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Interview

Brüssel wartet auf deutsche Vorschläge zur Digitalradio-Standardisierung in Europa

Gerard de Graaf, Direktor für Politik im Bereich elektronische Kommunikation der Europäischen Kommission im Interview

Gerard de Graaf Quelle: EU/European Commission 30.11.2011

Meinungsbarometer: Herr de Graaf, in Deutschland wurde am 01.08. das neue Digitalradio DAB+ eingeführt. Viele sprechen von einer möglichen Vorreiterrolle Deutschlands für die weitere Digitalisierung des Rundfunks in Europa. Wie ist Ihre Einschätzung zum Start in Deutschland?

Gerard de Graaf: Für Radiohörer spielt die analoge terrestrische Plattform derzeit nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa noch die dominierende Rolle. Digitales terrestrisches Radio bietet neue Programme, Zusatzinformationen und ermöglicht eine höhere Übertragungsqualität wodurch sich die Attraktivität des Rundfunks erhöht. Aufgrund der genannten Vorteile ist dem terrestrischen Digitalradio durchaus zuzutrauen, dass es sich neben anderen Übertragungswegen etablieren kann. Bis zu einer digitalen Vorreiterrolle Deutschlands in Europa ist es allerdings auch wegen des späten Marktstarts und des damit verbundenen stärkeren Wettbewerbs mit anderen Plattformen, beispielsweise dem internetbasierten WLAN-Radio, noch ein weiter Weg.

Wie unterstützt die Europäische Kommission den weiteren Weg des digitalen terrestrischen Rundfunks DAB+ auf europäischer Bühne?

Radio ist ein wichtiger Teil der europäischen Kulturlandschaft und ein unverzichtbares Informationsmedium. Daher sollte es auch bei der Digitalisierung eine Vorreiterrolle spielen. Allerdings gibt es nicht nur einen einzigen Weg zur Digitalisierung des Radios. Digitale Radioprogramme werden über eine immer größere Vielzahl von Plattformen übertragen, nämlich über das Internet, Kabel, Satellit und terrestrische Fernsehplattformen. Es geht daher nicht darum, dass Brüssel das Tempo oder eine bestimmte Technologie für diesen sehr vielfältigen Sektor vorschreibt. Vielmehr müssen die Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass der Sektor insgesamt sich bestmöglich entwickeln kann. Einen solchen wettbewerbsorientierten Rahmen hat die Kommission mit den Richtlinien für elektronische Kommunikation geschaffen.

Welche Maßnahmen gibt es, um die Digitalisierung des Rundfunks in Europa zu harmonisieren? Sind dafür europaweit einheitliche Richtlinien, was die technologische Ausstattung der Radiogeräte betrifft, geplant?

Derartige Pläne verfolgt die Kommission derzeit nicht. Allerdings gelten die bestehenden Richtlinien für elektronische Kommunikation selbstverständlich auch für die Rundfunkübertragung von Radioprogrammen. Dank dieses Gesetzesrahmens gibt es keinerlei Hindernisse für die Markteinführung von DAB+ und es wird seine Rolle in der digitalen Welt finden können.

Deutschland denkt darüber nach festzuschreiben, dass künftig nur noch digitale Radiogeräte verkauft werden dürfen.Dieser Plan ist bereits an die EU verwiesen worden. Welche Position nimmt die EU in dieser Frage ein?

Die Deutsche Bundesregierung hat angekündigt, im europäischen Rahmen für die rasche Verbreitung hybrider Endgeräte einzutreten, die sowohl Digitalradio als auch UKW sowie andere Standards wie Webradio empfangen können. Die Kommission begrüßt die Initiative der World DMB Gruppe, die Spezifikationen für Empfangsgeräte entwickelt hat, die die Standards DAB, DAB+ und DMB in ein Gerät integrieren. Hybride Endgeräte sind auf dem Markt sehr erfolgreich. Die detaillierten Vorschläge Deutschlands in diesem Zusammenhang werden wir uns mit großem Interesse ansehen, sobald sie vorliegen.

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