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Interview23.09.2025

Worauf es bei KI-Robotern ankommt

Und wie sie Menschen helfen können

Prof. Dr. Tobias Kaupp - Leiter Center für Robotik (CERI), Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) Quelle: THWS/ Stefan Bausewein Prof. Dr. Tobias Kaupp Leiter Center für Robotik (CERI) Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS)
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"Großes Potenzial für Consumer-Roboter liegen im Bereich Pflege und Assisten", sagt Prof. Dr. Tobias Kaupp von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Er erklärt auch, welche Punkte wichtig für die gesellschaftliche Akzeptanz von KI-Robotern sein werden. Und er sieht enorme regulatorische Herausforderungen.





KI-Roboter gibt es schon länger in der Industrie, auf der IFA war Physical AI auch im Consumer-Bereich ein Trend-Thema - wo sehen Sie in nächster Zeit die größten Potenziale in diesem Bereich?
Unter Physical AI verstehe ich ein System, das mit der realen Welt durch eine direkte Aktuation interagieren kann, z.B. Objekte greifen und manipulieren und sich selbst bewegen kann. Also prinzipiell nichts anderes als ein Roboter, der einen klassischen „Sense-Plan-Act“-Zyklus durchläuft. Die neuesten Entwicklungen in der KI bieten dabei Chancen, Roboter smarter und adaptiver zu machen, z.B. indem sie bestimmte Fertigkeiten zunächst in Simulationsumgebungen anlernen und anschließend durch Interaktionen mit der realen Welt kontinuierlich verbessern.

Ein Roboter-Champion im Consumer-Bereich sind Staubsaugerroboter, die schon seit Jahren etabliert sind und einen Milliarden-Markt erobert haben. Die KI hat Potenzial, diese Systeme noch zu verbessern, z.B. durch Objekteerkennung, Verschmutzungsarten, Bodentypen etc. Ich sehe diese KI-basierten Innovationen jedoch eher im marginalen Bereich, entscheidender sind Verbesserungen im klassischen Ingenieursbereich wie leistungsstärkere Hardware. Großes Potenzial für Consumer-Roboter liegen im Bereich Pflege und Assistenz wie z.B. Haushaltshilfen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Gleichzeitig sind die Herausforderungen hier sehr vielfältig und die KI allein wird sie nicht bewältigen können. Auch hier kommt es auf Robustheit und Sicherheit der Hard- und Software an, außerdem müssen die Systeme bezahlbar sein.

Welche Auswirkungen könnte immer häufigere Mensch-Maschine-Interaktionen durch KI-Roboter auf die Gesellschaft haben? 
Wenn wir es schaffen, Roboter zu bauen, die robust und verlässlich ihre Aufgaben erfüllen und damit Menschen von mühsamen Arbeiten entlasten, dann kann sich die Gesellschaft im privaten Bereich mehr auf kreative und soziale Tätigkeiten fokussieren. Gleichzeitig werden neue Abhängigkeiten geschaffen – sowohl von den KI-Systemen als auch den Konzernen, die dahinterstehen, was man immer im Auge behalten sollte. Interessant wird auch werden, wie die KI-Roboter von Menschen sozial anerkannt werden – eher auf Augenhöhe mit entsprechenden Umgangsformen oder eher als Werkzeug? Hier sind die KI-Fähigkeiten ausschlaggebend – wenn die Systeme intelligent und adaptiv sind oder zumindest erscheinen, bauen Menschen schnell und ganz natürlich eine enge und positiv konnotierte Bindung auf. Dieser Punkt wird entscheidend für die gesellschaftliche Akzeptanz von KI-Robotern sein. 

Welche Herausforderungen sehen Sie durch Physical AI speziell auf den Arbeitsmarkt zukommen?
Robotik und Automatisierung sind schon seit vielen Jahren ein großes Thema in der Produktion, man denke nur an die Schlagworte Industrie 4.0 und 5.0. Physical AI sehe ich als Fortsetzung des Trends, den Automatisierungsgrad weiter zu erhöhen, um damit die Produktion in Hochlohnländern halten zu können und dem Fachkräftemangel zu begegnen. Damit verschwinden nicht unbedingt Arbeitsplätze, sondern sie verlagern sich lediglich in andere Bereiche. Beispielsweise haben Studien gezeigt, dass Firmen, die auf Digitalisierung und Automatisierung setzen, mehr Arbeitsplätze schaffen als Firmen, die das nicht tun. Bei der Industrie 5.0 stehen die Mitarbeiter sogar explizit im Mittelpunkt, das heißt die Zusammenarbeit mit Maschinen wird zunehmend menschzentriert gestaltet. Die Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen ist also nicht gerechtfertigt, jedoch sind die Unternehmen gefordert, ihre Mitarbeiter kontinuierlich weiter zu qualifizieren. Die Mitarbeiter müssen im Gegenzug offen für sich ständig ändernde Aufgaben sein.

Welche rechtlichen Regelungsbedarf sehen Sie aus diesem Feld?
Wenn Maschinen mit der realen Welt und Menschen agieren und in Zukunft eigene Entscheidungen treffen, ergeben sich enorme regulatorische Herausforderungen, die sich parallel zu den technischen Errungenschaften entwickeln müssen. Zunächst gibt es die Frage der Haftung, wenn ein KI-Roboter Schaden anrichtet, was z.B. beim autonomen Fahren schon länger ein viel diskutiertes Thema ist. Weiterhin müssen Sicherheitsstandards weiterentwickelt werden. Hier muss man zwischen der Industrieumgebung und dem privaten Bereich unterscheiden. Letzterer ist oft unstrukturiert, vielfältig und unkontrollierbar und stellt damit eine besondere Herausforderung dar. Drittens muss der Zugriff, die Verarbeitung und Speicherung der vielfältigen Sensordaten geregelt werden. Viele der rechtlichen Regelungen benötigen ethische Diskussionen als Grundlage. Langfristig werden auch die Szenarien aus der Science Fiction von Interesse sein, z.B. sollte eine KI-Roboter eine eigene Rechtspersönlichkeit haben?

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