Smart Phone/ Smart Speaker/ Smart Home - immer mehr digitale Devices setzten auf Sprachsteuerung für Suchanfragen und Alltags-Lösungen. Selbst Kurznachrichten werden immer öfter als Sprachnachricht verschickt. Manche Experten sehen Audio gar auf dem Weg zum neuen Leitmedium?
„Wir beobachten derzeit, wie ein Kanal gestärkt wird, nämlich die Stimme“ erklärt Mathias Haas, Geschäftsführer von HAAS. DER TRENDBEOBACHTER. Inzwischen lassen sich per Stimme sogar Verträge schließen allerdings berge bequemes Verhalten auch Risiken. Niemand werde sich nicht mehr als zwei, drei Suchergebnisse vorlesen lassen. Für Marken erzeuge das einen unglaublichen Druck.
Tristan Horx - Trendforscher, Zukunftsinstitut GmbH berichtet indesvon Forschung im Smart-Home- und Smart-Living-Bereich, „da bräuchte es die Sprachsteuerung manchmal gar nicht“. Es verweist auf eine Zeitschriften-Headline: "Alexa, sag’ bitte meinem Kühlschrank, dass er meinem Fernseher sagen soll, dass er dem Rasenmäher sagen soll, dass er meine Smart Watch fragen soll, wie viel Uhr es ist." Manchmal würden dem Endnutzer Lösungen gebaut für Probleme, die er gar nicht habe. Er nennt das Löseritis oder Solutionismus. Beim Navigationssystem fürs Auto sei die Sprachsteuerung unschlagbar, bei der Kühlschrankbedienung hat der Trendforscher seine Zweifel.
Der Siegeszug von Audio ist nach Horx‘ Einschätzung auch vom Bedürfnis nach Entschleunigung getragen. Er verweist darauf, dass der erfolgreichste Podcast in den USA nach wie vor der von Joe Rogan ist. Der rede bis zu dreieinhalb Stunden mit Gästen wie Elon Musk und zu Beginn komme oft kaum eine Kommunikation in Gang. Mehr Audio könne auch den Problemen im politischen Diskurs, mit seinen kritischen Seiten wie etwa Hass-Postings entgegenwirken. „Das ist mit der Stimme sehr schwierig, denn eine Stimme hat immer etwas Persönliches, sehr Menschliches.“
Nach Ansicht von Trendbeobachter Haas wird die Stimme zum Mainstream. In großen Städten oder im Zug sei kaum noch jemand ohne Kopfhörer unterwegs. Da finde ein regelrechtes Cocooning auf Reisen statt. „Wir nutzen unsere Zeit immer effizienter und versuchen Freiräume besser zu nutzen – und wenn es mit einem Podcast ist. Dass Audio deswegen zum Leitmedium wird glaubt er allerdings nicht. „Audio ist ein starker Kanal, aber die Visualisierung ist stärker. Denn ein Video spricht uns intensiver an.“
Auch Trendforscher Horx finden den Begriff Leitmedium schwierig. Der Audiokonsum beanspruche weniger Sinne als der visueller Medien und lässe sich einfacher nebenbei erledigen. Einerseits. Andererseits sieht er den Gegentrend zur immer kürzeren Aufmerksamkeitsspanne. Insofern seien Audio und langsamerer Medienkonsum insgesamt zu früh totgesagt. „Audio wird künftig ein sehr starkes Element innerhalb unseres Medienregenbogens sein.“