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Stuttgarter Hochschulradio als Versuchslabor

Was die klassischen Radiomacher vom Studentenfunk lernen können

Prof. Dr. Oliver Zöllner, Vorsitzender des Trägervereins Hochschulradio Stuttgart e.V. Quelle: Max MokryHdM Stuttgart Prof. Dr. Oliver Zöllner Vorsitzender Trägerverein Hochschulradio Stuttgart 15.02.2017
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Es ist großartig, dass Hochschulradios, losgelöst sind von kommerziellen Verwertungslogiken und andere Angebote machen können". Das sagt Prof. Dr. Oliver Zöllner, Vorsitzender des Trägervereins Hochschulradio Stuttgart e.V., der den Sender HORADS 88,6 verantwortet. "Wir machen kein Konsensprogramm, sondern versuchen, einen Diskurs über Musik zu führen." Davon sollen auch die klassischen Radiomacher profitieren.







In Amerika gelten College-Radios als Trendsetter auf dem Musikmarkt. Welche Impulse setzt Ihr Programm bei der Musikauswahl?
Das Hochschulradio Stuttgart HORADS 88,6 möchte insbesondere studentische Zielgruppen ansprechen. Sein Musikformat besetzt daher auf dem Stuttgarter Hörfunkmarkt eine wesentliche Nische: Off-Mainstream-Popmusik. Das heißt: Bei HORADS 88,6 läuft tagsüber aktuelle Musik aus dem weiten Umfeld der Popularmusik, die aber nicht unter dem Verwertungszwang steht, in den Charts präsent sein zu müssen. Die HORADS-Musik darf auch „Ecken und Kanten“ haben, bei uns laufen auch die „schrägeren“ Sachen, das Ungewohnte. Unser Leitmotiv ist: Bei HORADS 88,6 gibt es Neues zu entdecken. Das kann auch mal wehtun – nicht immer gefällt allen alles. Wir machen kein Konsensprogramm, sondern versuchen, einen Diskurs über Musik zu führen.
In den Abendstunden kann das auch noch prononcierter erfolgen, etwa wenn Spezialsendungen bestimmte Musikgenres vorstellen, zum Beispiel die „Heavy Hour“, die sich journalistisch sehr kompetent der Heavy-Metal-Musik in all in ihren Schattierungen widmet. Auch wenn man solche Musik persönlich eher nicht mag: Die Auseinandersetzung damit ist absolut interessant und persönlich gewinnbringend.
Deutlich wird also, dass bei HORADS 88,6 nicht bloß die eigenen musikalischen Bedürfnisse abgedeckt werden, sondern auch ein Interesse für die Interessen „der Anderen“ geweckt werden soll. Man nennt das, pointiert formuliert, Gesellschaft. Es ist großartig, dass Hochschulradios, losgelöst von kommerziellen Verwertungslogiken, ein solches Angebot machen können.

Eine Reihe von Uniradios kooperieren für die sogenannten Campuscharts. Welche Rolle spielen diese für Ihr Programm?
HORADS 88,6 ist stolz und glücklich, bei den Campuscharts dabei zu sein und diese im Programm zu haben. Für viele Hörer*innen sind sie ein echtes Highlight – und ein paar bekanntere Stücke im Programm tun der musikalischen Seele auch mal gut. Die Campuscharts sind aber auch ein schönes Beispiel für die Vernetzung der deutschen Hochschulradios.

Auf welchen Kanälen senden Sie und welche Hörer-Resonanz verzeichnen Sie? Insb: werden Sie terrestrisch über UKW und DAB+ verbreitet, gibt es Streams und/oder Podcasts?
HORADS 88,6 sendet im Stadtgebiet Stuttgart rund um die Uhr auf einer eigenen UKW-Frequenz, in Baden-Württemberg (zusammen mit anderen nicht-kommerziellen Anbietern) tageweise auf DAB+ sowie per Stream über das Netz (http://www.horads.de) und via Apps (iOS und Android) weltweit. Außerdem sind wir sehr aktiv auf der Plattform SoundCloud (https://soundcloud.com/horads-88-6), so dass man viele Sendungen dort auch nachhören kann. Vieles wird auch über Social Media angeteasert (Facebook, Twitter, YouTube etc.). Die Resonanz ist sehr erfreulich.

Für welche Formate werden die Studenten bei Ihnen auf welche Art ausgebildet?
Die Ausbildung bei HORADS 88,6 erfolgt typischerweise in sog. Ausbildungsrunden, in denen interessierte Studierende von hauptamtlichen HORADS-Mitarbeiter*innen in alle wesentlichen Arbeitsweisen der Wort- und Musikredaktion - jeweils unter crossmedialen Bedingungen - gründlich eingeführt werden. Wenn man diese „Allrounder“-Ausbildung erfolgreich durchlaufen hat, kann man eigene Sendungen moderieren oder gestalten. Für diejenigen, die diese mehrwöchigen Ausbildungsrunden im laufenden Semesterbetrieb neben ihren Lehrveranstaltungen nicht mitmachen können, bietet HORADS 88,6 in den Semesterferien auch etwas komprimiertere „Spring Schools“ bzw. „Summer Schools“ an, die ebenfalls sehr gut angenommen werden. Daneben bieten einzelne Professoren an den fünf beteiligten Mitgliedshochschulen auch Lehrveranstaltungen rund um den Hörfunk an (Produktionskurse, Radio-Workshops u. ä.). Insgesamt gibt es also mehrere Zugangswege zu HORADS 88,6, das sich als Mitmach-Radio von Studierenden für Studierende versteht.

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