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Weltradioverband sieht Tür für DAB+ in Schweden nicht vollständig geschlossen

Wie das Digitalradio noch zum Erfolg werden kann

Patrick Hannon, Präsident von WorldDAB, dem Weltverband für digitales Radio Quelle: WorldDAB Patrick Hannon Präsident Weltradioverband WorldDAB 26.02.2016
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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In vielen Ländern Europas sieht Patrick Hannon, Präsident von WorldDAB, dem Weltverband für digitales Radio, DAB+ wachsen. Was Europa nach dem vorläufigen Stopp für DAB+ in Schweden nun tun kann.







In Schweden hat sich das Parlament gegen den Umstieg auf DAB+ ausgesprochen. Was bedeutet das für die Radioverbreitung in Europa?
DAB-Digitalradio wächst in ganz Europa rapide. Die ersten vier Länder waren Großbritannien, Norwegen, Dänemark und die Schweiz. Vor allem die Einführung von DAB+ in Deutschland im August 2011 war der Katalysator für nachhaltiges Wachstum in ganz Europa. Die Niederlande startete im Jahr 2013 und in Italien ging 2014 der zweite nationale kommerzielle Multiplex in Betrieb. In Frankreich gingen 2014 Sender in Paris, Nizza und Marseille in Betrieb und im Dezember 2015 wurde ein Zeitplan für das nationale Roll-Out bestätigt. In Belgien wurde die Ausstrahlung der flämischen Sender im Jahr 2015 begonnen und französische Programme werden voraussichtlich im Jahr 2017 folgen. Polen verfügt über eine DAB+ Abdeckung von 55 % der Bevölkerung und Österreich, die Tschechische Republik, die Slowakei und Slowenien starten in diesem Jahr mit dem Testbetrieb oder haben schon damit begonnen.

Die schwedische Entscheidung gegen DAB+ läuft diesem Trend entgegen. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sie weitere Folgen haben wird. Denn tatsächlich hat sowohl die schwedische Regierung im letzten Jahr, als auch der Parlamentarischen Ausschuss in diesem Jahr die Bedeutung der internationalen Entwicklungen betont. Da wird ein besonderes Augenmerk auf dem Nachbarn Norwegen liegen, wo UKW im Jahr 2017 abgeschaltet wird. Insofern ist die Tür für DAB+ in Schweden nicht vollständig geschlossen.

Welche Möglichkeiten bleiben den europäischen Institutionen, auf einheitliche Standards für die Radioverbreitung in Europa hinzuwirken?
Die Europäischen Institutionen können sich auf drei Themen konzentrieren:
• Erstens können sie den digitalen terrestrischen DAB/DAB+ Hörfunk als eine wesentliche Teil ihrer digitalen Binnenmarkt-Strategie der EU anerkennen.
• Zweitens können sie den digitalen terrestrischen Rundfunk in den einzelnen Mitgliedstaaten durch die generelle Zuweisung von Frequenzen im Band-III-Spektrum fördern.
• Drittens können sie die Regelung vorgeben, dass in einem bestimmten Zeitrahmen alle neuen Hörfunkgeräte und Autoradios für den Empfang von  UKW und DAB/DAB+ geeignet sein müssen.

In Schweden soll Radio vornehmlich über (mobiles) Internet und über UKW versendet werden. Ein guter Weg?
Alle großen Sender in Schweden, sowohl öffentliche als auch private, haben deutlich gemacht, dass Radio auf DAB+ umgestellt werden sollte. Dies würde die Innovation und den Wettbewerb fördern und zu einem besseren Empfang, mehr Programmen und Zusatzinformationen für die Zuhörer führen, wie es mit UKW nicht möglich wäre. Unterwegs Radio über das mobile Internet zu hören, könnte wegen der Datengebühren teuer werden und unzuverlässig sein - vor allem in Notfällen, wenn viele Nutzer die IP-Netze überlasten.

Nach Medienberichten erfolgte der Beschluss des schwedischen Parlamentes, nachdem der Rechnungshof die digitale Verbreitung als zu teuer befunden hat. Ist der DAB+ Umstieg europaweit finanzierbar?
Der Parlamentarische Ausschuss hat auf eine Entscheidung der Regierung reagiert. Sie folgte einem Bericht des schwedischen Rechnungshofs aus dem April des letzten Jahres, der die Kosten kritisiert hatte. Die Rundfunkanstalten und Politiker weisen darauf hin, dass sich der DAB+ Markt schnell entwickelt. Es könne bald sinnvoll sein, einige der Annahmen des Bericht zu überdenken. In anderen europäischen Märkten, zum Beispiel in den Niederlanden, haben Regierungen, Aufsichtsbehörden, öffentliche und private Sender gemeinsam kostengünstige Lösungen gefunden. Solche Gespräche sind eine wesentliche Voraussetzung für den langfristigen Erfolg des Rundfunk-Sektors.

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