Die Trainer dürfen bei der Fußball-WM in Russland mit ihren Analysten auf der Tribüne kommunizieren – wie verändert es das Fußball-Spiel, wenn Spieler-Daten simultan für taktische Entscheidungen oder für Ein- und Auswechslungen genutzt werden können?
Dass dies jetzt offiziell erlaubt ist, ist im digitalen Zeitalter für mich ok und ich glaube nicht, dass sich der Charakter des Spieles dadurch verändert.
Wie verändert sich die Rolle des Coaches in der zunehmend Daten-gestützten Arbeit im Training und während des Spiels? Muss ggf. die Trainerausbildung angepasst werden?
Es wird ja viel von Laptop-Trainern gesprochen. Ich denke, ein Stück Wahrheit ist schon dabei! Aber: ein Trainer arbeitet immer noch mit Menschen und Persönlichkeiten. Deshalb werden nicht die Zahlen und Werte, sondern die Emotionen dominieren und die Art des Trainers zu kommunizieren.
Sind in Zeiten von allumfassenden Daten-Tracking auch andere Spieler-Typen gefragt?
Leider gibt es keine „Leader“ mehr, weil alles auf flache „Hierarchien“ ausgelegt ist. Dieser Datenwust entpersonifiziert den Spieler als Typen, d. h. liegt er außerhalb der Wertenorm, ist er raus! Das ist aber nicht im Sinne des Spieles und des Spielers.
Welche Auswirkungen hat der zunehmende Einsatz von Analysetools auf die Arbeit der Schiedsrichter?
Auch im Schiedsrichterwesen wird immer mehr mit Datentools gearbeitet. Das mag an manchen Stellen hilfreich sein (Ernährung, Belastung usw.), sagt aber nichts über die Fähigkeit zu einer Top-Referee-Leistung aus! Hier zählen andere Kriterien und Bewertungsmaßstäbe, die so nicht quantifizierbar sind.
Bei der WM in Russland kommt auch der – in der Bundesliga umstrittene - Video-Assistent zum Einsatz. Wie bewerten Sie das?
Der VAR hat in Deutschland sehr große und emotionale Diskussionen und Kontroversen ausgelöst. Von mehr Gerechtigkeit gar nicht zu sprechen. Ich glaube, wenn dieses System bei der WM nicht 100% funktioniert, war es das! Zumal, wie in England, diese Tests eingestellt wurden und auch die UEFA ist auf Distanz!