Menue-Button
← FACHDEBATTE Interview

Bedauernswerter Sieg des Kommerzes über den Sport

Warum Doping- und Menschenrechtsverletzungen oder die Vergabe an Diktaturen künftig wohl nicht mehr thematisiert werden

Lothar Blase, Präsident Deutscher Fechter-Bund Quelle: Deutscher Fechter-Bund Lothar Blase Präsident Deutscher Fechter-Bund 03.08.2015
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
ZUR FACHDEBATTE

Als einen "bedauernswerten Sieg des Kommerzes über den Sport" bezeichnet Lothar Blase, Präsident Deutscher Fechter-Bund, die TV-Rechtevergabe an Discovery. Er befürchtet vor allem, dass beim neuen Olympiakanal Doping- und Menschenrechtsverletzungen nicht mehr thematisiert werden.







Wie bewerten Sie das vorläufige Olympia-Aus von ARD und ZDF aus Ihrer Verbandssicht?
Das Olympia-Aus der Öffentlichen ist ein weiterer bedauernswerter Sieg des Kommerzes über den Sport. Die Olympischen Spielen sind das Highlight des Sports und sollten allen Zuschauern zur Verfügung stehen. Noch hat nicht jeder Eurosport und muss diesen Sender erst suchen. Es wird ja gemunkelt, dass Bach einen eigenen Olympischen Kanal will. Discovery konnte dies anscheinend anbieten und gleichzeitig die Verbreitung auf Tablet und Smartphone garantieren. Ob hier dann Doping- und Menschenrechtsverletzungen artikuliert, Vergabe an Diktaturen kritisiert werden, bleibt abzuwarten

Wir können aus jetziger Sicht natürlich nicht beurteilen, ob es ein „Olympia-Aus“ für ARD und ZDF geben wird und hoffen gleichzeitig, dass sich im Bereich der Rechteverwertung  noch einiges entwickeln wird. Eine vollumfängliche Berichterstattung zu den Olympischen Spielen, die ihren Fokus auf unsere deutschen Sportler richtet, ist für unseren Verband eine ganz seltene Präsentationsmöglichkeit. Diese wurde von ARD und ZDF immer mit großer fachlicher Kompetenz geleistet.

Die Berichterstattung von Eurosport orientiert sich in ihren Übertragungen am europäischen Markt und nicht im speziellen auf unsere Athleten. Damit würde für unseren Verband aus gegenwärtigen Sicht eine große mediale Aufmerksamkeit wegfallen.

Welche Auswirkungen könnten die sich verändernden Fernsehrechte auf Ihre Arbeit haben?
Da die Vereinbarung erst ab 2018 gilt und sich die Medienlandschaft bis dorthin sowieso noch verändern wird, ist eine abschließende Bewertung der Auswirkungen auf unseren Verband nur schwer vorherzusagen

Die Sportberichterstattungen in den öffentlich rechtlichen Sendern läuft auch zwischen den Olympischen Spielen. Wir sehen keinen Grund, dass deshalb die Kooperation oder die langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit abreißen soll. Die dritten Programme berichten teilweise umfassend in ihren regionalen Sportsendungen von den Spitzenathleten und Wettkämpfen in ihrem Sendebereich.  Wir arbeiten langjährig und erfolgreich mit Sport A zusammen und haben bereits erste zukünftige Weichen gestellt, um gemeinsam die Weltmeisterschaft im Fechten 2017 in Leipzig unserem deutschen Zuschauern präsentieren zu können.

Ist die Entwicklung des Spitzensports gefährdet, wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht mehr über Ihre Sportart berichtet?
Ich kann nicht erkennen dass der Spitzensport gefährdet ist. Aber Einschnitte in der Medienpräsenz haben natürlich Auswirkungen auf Bekanntheitsgrad und Sponsoren.

Wichtig ist das unsere Athleten Spitzenleistungen erbringen, damit erreichen wir auch zukünftig entsprechende Fernsehzeiten.

Die internationalen Wettkämpfe werden von unserem Weltverband bereits über einen eigenen Channel live abgebildet und weltweit übertragen, das heißt schon heute kann man eine Europa- oder Weltmeisterschaft  live im Netz erleben.

Wie zufrieden sind Sie generell mit der Berichterstattung Ihrer Sportarten im deutschen Fernsehen? 
Fechten wird, wie alle sogenannten Randsportarten, nicht unbedingt von den Medien verwöhnt. Außer die öffentlich rechtlichen Sender und Eurosport (hier werden die Finalwettkämpfe der Weltmeisterschaften live übertragen) sind wir leider im TV Bereich nicht präsent. Natürlich sind wir mit dieser Situation wie viele andere Sportverbände nicht zufrieden. Fechten hat in Deutschland nicht den gleichen Stellenwert wie in Italien oder Frankreich, das muss man realistisch anerkennen. In Italien sind Fechter reguläre Sportstars die jeder kennt und damit ist die Berichterstattung auch in einer ganz anderen Dimension als in Deutschland.

Unser Sport muss attraktiv für die Zuschauer sein und erfolgreich, dass ist aus meiner Sicht die einzige Garantie um für eine TV Berichterstattung von Interesse zu sein.

Unterstützen Sie die Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Spiele 2024?
Bei der Abstimmung in der Paulskirche  haben alle Verbände sich verpflichtet die Bewerbung Hamburgs zu unterstützen.

Natürlich unterstützt der Deutsche Fechter-Bund die deutsche Bewerbung mit Hamburg für die Olympischen Spiele. Ein solches Sportereignis wieder nach Deutschland zu holen, gibt dem gesamten Sport einen großen Auftrieb.  Olympische Spiele vor heimischen Publikum, das würde jeden Sportler zu Bestleistungen motivieren. Das sind Chancen für den gesamten Sport in Deutschland, die einzigartig sind.

Die Vergabe der Fernsehrechte dürfte aus meiner Sicht für die Bewerbung Hamburgs als Austragungsort 2024 keine Rolle spielen. Hier geht es um exzellente Rahmenbedingungen und eine perfekte Organisation eines solchen Sportereignisses und dies kann Hamburg.

Inwieweit die Vergabe der Übertragungsrechte an einen amerikanischen Konzern die Ausgangslage  für Boston verbessert, kann ich nur schwer abschätzen. Es dürfte nicht so sein.

 

 

 

 

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ WEITERE BEITRÄGE DIESER FACHDEBATTE

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Manfred Werner
Präsident
Deutscher Ringer Bund e. V.

Manfred Werner, Präsident Deutscher Ringer Bund e. V.
Programme | Sport

Unzufrieden mit Olympia bei ARD und ZDF

Warum die Ringer jetzt auf mehr ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Manfred Werner
Präsident
Deutscher Ringer Bund e. V.

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Stefan Schwarzbach
Geschäftsführer
Deutscher Skiverband

Stefan Schwarzbach, Geschäftsführer/Pressesprecher DSV Marketing GmbH (Deutscher Skiverband)
Programme | Sport

Fernsehen bleibt Olympia-Leitmedium ■ ■ ■

Wie der Deutsche Skiverband künftig mit ARD und ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Stefan Schwarzbach
Geschäftsführer
Deutscher Skiverband

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Ingo Weiss
Präsident
Deutscher Basketball Bund e.V.

Ingo Weiss, Präsident Deutscher Basketball Bund e.V.
Streaming | Programme

Olympia: Hoffen auf Sublizenzen

Warum die deutschen Basketballer mit ARD und ZDF ■ ■ ■

EIN DEBATTENBEITRAG VON
Ingo Weiss
Präsident
Deutscher Basketball Bund e.V.

ZUR FACHDEBATTE

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.