Immer mehr Landwirtschaftsbetriebe setzen auf digitale Anwendungen und KI. Wie steht die Landwirtschaft in Ihrem Bundesland aus Ihrer Sicht in der digitalen Transformation da?
Eine effiziente, nachhaltige, ressourcen- und klimaschonende Landbewirtschaftung sowie Haltungsverfahren, die sich am Tierwohl ausrichten, brauchen neue Produktionsprozesse. In der Digitalisierung sehe ich dafür ein erhebliches Innovationspotenzial. Essenziell sind dabei landwirtschaftlich relevante Daten zu Wetter, Boden oder Erosion, die man möglichst schnell abrufen kann. Mit der Etablierung des GeoBox-Viewers im Saarland haben wir bereits vor drei Jahren eine nutzerfreundliche und kostenlose Möglichkeit geschaffen, diese Informationen in den landwirtschaftlichen Alltag zu integrieren. In einem nächsten Schritt wird ein GeoBox-Messenger entwickelt, damit all diese Daten auch mobil direkt vor Ort abrufbar sind.
Insbesondere bei Klima- und Wettervorhersagen sind digitale und KI-Anwendungen im Einsatz. Wie können digitale Lösungen bei der Anpassung an den Klima-Wandel helfen?
Bereits jetzt ermöglichen die angebotenen GeoBasis- und GeoFach-Daten im saarländischen GeoBox-Viewer den Landwirtinnen und Landwirten Informationen für eine klimaangepasste Bewirtschaftung. Das wollen wir weiter ausbauen und stets an den neusten klimatischen Entwicklungen und den daraus resultierenden neuen Bedingungen orientieren. In den nächsten Jahren sollen deshalb die Daten um relevante Informationen zu Pflanzenschutzanwendung, Düngung und Bodenfeuchtegehalten ergänzt werden.
Vor allem in Sachen Nachhaltigkeit sehen viele Landwirte große Potenziale in digitalen Lösungen. Welchen Beitrag kann die Digitalisierung in diesem Bereich leisten?
Die Herausforderung einer nachhaltigen Landwirtschaft liegt darin, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz in Einklang zu bringen. Meines Erachtens kann hier die Digitalisierung eine Schlüsselrolle einnehmen.
Unter dem Begriff „Precision Farming“ lassen sich verschiedene moderne, digitale Technologien zusammenfassen, die sowohl die Effizienz als auch die Präzision in der landwirtschaftlichen Produktion verbessern. Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass durch punktegenaue Verwendung von Pflanzenschutzmitteln oder mehr digitalen Möglichkeiten in der mechanischen Kulturpflege, Kraftstoff, Dünger und Pflanzenschutzmittel effizienter eingesetzt und so eine klima- und ressourcenschonendere Landwirtschaft betrieben werden kann.
Insbesondere eine effiziente mechanische Unkrautbekämpfung ist für den weiteren Ausbau des Ökolandbaus wichtig. Daher leistet die Digitalisierung auch einen direkten Beitrag zu unserem angestrebten Ziel, den ökologischen Landbau im Saarland zu steigern.
Als größtes Hemmnis sehen die Betriebe die hohen Investitionskosten. Wie unterstützt Ihr Haus die Betriebe in Ihrem Bundesland in der digitalen Transformation?
Generell ist die Digitalisierung ein wichtiger Bestandteil unseres Agrarinvestitionsförderungsprogramms (AFP). Im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft wollen wir die digitalen Innovationen sowohl bei der Bewirtschaftung von Anbauflächen als auch bei der Tierhaltung gezielt fördern. Neben Pflanzenschutzgeräten mit präziser Sensorsteuerung oder einer Satellitentechnologie sind damit auch Melkroboter, Fütterungsroboter oder Anlagen zur Tiererkennung Teil dieser Förderung. Für das Ziel einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Landwirtschaft wird die Hauptaufgabe sein, dass alle landwirtschaftlichen Betriebe, unabhängig von ihrer Größe, digitale Technologien in ihren beruflichen Alltag integrieren können. Mit der kostenlosen Dienstleistung durch den erwähnten GeoBox-Viewer und den geplanten mobilen Messenger werden landwirtschaftlich relevante Daten für alle Landwirtinnen und Landwirte zugänglich gemacht.
Darüber hinaus fördern wir weitere innovative Projekte wie das autonome Fahren mit Traktoren auf landwirtschaftlichen Flächen, das eine einfachere, präzisere und letztendlich auch wirtschaftlichere Bewirtschaftung ermöglicht.
Unser Ziel ist es, mit den Förderungen den Arbeitsalltag zu erleichtern, zu beschleunigen, zu präzisieren und damit das „Precious Farming“ auch im Saarland zu etablieren. Damit stellen wir die saarländische Landwirtschaft zukunftssicher auf.
Im Rahmen dieses zweijährigen Projektes konnten saarländische Landwirtinnen und Landwirte kostenfrei auf die hochpräzisen Satellitendaten (SAPOS-Daten) zur autonomen Steuerung ihrer Traktoren und Landmaschinen zugreifen.
Das Pilotprojekt mit der kostenlosen Bereitstellung der SAPOS-Daten war zunächst ein Anstoß, um das „Precision Farming“ auch im Saarland zu etablieren. Inzwischen kann jeder landwirtschaftliche Betrieb sich für eine pauschale Jahresgebühr von 150,-€ für den SAPOS- Dienst anmelden.*
* https://www.saarland.de/lvgl/DE/themen-aufgaben/themen/grundlagen/sapos/Sapos_Landwirtschaft/sapos_land_node