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Interview24.11.2016

Service lässt sich nicht automatisieren

Wie die EVG dafür kämpft, dass qualifizierte Tätigkeiten durch die Digitalisierung nicht fachlich entwertet werden

Regina Rusch-Ziemba, Stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Quelle: EVG Regina Rusch-Ziemba Stellvertretende Vorsitzende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG)
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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"Service lässt sich nicht automatisieren", sagt Regina Rusch-Ziemba Stellvertretende Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). "Wir müssen darauf achten, das qualifizierte Tätigkeiten durch die Digitalisierung nicht fachlich entwertet werden." Daher fordert Rusch-Ziemba die Deutsche Bahn auf, dass die Investitionen bei der Digitalisierung nicht nur dem Unternehmen sondern vor allem auch den Beschäftigten nützen.





Die Deutsche Bahn hat ankündigt, 1 Milliarde Euro in Digitalisierungsprojekte zu investieren. Was halten Sie von dieser Strategie?
Die Ankündigung, eine Milliarde Euro in Digitalisierungsprojekte zu investieren ist ja noch keine Strategie. Für uns ist wichtig, dass die Beschäftigten durch die Digitalisierung keine Nachteile erleiden. Im Gegenteil, wir fordern, dass die Kolleginnen und Kollegen durch entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen fit gemacht werden, um sich den absehbaren Herausforderungen erfolgreich und ohne Angst um die berufliche Zukunft stellen zu können. Tätigkeiten verändern sich, die Anforderungen auch, das geht nicht ohne Weiterbildung. Ein Bildungsbudget gehört für uns insofern zwingend zu einer Digitalisierungsstrategie.

Wofür würden Sie das Investitionsprogramm von 1. Mrd innerhalb der Deutschen Bahn einsetzen?
Unser Hauptaugenmerk liegt auf den Themen Qualifizierung und Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit. Die Digitalisierung bietet ja auch Chancen, wenn sich Tätigkeiten so verändern, dass dies zu Arbeitserleichterungen führt. Anderseits müssen wir darauf achten, das qualifizierte Tätigkeiten durch die Digitalisierung nicht fachlich entwertet werden - etwa, wenn Prüfungen, für die bisher technischer Sachverstand erforderlich war, künftig durch Computerprogramme erledigt werden können. Die Investitionen, die im Hinblick auf die Digitalisierung getätigt werden, müssen in ihren Auswirkungen insofern nicht nur dem Unternehmen sondern vor allem auch den Beschäftigten nützen. 

Ist es gut für den Wettbewerb, wenn die Deutsche Bahn den digitalen Mobilitätsmarkt in Deutschland bald komplett beherrschen wird?
Ich vermag nicht zu erkennen, dass die DB AG den digitalen Mobilitätsmarkt in Deutschland bald komplett beherrschen wird. Im Gegenteil, das Unternehmen steht stark unter Druck. Carsharing, Fernbusse, zunehmende Konkurrenz im Schienenpersonennahverkehr - überall da entstehen neue digitale Angebote. Das gilt auch für die Reiseplanung; hier mischen die großen Player im Internet, wie etwa Google, immer stärker mit. Die Konkurrenz ist groß und letztlich entscheidet der Reisende. 

Welche Vision haben Sie in Bezug auf die Zukunft des Reisens, welche Rolle spielen die Mitarbeiter, die für den reibungslosen Betrieb sorgen?
Reiseketten wären eine Vision. Um die Attraktivität der Eisenbahn als schnelles und vor allem umweltfreundliches Verkehrsmittel zu steigern, ist das unkomplizierte Reisen von Haustür zu Haustür das Ziel. So würde der Zugang zum Verkehrsträger Schiene deutlich vereinfacht. Dabei spielt die Anwesenheit von Mitarbeiter auch in Zukunft eine wesentliche Rolle. Service lässt sich nicht automatisieren. Züge, die gänzlich ohne Personal fahren, sind für uns unvorstellbar und sind sicher auch von Reisenden nicht gewünscht - auch wenn die zunehmende Digitalisierung hier Möglichkeiten bietet. Für uns gibt es da ganz klare Grenzen. 

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