„Was, wie sieht die denn aus?“, dachten nach Aussage von MDR-Sportmoderator René Kindermann nicht wenige der Kollegen in Vancouver, als sie zum ersten Mal eine ZDF-Kollegin hochauflösend, also in HDTV-Qualität, moderieren sahen. Denn wie Kindermann berichtet, der in Vancouver die Olympischen Winterspiele für die ARD präsentierte, ist es beim hochauflösenden Fernsehen – das mit den Winterspielen seinen Regelbetrieb bei den Öffentlich-Rechtlichen aufgenommen hat – nicht mehr möglich, „die Spuren der Nacht einfach mit Puder wegzuwischen.“ Augenringe und Falten müssen dann stolz präsentiert werden. So ist es nicht verwunderlich, dass für den Moderator die prägnanteste Änderung bei der Arbeit mit der neuen HDTV-Technik in der Maske liegt. Im Vorfeld mussten die Maskenbildnerinnen daher auch Kurse über das richtige Schminken für HD-Produktionen belegen. Ansonsten war Kindermann eher überrascht davon, „dass für uns Moderatoren so viel Normalität war.“ Aus seiner Sicht gab es daher kaum Veränderungen im Vergleich zu SD-Aufnahmen.
Auch der MDR-Techniker vor Ort in Vancouver, Volker Frank, erlebte die Arbeit mit der neuen HD-Technik „insgesamt als sehr ruhig“. Allerdings betont er, dass im Vorfeld ausgiebig getestet wurde und es „mit der Leichtathletik-WM 2009 in Berlin einen kompletten Testevent als Showcase in HD“ gab. Frank erzählt, dass „sozusagen die Früchte einer sehr genauen Planung und detaillierter Tests geerntet“ wurden. Die größere Herausforderung als das HD-Bild ist für den Techniker der 5.1-Ton, der „im Vergleich zum HD-Bild noch eine neuere und auch komplexere Aufgabenstellung“ ist.
Im Zusammenspiel mit den hochauflösenden Fernsehbildern ist für René Kindermann der „5.1-Sound der Oberhammer“. Für ihn ist klar, dass ein ordentlicher „Dolby-Surround-Ton um die Ohren brutal geil“ ist. Begeistert war der Moderator vom guten Zusammenspiel von Bild und Ton vor allem bei der Eishockey-Übertragung.
Auf Pannen mit der neuen HDTV-Technik angesprochen, überlegt Kindermann kurz und sagt, dass es Probleme mit dem sogenannten Real-Time-Code gab, der die tatsächliche Uhrzeit der Aufzeichnung repräsentiert. Dieser wurde als SD-Signal übertragen und konnte daher nicht mit dem HD-Signal gemischt werden. Dadurch wurden die Uhrzeiten nicht mehr angezeigt und die Moderatoren vor Ort mussten zu ungewöhnlichen Hilfsmitteln greifen, um rechtzeitig zur Tagesschau schalten zu können: Sie nahmen alte Küchenuhren zu Hilfe, um die Uhrzeit im Blick zu behalten. Doch der kritischste Moment seiner Arbeit vor Ort dürfte wohl der Tonausfall bei der Biathlon-Übertragung der Frauen gewesen sein. Allerdings waren diese massiven Tonausfälle nicht selbstverschuldet, da das HD-Signal vom Host-Broadcaster in Vancouver zur Verfügung gestellt wurde. Weil das Bild noch lief, sprang der versierte Sportmoderator kurzerhand als Kommentator ein, um die Tonausfälle zu überbrücken.
Für Techniker Volker Frank hat sich am Ende durch HD nicht viel mehr verändert „als der deutlich größere Bildinhalt gegenüber dem alten Standard-Definition-Bild. Deswegen brauchen wir für alle Bereiche der Aufnahme und Bearbeitung des HD-Bildes mehr Speicherplatz und mehr Bandbreite für die Übertragung. Bildlich gesprochen also 'dickere Leitungen'. Und für den Speicher brauchen wir deutlich mehr und größere Festplatten.“