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Autovermieter werden zu Mobilitätsdienstleistern

Wie sich eine Branche durch Private Carsharing verändert

Oliver Huq, Geschäftsführer, CEO, Verband deutscher Autovermieter Quelle: Verband deutscher Autovermieter Oliver Huq Geschäftsführer Verband deutscher Autovermieter 21.12.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Die Autovermieter stehen vor einschneidenden Veränderungen, prognostiziert Oliver Huq, Geschäftsführer, CEO beim Verband deutscher Autovermieter. "Wichtig für die Zukunft ist, dass die Player im Bereich der Mobilitätsdienstleistung ihre Prozesse weitestgehend digitalisieren."







Das private Carsharing ist im Kommen, was bedeutet das für Ihre Branche?
Grundsätzlich richtet sich privates Carsharing an eine andere Zielgruppe. Damit betrifft es unsere Branche zunächst nicht. Allerdings befindet sich die Mobilitätsbranche im Umbruch, sodass auch Autovermieter die sich ändernden Realitäten und Möglichkeiten sehen sollten. D. h. das die im Bereich der Mobilitätsdienstleistung erfahrenen Autovermieter das private Carsharing als willkommene Erweiterung des Mobilitätsportfolios für einen erweiterten Kundenkreis sehen sollten. Diese neue Kundengruppe kann durch die Autovermieter direkt durch neue und angepasste (kooperative-) Geschäftsmodelle und Angebote fruchtbar gemacht werden. Auch der klassische Autovermieter kann also durch die Erweiterung des Produktportfolios von der Entwicklung profitieren.

Wie ist Ihre Branche auf die Initiativen der privaten Anbieter vorbereitet, was kann die traditionelle Autovermietung beim Kundenservice oder in der Kundenansprache besser?
Die Branche befindet sich im Umbruch! Ich spreche hier gerne von der Zukunft 4.0, die jetzt passiert: Mit anderen Worten: Autonome Mobilität, Big Data, Sharing Economy und Vernetzter Verkehr schaffen derzeit eine ganz neue Branche von Mobilitätsdienstleistern. Wir werden in 5-10 Jahren daher nur noch von Mobilitätsdienstleistern sprechen. Der Vorteil, den traditionelle Autovermietungen im Vergleich zu neuen „Playern“ (z. B. auch OEMs wie BMW, Daimler, VW & Co) haben, ist, dass Sie bereits Dienstleister sind und schon immer nah an den Kundenwünschen arbeiten. Jeder Autovermieter, der es schafft, seine Expertise im Bereich der Kundenansprache, des Kundenservice und im Lesen der Kundenwünsche in digitalisierter Form schnell, effizient und günstig nutzbar zu machen, der wird von der kommenden Entwicklung profitieren. Tatsächlich ist eine Renaissance der Autovermietung - zukünftig als Mobilitätsdienstleistung - wahrscheinlich.

Befürchten Sie einen drohenden Preiskampf aufgrund neuer Anbieter?
Nein. Roland Berger beziffert beispielsweise die Chancen des neuen Mobilitätsmarkts allein für die USA mit 113 Milliarden US-Dollar. Derzeit beträgt der US-Autovermietmarkt demgegenüber ein Volumen von 14 Milliarden US-$. Vor einem Preiskampf kommt also zunächst eine Art Goldgräber-Stimmung. Erst wenn sich der Markt wieder beruhigt hat, wird es zu einer Konsolidierung kommen und das bedeutet natürlich auch Preiskämpfe. Das ist in gut funktionierenden Märkten aber keine Besonderheit und nichts, auf das ein gesundes Unternehmen sich nicht einstellen kann.

Carsharing gilt als einer der Megatrends in Sachen Zukunfts-Mobilität. Wie wollen Sie als Verband das Thema Autovermietung zukunftsfähig halten, welche Forderungen haben Sie ggf. an die Bundespolitik?
Carsharing ist ja nur eine Variante der Autovermietung ebenso wie das Leasing oder die Langzeitmiete: Es werden Fahrzeugen an eine oder mehrere geeignete Personen für eine bestimmte Zeit vermietet. Grob gesagt ist das entscheidende Unterscheidungsmerkmal der Zeitfaktor. So werden beim Carsharing Fahrzeuge im Minuten oder Sekundentakt vermietet, bei der klassischen Autovermietung in Tagesintervallen, bei der Langzeitmiete in Monaten (i.d.R. 1-6 Monate) und beim Leasing in der Regel für 2-3 Jahre (Abrechnung ebenfalls meist Monatsweise).

Wichtig für die Zukunft ist, dass die Player im Bereich der Mobilitätsdienstleistung Ihre Prozesse weitestgehend digitalisieren, damit Sie sich einen Teil des größer werdenden Kuchens durch maßgeschneiderte Angebote an die Kunden der Zukunft sichern können.
Die Politik muss erkennen, dass die Zukunft kooperativen und individualisierten Geschäftsmodellen gehört. Ihre Aufgabe ist es, Planungssicherheit und Stabilität für die Unternehmen zu gewährleisten.

Insgesamt fordere ich von der Politik eine Zukunftsvision für den Bereich Verkehr, der die Mobilität effizienter, nachhaltiger und individueller gestalten hilft. Eine Art Marshallplan, der die unterschiedlichsten Verkehrsträger (Autos, Bus, Bahn, Taxi, Mietwagen, LKW, Flugzeuge, Fahrräder und Drohnen (sowie weitere mögliche, zukünftige Mobilitätsmittel)) miteinander zum Wohle der Allgemeinheit verknüpfen hilft. Die derzeitigen Investitionen in die Infrastruktur weisen zumindest in die richtige Richtung, sind aber noch sehr ausbaufähig und -bedürftig.

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