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Interview26.02.2016

Schweden wird europäisches DAB+ nicht verhindern

Was Europa für das Digitalradio tun sollte

Michael Richter, Vorstandsvorsitzender der Digital Radio Plattform e. V. Quelle: Michael Richter Dipl. Ing. (FH) Michael Richter Vorstandsvorsitzender Digital Radio Plattform
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Die Pläne zur Radioverbreitung in Europa werden sich nach der vorläufigen Entscheidung des schwedischen Parlaments gegen DAB+ nicht ändern, sagt Michael Richter, Vorstandsvorsitzender der Digital Radio Plattform. Wichtig seien künftig vor allem Multinorm-Geräte.





In Schweden hat sich das Parlament gegen den Umstieg auf DAB+ ausgesprochen. Was bedeutet das für die Radioverbreitung in Europa?
Die Politik in Schweden hatte sich bereits im Sommer 2015 mit dem Thema befasst und aus objektiven Gründen einen Umstieg im Jahr 2016 abgelehnt. Aus meiner Sicht hat das Parlament sich nun entschieden, den Umstieg von FM zu DAB+ im Jahr 2016 nicht umzusetzen um abzuwarten, was die europäischen Nachbarn planen insbesondere was Norwegen macht. Das ist nachvollziehbar, wenn die Gegebenheiten noch nicht vorhanden sind, wie z.B. die DAB+ Netzabdeckung, die nur bei 35% liegt (Quelle: WorldDAB). Also erstmal gut für die Radiohörer in Schweden, sie können ihr altes FM Radio weiter nutzen. Aber es wird nichts an den Plänen zur Radioverbreitung in Europa ändern. Zukünftig soll auf der Antenne analoges FM durch Digitalradio-DAB+ ersetzt werden.

Welche Möglichkeiten bleiben den europäischen Institutionen, auf einheitliche Standards für die Radioverbreitung in Europa hinzuwirken?
Die einheitlichen Standards, wie die der Digitalradio-Familie mit DAB/DAB+ und DMB werden damit nicht in Frage gestellt. Einzig die einheitliche Ausstattung der Radiohörer mit hybriden Empfangsgeräten stationär, mobil und im Auto - mit DAB+/UKW und Internetradio - sollten die europäischen Institutionen in Europa im Auge haben. Die Radiohersteller werden, und dies hat man im TV-Bereich auch erlebt, langfristig keine „nationalen“ Radios anbieten, sondern alleine aus Kostengründen alle in Europa relevanten Standards in einem Gerät integrieren. Damit wäre eine schnelle und kostengünstige Migration am Markt umsetzbar.

In Schweden soll Radio vornehmlich über (mobiles) Internet und über UKW versendet werden. Ein guter Weg?
Auch für ca. 5 Millionen Radiohörer in Schweden verursacht ständiges Internetradio über das Mobilfunknetz einige Kosten. Die Mobilfunkunternehmen müssen geeignete Infrastruktur für Hörfunk vorhalten und die Kunden müssen direkt dafür zahlen. Vielleicht finanziert das zukünftig der schwedische Staat als eine Art Infrastrukturleistung, wie eine Straße oder eine Brücke. Eine Kalkulation dazu ist mir jedenfalls nicht bekannt. Ob das ein guter Weg ist, müssen die Hörer in Schweden entscheiden.

Nach Medienberichten erfolgte der Beschluss des schwedischen Parlamentes, nachdem der Rechnungshof die digitale Verbreitung als zu teuer befunden hat. Ist der DAB+ Umstieg europaweit finanzierbar?
Bei einer Bevölkerungsdichte von 22 Einwohnern pro km² in Schweden zu 228 Einwohnern pro km² in Deutschland lassen sich schon unterschiedliche Kalkulationen pro Hörer vermuten. In Deutschland ist auf Grund der großen Bevölkerungsdichte Rundfunk weiterhin zur Flächenversorgung besser geeignet, und Digitalradio im Gleichwellenbetrieb ist günstiger als UKW-Einzelsender oder mobiles Internetradio. Teuer ist ein langer Simulcast Betrieb von FM und DAB+ insbesondere für die privaten Veranstalter. Wir müssen diese Simulcastphase so kurz wie möglich halten. Und dies wird gelingen, wenn erst einmal Mehrnormengeräte mit denen ich UKW, DAB+ und Internetradio empfangen kann, den Markt dominieren.

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