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Kolumne

Vom 3D-Kino zum 3D-Fernsehen: Ein crossmediales Erfolgsrezept?

Jesko Jockenhövel, Medienforscher an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam

Jesko Jockenhövel Quelle: Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam 30.11.2010

Getragen von dem Erfolg dreidimensionaler Filme an der Kinokasse setzen seit diesem Jahr zahlreiche TV-Gerätehersteller auf 3D-HD-Fernseher, die das stereoskopische Filmerlebnis zuhause reproduzieren können. Mehr als 40 verschiedene Modelle sind bisher erhältlich. Doch nicht nur 3D-Filme auf Blu-Ray sollen nun das 3D-TV-Gerät bespielen, sondern erste Fernsehsender – insbesondere Pay-TV-Plattformen und Video-on-Demand-Betreiber – bieten anlässlich von Events dreidimensionale Inhalte an.

Die Marktforscher von „Display Search“ gehen für 2010 von weltweit 3,2 Millionen verkauften 3D-TV-Sets aus. Der Marktanteil soll bis 2014 auf 41 Prozent steigen und bei dann 90 Millionen verkauften Geräten liegen. Doch noch scheinen die Kunden zögerlich. In Westeuropa liegt der Schnitt der 3D-Brillen – die ja weiterhin zum 3D-Genuss notwendig sind – laut Display Search unter dem Verhältnis 1:1 zu verkauften 3D-TV-Sets. Viele, die einen 3D-fähigen Fernseher besitzen, können also gar keine 3D-Inhalte sehen. Und was sollen sie auch sehen? Zurzeit sind sechs 3D-Blu-Rays im freien Handel erhältlich. Weitere Inhalte sind in der Regel nur über Pay-TV verfügbar.

Allerdings scheint eine große Kaufbereitschaft zu bestehen. Laut einer durch die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik in Auftrag gegebenen Studie planen 41 Prozent von 1.000 repräsentativ Befragten, ein 3D-TV-Gerät zu kaufen; 33 Prozent wollen dann zwei Brillen kaufen, 57 Prozent drei Brillen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass 3D-Filme in Genres wie Fantasy, Action-Adventures, Kinderfilm und insbesondere im Animationsbereich akzeptiert sind. Dafür sprechen auch die Kino-Einspielergebnisse von „Avatar“ bis „Alice im Wunderland“.

Im Rahmen des Projektes „Prime“ zur Produktion und Projektion immersiver Medieninhalte wurde an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ durch qualitative und quantitative Methoden das Filmerleben bei 3D-Kinofilmen untersucht. Dabei hat sich herausgestellt, dass es einerseits vor allem die visuelle Ästhetik ist, die für Kinogänger attraktiv ist und andererseits das Gefühl der Immersion, also das Gefühl des „Dabeiseins“ und der „Teilhabe“. Die Zuschauer präferieren – wenn sie schon mehr zahlen – dass der 3D-Effekt zumindest wiederkehrend deutlich sichtbar ist und eine narrative oder genregebundene Motivation erhält, also eine Legitimation durch die Handlung erfährt.

Bei der Übertragung von 3D in den Home-Bereich stellt sich – auch vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus „Prime“ – insbesondere die Frage, ob das Kinoerlebnis zuhause so wiederholt werden kann. Gerade das immersive Erleben eines 3D-Kinofilms ist im Nebenbei-Medium Fernsehen vor diesem Hintergrund zu sehen. Zudem dürfte das ästhetische Erleben auch bei einem 40 Zoll- oder größeren Fernseher deutlich von dem in einem abgedunkelten Kinosaal mit 15 Meter großer Leinwand abweichen. Gleichzeitig bieten 3D-Inhalte von Blu-Ray aber mittlerweile eine perfekte 3D-Bildqualität und können so zumindest annähernd das Kinoerlebnis zuhause wiederholen. Hier dürften die Chancen für 3D-TV zurzeit liegen: Im Event, das man sich zuhause anschaut, sei es ein 3D-Kinofilm auf dem großen 3D-Fernseher oder gemeinsame Sport- und Konzertabende als Live- und 3D-Übertragung mit perfekt produziertem Content. Denn nichts ist schädlicher für den Erfolg von 3D auch im Home-Bereich, als wenn die Konsumenten für 3D-Aufpreise nicht zufriedenstellende Inhalte erhalten.

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