Herr Wächter, wie ist Ihre Einschätzung zum aktuellen Digitalradio-Stresstest auf den deutschen Autobahnen, der zutage gefördert hat, dass die DAB+ Netzabdeckung besser ist, als prognostiziert? Haben die Ergebnisse Einfluss auf die weiteren Ausbaupläne? Und werden diese nun „gedrosselt“?
Thomas Wächter: Grundsätzlich freuen wir uns über jeden Fortschritt, der das neue Digitalradio vorantreibt. Seien es Fortschritte in der Abdeckung, oder auch Fortschritte bei der Endgerätepopulation. Insofern freuen wir uns über die Nachricht des VDA, dass heute bereits 10 Prozent aller Neuwagen bereits mit DAB+ ausgestattet werden. Und auch die GFK-Zahlen weisen seit drei Jahren Monat für Monat einen Aufwärtstrend aus.
Diesen Rückenwind nehmen wir bei den weiteren Ausbauplänen selbstverständlich mit, von einer Drosselung kann zumindest aus Sicht des Netzbetreibers keine Rede sein. Wir hoffen, dass wir in den kommenden Wochen zum Abschluss der Gespräche über die weiteren Ausbaupläne kommen. Dann wird es ein weiteres, wichtiges Signal an die Öffentlichkeit geben: Bis 2016/2017 wollen wir den Netzausbau bis hin zu einer annähernden Vollversorgung vorantreiben. Dieser Netzausbau sollte Motivation für die Autoindustrie sein, das Digital Radio im Auto weiter zu bewerben. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Klang und ein nationales, auf wichtigen Autobahnen schon heute unterbrechungsfreies Programmangebot einen echten Mehrwert darstellen. Bereits heute sind über diese Plattform auch neue, wesentlich detailliertere Verkehrsinformationen empfangbar als über UKW.
Wie geht es mit dem Digitalradioausbau 2014/15 weiter, wo und wann wird ausgebaut?
Wie gesagt, wir hoffen in den kommenden 8 bis 12 Wochen die Gespräche dazu mit den Marktteilnehmern abzuschließen. Dann können wir auch konkrete, belastbare Details nennen. Ein Schwerpunkt wird sicherlich die Versorgung entlang der Fernstraßen, in den Ballungsräumen sowie punktuell in östlichen Bundesländern liegen.
Dynamik ist aber auch an anderer Stelle notwendig: Die Medienpolitik sollte dringend die Flexibilität des Digitalen unterstützen und die Neuvergabe von Kapazitäten verschlanken und beschleunigen.
Bei wie viel Prozent sind wir derzeit in Bezug auf das bundesweite Netze? Wie schaut es unter Einbezug aller regionalen Netze aus?
Nach unseren Informationen empfangen bereits 92 Prozent aller Bundesbürger in Deutschland mindestens ein Digitalradio-Ensemble. Als Betreiber des nationalen Multiplexes können wir indes lediglich den Versorgungsgrad des Bundesmuxes konkret beziffern. Aktuell erzielen wir mit 55 Sendern eine Abdeckung bei den Autobahnen von 75 Prozent, was speziell für die Autoindustrie enorm wichtig ist. Bei der Bevölkerung erreichen wir 60 Prozent, die Flächendeckung liegt aktuell bei 57 Prozent. Für beide Parameter streben wir in der nächsten Ausbaustufe einen Versorgungsgrad von über 90 Prozent an.