ist Ihre Einschätzung: taugt das Geschäft mit klassischen Tonträgern noch, oder werden auch die Klassikhörer in Zukunft Bach, Beethoven und Co. nur noch über Streamingportale konsumieren? Welche Rolle spielen Streaming und digitale Musikportale für das Label BR-Klassik?
Digitalisierung und die sich wandelnde Mediennutzung verändern natürlich auch den Markt für (haptische) Tonträger. Das gilt auf längere Sicht für die Klassik nicht anders als für die verschiedenen Genres populärer Musik, auch wenn der Markt für klassische Musik zumindest im deutschsprachigen Raum noch deutlich verhaltener reagiert. Trotzdem denken wir bei unseren Programmangeboten und auch beim Label BR-KLASSIK die digitale Distribution von Anfang an mit. Viele Konzerte, die BR-KLASSIK aufzeichnet und überträgt, bieten wir im Internet zum Nachhören, teilweise auch im Video-Stream an. Die Produkte unseres Labels finden Sie auf allen wichtigen digitalen Plattformen, darunter auch Streaming-Plattformen.

Ein echtes Comeback erlebt derzeit die Langspielplatte? Welche Marktanstrengungen unternehmen Sie auf diesem Gebiet?
Die Schallplatte ist ein Liebhaber-Produkt, erlebt in Teilbereichen ein Revival und hat für Fans ganz ohne Zweifel ihren Reiz. Das Label BR-KLASSIK konzentriert sich aber – nicht zuletzt aus Kostengründen – auf die gängigen Veröffentlichungsformen.

Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft wagen: Wie werden wir in 10 Jahren klassische Musik konsumieren und welche Rolle wird dann BR-KLASSIK am Klassik-Musikmarkt spielen?
Wir möchten künstlerische Inhalte in höchster Qualität anbieten, das ist unser Anspruch. Selbstverständlich müssen wir dabei mit der Zeit und den technischen Entwicklungen mitgehen. Die Digitalisierung ist auch eine große Chance. Sie schafft Verbreitungswege, von denen wir vor dreißig Jahren nur träumen konnten. Wir wollen und können die Menschen heute dort „abholen“, wo sie sind, und holen die Klassik damit auch eintückweit von dem hohen Sockel herunter, auf dem sie so lange gestanden hat – nicht immer zu ihren Gunsten. Unser Publikum kann Klassik in einem Konzert erleben, über unsere linearen Radio- und Fernsehprogramme, im Live-Stream im Internet genauso wie über eine CD, einen Download oder gestreamte Musik auf einer digitalen Plattform. Und in zehn Jahren haben sich vielleicht Möglichkeiten eröffnet, an die wir heute noch nicht denken. Wir müssen nur wach sein und bleiben.

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