Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Die Menschen wollen vor allem Zeit gewinnen

Welche Chancen und Herausforderungen die Abo-Gesellschaft bringt

Prof. Dr. Christoph Lütge, Peter Löscher-Stiftungslehrstuhl für Wirtschaftsethik an der Technische Universität München Quelle: TUM Prof. Dr. Christoph Lütge Peter Löscher-Stiftungslehrstuhl für Wirtschaftsethik Technische Universität München 11.07.2019
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

"Die Menschen haben heutzutage immer weniger Zeit. Daher wollen sie, dass Dinge einfach funktionieren", sagt der Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Christoph Lütge mit Blick auf immer Flatrate und Abo-Modelle in der digitalen Welt. Außerdem schaffen Flatrates aus seiner Sicht ganz neue Optionen.







Flatrates für TV-Serien, für Musik-Angebote, Kommunikations-Leistungen sind etabliert – doch inzwischen gibt es auch Abo-Modelle für Autos, Möbel und alles Mögliche. Was sind die wichtigsten Vorteile solcher Abo-Modelle für Anbieter und Verbraucher?
Ein wesentlicher Punkt ist die Einfachheit beim Handling. Die Menschen haben heutzutage immer weniger Zeit. Daher wollen sie, dass Dinge einfach funktionieren – ob es um Musik-Abos oder Mobilität oder um alle Mögliche geht. Gerade bei Mobilität oder Möbeln wollen sich die Verbraucher auch nicht mehr so lange an Dinge binden. Flatrates und Abo-Modelle erlauben ihnen, immer wieder etwas Neues auszuprobieren. Aber letztlich wollen die Menschen vor allem Zeit gewinnen.

Nach Untersuchungen - etwa in der Autobranche - sind Abos oft teurer als die zu erwartenden Kosten beim Kauf und eigenen Betrieb vergleichbarer Produkte. Wofür lohnen sich die Mehrausgaben?
So pauschal bezweifele ich diese Aussage. Oft haben solche Studien einen Fokus auf spezielle Bereiche. Im Einzelfall mag es tatsächlich so sein, dass Abo-Modelle teurer sind, pauschal lässt sich das nicht sagen. Im Zweifel gibt man halt auch ein bisschen mehr aus, weil es eben einfach ist und funktioniert. Schauen Sie sich etwa die Streamingdienste an. Es ist unglaublich befreiend, sich nicht mehr darum kümmern zu müssen, was ein Lied, ein Album oder ein Film im Einzelnen kosten. Eventuelle Mehrausgaben schaffen da auch neue Optionen. Jeder kann sich einen neuen Song anhören oder einen ganzen Künstler erschließen und muss nicht bei jedem Album entscheiden, ob er oder sie es kaufen will. Das überzeugt sicher viele Menschen.

Es sind den Untersuchungen zufolge vor allem die Jüngeren, die für Abo-Modelle empfänglich sind. Was macht die Flatrates gerade für diese Zielgruppen attraktiv?
Der wichtigste Punkt ist sicher – diese Zielgruppen kennen die Angebote. Viele der älteren Generation sind damit einfach nicht vertraut. Es existieren bei den Älteren auch immer noch grundsätzliche Vorbehalte gegenüber digitalen Angeboten sowie die Präferenz, etwas physisch besitzen zu wollen und nicht nur zu abonnieren. Das ist bei Jüngeren oft anders.

Abo-Modelle könnten, insbesondere wenn Anbieter die Verbraucher langfristig binden, Konzentrationsprozesse am Markt begünstigen. In welchem Maß kann der Trend zu Abo-Modellen unser Wirtschaftssystem verändern?
Prinzipiell gibt es natürlich Veränderungen. Die werden unter dem Stichwort Plattform-Ökonomie ja auch allseits diskutiert. Nun muss man beachten, dass ein Teil dieser Services in der Vergangenheit kostenlos waren. Dadurch sind, wie die Ökonomen sagen, für die Menschen erhebliche Wohlfahrtsgewinne entstanden. Jetzt kommen wir dazu, dass viele Services etwas kosten. Ob das unser gesamtes Wirtschaftssystem verändert, lässt sich noch nicht sagen. Konzentrationsprozesse sind auf diesen neuen Märkten sicherlich unvermeidlich. Allerdings kennen wir das aus der Vergangenheit von sehr vielen klassischen Märkten. Ob es heute schon etablierte Monopole gibt, halte ich zumindest für fraglich. Sie müssen nur daran denken, welche großen Internetmarken in den letzten Jahren wieder verschwunden sind. Der Markt ist in diesem Bereich sehr dynamisch.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Thomas R. Köhler
CEO
CE21

Thomas R. Köhler, CEO der Technologieberatungsgesellschaft CE21 und Buch-Autor
Flatrates | Digitale Wirtschaft

Wer die Kundenschnittstelle besetzt, ■ ■ ■

Wie sich Abo-Modelle auf unsere Art zu ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Thomas R. Köhler
CEO
CE21

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Reinhard Losk
Präsident
Cusanus Hochschule

Prof. Dr. Reinhard Loske, Präsident - Professur für Nachhaltigkeit und Gesellschaftsgestaltung, Cusanus Hochschule - staatlich anerkannte Hochschule in freier Trägerschaft
Flatrates | Digitale Wirtschaft

Wie wir kollaborativ konsumieren

Und welche Chancen und Gefahren das birgt

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Reinhard Losk
Präsident
Cusanus Hochschule

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.